The Cumshots - Just Quit Trying Tipp


Stil (Spielzeit): Heavy Rock / Metal (47:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Rodeostar/SPV (29.08.08)

Bewertung: 8,5/10
Link: www.thecumshots.org

THE CUMSHOTS aus Oslo wissen, wie man richtig dreckig abgeht. Großartig, was auf „Just Quit Trying“ an Energie, Spielfreude und catchy Riffs aus den Boxen drückt – mit der richtigen Mixtur aus spannenden Arrangements, explosiven Refrains und einer großen Portion Melodik.

Bereits 2006 aufgenommen und produziert, ist die Veröffentlichung des Albums in hiesigen Gefilden meine erste Berührung mit der Band. Die ersten beiden Platten „Last Sons Of Evil“ (2002) und „Norwegian Jesus“ (2003) waren laut CD-Info noch „ungebändigte Punkrock-Noise-Metal-Derivate“, doch diese Beschreibung passt nur noch partiell zu den gut durchdachten Songs auf „Just Quit Trying“. Hier trifft die Komplexität und Brachialität von MASTODON auf dreckigen Rock-Metal der Marke ENTOMBED (auch im Hinblick auf Sänger Max' Röhr-Organ) und SLAYERS Aggressivität – auf Songs wie „Praying For Cancer“, „Punchdrunk On Death“ oder „Last Laugh“ inklusive Hit-Charakter. Alter Schwede, was für Walzen, dazu noch ultrafett im Sound und erfrischend eigenständig! Mit unaufgesetzten Soli, Pianoklängen sowie akustischer Gitarre und Cello ziehen THE CUMSHOTS alle Register, um für Abwechslung zu sorgen.
Die Lyrics stimmen größtenteils nachdenklich: „Es geht in ’Drink Alone’ ums Trinken“, so Sänger Max Cargo. „Ich habe festgestellt, dass es für mich und alle anderen am besten ist, wenn ich allein trinke. Dann kann ich den Schaden klein halten.“ Den Titel „Pray For Cancer“ kommentiert Max wie folgt: „Ich würde nie Selbstmord begehen, aus vielen Gründen. Deshalb scheint mir in Pray For Cancer eine tödliche Krankheit manchmal der einzige Weg, sich aus dem Jammertal hier zu verabschieden.“ Beide Songs sind exklusiv mit coolen Clips (hier und hier bei YouTube checken) auf der deutschen Edition von „Just Quit Trying“ vertreten.

Und noch ein paar nette Infos aus dem Beipack-Zettel:
In Norwegen ist Max Cargo für seine extremen Performances bekannt – und beliebt. Seine Show auf TV 2, dem größten Sender Norwegens, zieht zu später Stunde 500.000 Zuschauer, das sind knapp 92% der Zuschauer zwischen 20 und 29 Jahren. Meist geht es dabei um die drastische Darstellung der sieben Todsünden. Der Sender lässt Max alle Freiheiten, wenn nicht allzuviele Körpersäfte fließen, auch wenn die Reaktionen des Publikums gemischt sind. „Oh, ich habe viele eigenartige Mails bekommen, meist von religiösen Fanatikern“, bestätigt Max. „Mittlerweile habe ich eine ganze Bibelsammlung zuhause, und einmal schickte mir eine Frau einen Brief, der mit ihrem Menstruationsblut unterschrieben war.“
2003 ließ er sich zu einem Experiment hinreißen, das ihm buchstäblich auf den Magen schlug. Eine Woche lang lebte er in einem Schaufenster und ernährte sich ausschließlich von ungesundem Essen: Cola, Sahne, Butter. Er wusch sich nicht, putzte sich nicht die Zähne und stellte quasi die animalische Essenz des menschlichen Körpers zur Schau, um zu sehen, welche Wirkung dies auf seine Gemütsverfassung hatte. Dabei führte er genau Buch über die Menge an Nahrung, die er zu sich nahm und die er wieder ausschied. „Danach fühlte ich mich unglaublich fett und müde. Das Anstrengendste waren die Leute, die immer an die Scheibe klopften. Ich glaube, ich habe danach eine ganze Woche durchgepennt.“ Das Ergebnis? „Eigentlich nur eines: Mein Sperma nahm an Menge zu. Ich befürchte, eines Tages werden die Fastfood-Junkies die Erde bevölkern“, so Max, der nicht einmal einen Fernseher besitzt und sich selbst als „eigentlich ziemlich altmodisch“ bezeichnet.
Einen größeren Skandal, der es sogar in die internationalen Medien schaffte, gab es auf einer Tour vor ein paar Jahren, als die Organisation Fuck For Forest anfragte, ob sie bei einem CUMSHOTS-Auftritt eine Performance durchziehen dürften. „Fuck For Forest machen Live-Porno und spenden das Geld für die Erhaltung des Regenwaldes. Ok, dachten wir, das ist ja für eine gute Sache, und so ließen wir sie ihre Show abziehen, während wir spielten. Leider gab es ein gerichtliches Nachspiel, bei dem wir auf ein Bußgeld von 10.000 Dollar verknackt wurden. Und wir haben das gar nicht richtig mitbekommen, weil wir uns auf unsere eigene Show konzentrieren mussten…“


Dass THE CUMSHOTS es vor allem auch musikalisch drauf haben, zeigt der Gewinn des World Rock Championship in Bilbao 2002, im darauffolgenden Jahr wurden sie für den schwedischen Grammy nominiert. In Deutschland und Holland war die Band bereits mehrfach auf Tour, in diesem Herbst 2008 kommen sie wieder! Derzeit arbeiten die Fünf schon am Nachfolger für vorliegende Scheibe, der die musikalische Spannbreite um Country-Einflüsse erweitern soll. Ich bin schon jetzt gespannt auf das Ergebnis und empfehle bis es so weit ist den aktuellen Ouput der Band – ich hatte schon länger nicht mehr so viel Spaß mit einer Platte wie mit „Just Quit Trying“!