Huntress - Spell Eater Tipp

huntress spelleater

Stil (Spielzeit): Heavy Metal (42:55)
Label/Vertrieb: Napalm Records (27.04.2012)
Bewertung: 8/10

huntresskills.com

Seit Monaten werden HUNTRESS aus Kalifornien gepusht, was das Zeug hält; die Single "Eight Of Swords" ist bereits seit längerer Zeit erhältlich und macht seitdem mit schnörkellosem, traditionellem Metal Lust auf viel mehr. Das gibt es jetzt endlich in Form von insgesamt zehn Tracks, die sich auf dem Debüt "Spell Eater" befinden. Und das hat es mit unglaublich starken Female-Vocals sowie einem okkult angehauchten Metalmix in sich!

Frontfrau Jill Janus war früher angeblich mal als Opernsängerin unterwegs. Mit Bands wie EPICA oder AFTER FOREVER haben HUNTRESS allerdings nicht die Bohne gemeinsam, denn ihre Vergangenheit hört man der Sängerin nur dann an, wenn sie ohne Mühe sämtliche Gesangsstile durchwechselt. Musikalisch ist die seit 2009 existierende Band ebenfalls meilenweit von symphonischen Kapellen entfernt. Klang "Eight Of Swords" noch ein wenig wie die amerikanische Version von WOLF mit weiblichen Vocals, kommen auf "Spell Eater" Elemente aus (Melodic) Death, Occult und Black Metal hinzu, so dass sich eine sehr interessante Oldschool-Mischung ergibt, der Fans von Kapellen wie IN SOLITUDE oderPORTRAIT gerne ein Ohr leihen dürfen. Davon zeugen beispielsweise das nordisch angehauchte Riffing und Blastbeats im grandiosen Titeltrack und "Sleep And Death", in dem Jill Janus ein richtig fieses Pfund aus ihrer Stimme holt. Ok, spätestens jetzt komme ich wohl nicht mehr drum rum: Die Frontkriegerin kann nicht nur außerordentlich gut singen, sie ist auch verdammt heiß! Und das weiß sie auch: So wie sie sich auf Promofotos darstellt, muss man(n) sich schon verdammt am Riemen reißen, um nicht auf die HUNTRESS-Frontfrau zu sabbern. Die von Hexerei und Okkultismus begeisterte Sängerin ist das klare Aushängeschild der Band – sowohl optisch als auch musikalisch. Mit der Opernvergangenheit der Blondine tue ich mich schwer, und ob sie live überzeugen kann, weiß ich nicht zu sagen. Zumindest auf CD führt der Gesang der selbsternannte Banshee aber zu einer Gänsehaut nach der anderen. Wie sie innerhalb eines einzigen (!) Songs ihre Stimmlagen wechselt, mal feenhaft hoch und mit viel Vibrato, dann kehlig-dreckig singt und pervers böse kreischt – das ist wahrlich beeindruckend und alles andere als eine normale weibliche Singstimme. Hört euch nur mal den Eröffnungsschrei von "Eight Of Swords" an, wenn der euch nicht ungläubig vor der Anlage hocken lässt und euch danach ein fettes Grinsen verpasst, seid ihr hier definitiv falsch!

"Eight Of Swords" ist mit seinem bärenstarken Gesang, Oldschool-Riffs, Tempowechseln, dem arschgeilen Gitarrensolo und dem fantastischen Chorus der beste Song des Albums, an dem man sich einfach nicht satt hören kann. Ebenso wenig geht das bei den anderen neun Nummern, die allerdings nicht immer so schnell ins Ohr gehen. Doch selbst, wenn ein etwas verschachtelter Track mal mehrere Anläufe benötigt, irgendwann nistet er sich in die Gehörgänge ein. Das kühle "Spell Eater", der wahnsinnig gelungene Chorus von "Senicide", "Terror" mit der ALICE COOPER-Verbeugung "School is out forever", das mit treibendem Riffing versehene, brettharte "Snow Witch" mit einer der besten Gesangsleistungen des Albums, das wilde "Aradia" oder "The Tower" – jeder Song hat seine ganz eigenen Momente, niemals aber auch nur einen schwachen Moment. "Eight Of Swords" bringt HUNTRESS zwar am besten und eingängigsten auf den Punkt, seinen unheimlichen Reiz erhält das Debüt aber erst durch die geschickte Verbindung verschiedener Stile in den anderen Tracks, die zudem erstklassig und wuchtig produziert wurden.

Ihrer optischen und stimmlichen Omnipräsenz zum Trotz ist Janus natürlich nicht das einzige Mitglied von HUNTRESS. Ohne die Gitarristen Blake Meahl und Ian Alden, die mal technisch hochversierte und abwechslungsreiche Riffs, mal feinste Twingitarren-Leads auf die Hörerschaft loslassen, Eric Harris' prägnanten Bass und die variablen, treibenden Drums von Carl Wierzbicky, der sich wirklich den Arsch aus der Hose trommelt, wäre "Spell Eater" nicht mal halb so gut. Die vier Instrumentalisten liefern die perfekte musikalische Vorlage für die Banshee-Blondine, deren Vocals ein wahrer Killer sind.

Bei dem zumeist harten Gesangsstil plagen mich manchmal leichte Zweifel, ob Janus' Opernkarriere wirklich ernst zu nehmen war. Spätestens zeigt sich, ob die Vocals in unkontrolliertes Gekreische ausarten oder die Blondine auch auf der Bühne geschickt die Grenzen des Machbaren auslotet und mit riesigem Stimmumfang und unerhörten Details glänzt wie auf dieser Scheibe. Das Gesamtpaket, das die Kalifornier mit "Spell Eater" abliefern, ist aber so überzeugend, dass man gar nicht anders kann, als sich von HUNTRESS wegblasen zu lassen!