Die kalifornische Truppe um Frontfrau Jill lässt die Meute wieder ziemlich einschlafen. Es liegt nicht unbedingt an HUNTRESS, die spielen eine solide Show und machen ihr Ding, aber irgendwie passt die Band nicht in das heutige Aufgebot. Allen voran die unglaublich sympathische Jill, welche einem einen unglaublichen Killerblick zuwirft, aber im Großen und Ganzen sahen KISSIN‘ DYNAMITE fast schon besser aus. Mit der Zeit taut die Band aber immer weiter auf und beginnt mit dem Publikum zu interagieren, welches gar nicht mal so abgeneigt von HUNTRESS ist, wie zuerst angenommen. Matten werden geschüttelt und Fäuste in die Luft gestreckt. Um ihrem Bandnamen gerecht zu werden, schmückt sich Jill mit Geweih und Jagdfell und prescht über die Bühne. Hoffentlich ereilt sie nicht das gleiche Schicksal wie Bambis Mutter. Alles in allem haben HUNTRESS eine solide Show gespielt, nur die Stimmung hat sich leider wieder ziemlich heruntergekühlt.
Umso besser, dass als nächstes der Headliner auf dem Plan steht, auch werden bereits erste Hymnen im Publikum angestimmt. Nachdem auf der Bühne tüchtig umgebaut wurde, stehen diverse Podeste bereit und auch ein Ventilator, damit Hermans Haare im Wind wehen können. Es wird dunkel, das Intro ertönt und die Meute empfängt DRAGONFORCE unter tobendem Applaus. Diese legen auch sofort los mit „Holding On“ vom neuen Album. Leider kommt es nicht zur erhofften totalen Eskalation. Das Publikum schaut gebannt auf die Band, hier und da vernehme ich leichtes Headbangen. Der Sound ist so ziemlich unter aller Kanone, obwohl er bei den beiden Vorbands durchweg prima war. Neuzugang Marc Hudson macht eine super Figur und feuert das Publikum immer wieder an. Dies scheint jedoch noch die etwas drögen HUNTRESS zu verdauen oder befindet sich gedanklich noch mitten in der Arbeitswoche, jedenfalls will es einfach nicht so richtig abgehen. Die Band ist durchweg bei allerbester Laune und lässt keine Möglichkeit offen den Leuten zu zeigen, wer auf der Bühne steht.
Vor lauter Tetris-Sound kann ich die Gitarren und das Keyboard nicht mehr wirklich auseinanderhalten, aber gesagt sei eines, so großartig ist Herman Li nicht. Sam Totman und vor allem Vadim Pruzhanov versetzen mich heute Abend viel mehr ins Staunen. Vielleicht auch, weil ich es von den beiden nicht erwartet hatte. Hamburg zeigt sich textsicher, das Publikum singt lauthals mit. Marc Hudson macht eine fantastische Figur, singt alte sowie neue Songs einfach perfekt. Vor allem das neue Album kommt sehr gut an und so erstaunt es nicht, dass heute sehr viele DRAGONFORCE zum ersten Mal sehen. Vielleicht kommt auch deshalb nicht so sehr Stimmung auf, da sich die alten Songs noch nicht auf die Platte gebrannt haben. Zwischendrin versucht sich Marc am Keyboard, während Vadim mit der mobilen Variante im Rampenlicht steht.
Gegen Ende wird es dann noch mal richtig heiß und die Meute gibt endlich Vollgas. „Through The Fire And Flames“ wird angestimmt, es wird ausgelassen gemosht und auch ein Crowdsurfer zeigt sich. Dem anschließenden „Cry Thunder“ steht somit nichts im Weg und ich sehe doch noch Mörderstimmung aufkommen. Vielleicht hätte man zuerst einen Hit spielen sollen, denn nach „Through The Fire And Flames“ könnte die Stimmung nicht besser sein. Als Zugabe pfeffern uns die Herren „Valley Of The Damned“ um die Ohren und lassen sich noch mal vom Publikum feiern, bevor das Licht an geht.
Alles in allem gehe ich mit gemischten Gefühlen nach Hause. Die beste Band des Abends waren KISSIN‘ DYNAMITE, den Rest hätte ich mir schon fast schenken können. Einige sind sicherlich auf ihre Kosten gekommen. Vielleicht treffen DRAGONFORCE auch nicht so ganz meinen Nerv.
Setlist Dragonforce:
Holding On
Heroes of Our Time
Seasons
Fury of the Storm
Die by the Sword
Operation Ground and Pound
Fields of Despair
Storming the Burning Fields
Through the Fire and Flames
Cry Thunder
Valley of the Damned