Matchbook Romance - Voices


Review

Stil (Spielzeit): Emo/Punk/Postcore


Label/Vertrieb (VÖ): Epitaph/SPV (11.02.06)
Bewertung: 5 bis 6 von 10
Link: http://www.matchbookromance.com

Erinnern wir uns: MATCHBOOK ROMANCE waren 2003 mit ihrem Full-Length-Debut „Stories And Alibies“ und der Vorgänger EP „West For Wishing“ inklusive ihres Alternativ-Disco-Hits „The Greatest Fall (Of All Times)“ genau richtig platziert um sowohl im Label-Rooster von Epitaph für frischen Wind zu sorgen, als auch mitten im Screamo-Aufschwung mit von der Partie zu sein. 

MR hatten zwar nie die wirklich „heftigen“ Songs mit fiesem Gekreische oder Metalanleihen, sondern mischten vielmehr einen Schreier etwas unter die vielen Melodien, die in ihren sonnigen und knackig arrangierten PopSongs mit Emo- und Punkcharakter den Ton angaben. Trotzdem gehörten sie ab dem Zeitpunkt durchaus zu den Speerspitzen des Genres. Vor allem auch das Schlagzeug verlieh mit seiner Versiertheit dem Output der Band jede menge Druck. Lediglich die manchmal etwas weinerliche und nasale Stimme Andrews und die etwas vorhersehbaren Texte, die sich allesamt um das Thema „meine Ex hat mich verlassen und ich krieg sie nie wieder“ zu drehen schienen, hätten die Stimmung trüben zu können.

Jetzt schreiben wir das Jahr 2006 und Screamo ist längst nicht mehr so frisch wie vor drei Jahren. Es gibt noch mehr Bands und die Ähnlichkeiten werden immer größer und die Bands austauschbarer. Und genau jetzt bringen MR mit „Voices“ ihr zweites Album raus. Keine leichte Aufgabe also. 

Das Ergebnis ist für mich leider etwas zweischneidig: Die Band hat an und für sich den richtigen Schritt getan und das Label „Screamo“ abgelegt und ist zu neuen Ufern aufgebrochen. Dass so was gut funktionieren kann, eine Band dadurch Individualität und Reife demonstrieren kann, haben die Kollegen von THRICE vor kurzem vorgemacht. Leider, leider haben jene aber auch schlichtweg das spannendere Album gemacht. So oft ich es auch versuche, „Voices“ will mir einfach nicht mehr als ein „ganz nett“ oder „solide Weiterentwicklung“ entlocken. Das Album ist wesentlich ruhiger und relaxter als seine Vorgänger. Das Schreien hat man sich komplett abgewöhnt und dafür viel mehr Wert auf Atmosphäre und Experimentierfreude gelegt. Bei Songs wie „Monsters“ klingt das auch klasse: ein knackiger PopPunkSong mit Effekten, gut eingesetzten Handclaps, einem „Moshpart“ (kein Breakdown ;-) und einem zündenden Hook. Allerdings ist das auch schon der zugänglichste und offensichtlichste Song des Albums. Die anderen Songs muss man sich eher etwas erarbeiten, was bei vielen auch Spaß macht, wenn z.B. bei „Goody, Like Two Shoes“ ein versetzter Schlagzeugtakt auf eine Walzerrhythmus trifft, oder ein Song wie „Say It Like It Is“ zwischendurch mal nach JACK JOHNSON klingen darf. 

Wie gesagt, vom Songwriting her sind MR erwachsen geworden und gehen hier wirklich neue Wege – aber irgendwie gibt mir die Platte einfach nicht den Kick , den ich erwartet hätte. Vielleicht hätte mir die Platte ganz anders gefallen, wenn ich nicht durch die Vorgänger geprägt wäre, aber bei THRICE hat mich das auch nicht gestört. Schade, aber ich hätte mir etwas anderes von „Voices“ versprochen.