Winger - IV




Stil (Spielzeit): Melodic Hard Rock (49:59)

Label/Vertrieb (VÖ): Frontiers Records / Soulfood Music (20.10.06)

Bewertung: 7/10

Link: http://kipwinger.com

Was ist mir als allererstes eingefallen, als ich den Bandnamen WINGER nach langen Jahren mal wieder gelesen habe? Da war doch mal eine Ballade, die auf fast jedem Rock und Metal Ballads Sampler vertreten war?
Klar: „Miles Away“, vom 1990 erschienenen Album „In The Heart Of The Young“. Drei Alben hat die Formation, die sich bei ihrer Gründung aus Musikern der Alice Cooper Band zusammensetzte, in den Jahren von 1987 bis 1993 eingespielt, und fast ausschließlich handelte es sich damals um Gute Laune Nummern. 

Diese Gedanken im Kopf habe ich dann das Reunion Album „IV“ in den Player geschoben, um nach dem ersten Song das CD Fach wieder auf zu machen, um nachzusehen, ob ich mich nicht vielleicht mit der CD vertan habe. 
Nein, steht WINGER drauf, dann ist auch WINGER drin. Also, CD wieder reinschieben und weiterhören. Und was Kip Winger, Reb Beach, John Roth, Rod Morgenstern und Cenk Eroglu da eingespielt haben, klingt überraschend überhaupt nicht nach der Band, die ich aus den 90ern kenne. 
Denn von leicht verdaulichem Party Metal kann bei „IV“ überhaupt nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil, die Band geht soundtechnisch ziemlich progressiv zu Werke, und von den elf eingespielten Tracks hat sich bei mir nicht einer beim ersten Durchlauf festgesetzt. 

Vielleicht war da aber auch die Verwunderung mit Schuld, denn beim zweiten Durchlauf waren die Songs schon viel zugänglicher. Womit ich den ersten großen Unterschied zu den „alten“ WINGER schon klar definiert habe, denn die Scheibe erschließt sich einem tatsächlich nicht beim ersten Durchlauf. 
Von langsam bis etwas schneller, von melancholisch bis fröhlich, eigentlich ist alles vertreten. Und sehr häufig greifen die Jungens auch zu den akustischen Gitarren, wie zum Beispiel bei „Blue Suede Shoes“ oder bei „On A Day Like Today“. 
Stellvertretend für die Rocknummern würde ich vor allem „Your Great Escape“ nennen, das durch eine tolle Gitarrenarbeit auffällt. „IV“ ist wirklich ein sehr facettenreiches Album, für das man sich wirklich Zeit nehmen sollte. 

Wenn ich daran denke, was Kip Winger zu seinen wilden Poserzeiten so alles gemacht hat, scheint er als Musiker wirklich gereift zu sein, den „IV“ klingt sehr erwachsen, aber niemals langweilig. Mein Lieblingstrack nach allen Durchläufen ist „Livin’ Just To Die“, ein Song, der einen wirklich in jeder Hinsicht verfolgt.

Fazit: "IV" ist ein Album, das überrascht und nach ein paar Durchläufen richtig gut gefällt, mit sehr progressiv angehauchte Songs, die man in der Form wahrscheinlich nicht erwartet hätte. Ich war zumindest mehr als überrascht, auch wenn ich die alten Songs auch immer noch klasse finde.