Motörhead - Aftershock Tipp

Motörhead - Aftershock
    Rock 'n Roll

    Label: UDR
    VÖ: 18.10.2013
    Bewertung:8/10

    Website


Einen Lemmy Kilmister haut nichts so schnell um, selbst wenn man nach seinen gesundheitlichen Problemen in diesem Jahr schon ein bisschen Angst um MOTÖRHEAD haben musste. Mittlerweile geht es der Knarzwarze mit Whisky im Blut wieder besser, so dass dem Release des neuen Albums “Aftershock” und der anstehenden Tour (hoffentlich) nichts mehr im Wege steht. Und das ist auch verdammt gut so, denn der 22. Longplayer der Rocker gefällt mir sogar noch einen Tick besser als der bereits sehr gute Vorgänger “The World Is Yours”.

14 Nummern stehen auf “Aftershock”, sie sind hauptsächlich schnell, hart und kompromisslos. Teils gleichen sie sich, teils sind sie nichts wirklich Besonderes. Aber, und das diese Scheibe zu einem Pflichtkauf: Auf “Aftershock” finden sich auch einige spannende Höhepunkte - mal im typischen MOTÖRHEAD-Sound, mal völlig unerwartet und überraschend. Zur letzten Sorte gehören der “Lost Woman Blues” und “Dust And Glass”. Während es sich bei letztgenannter Nummer um eine kurze, melancholische Ballade mit einem traurig vor sich hin murmelnden Lemmy handelt, bekommt der Hörer im “Lost Woman Blues” genau das geliefert, was der Titel verspricht: Blues! Lemmy versucht zu singen, und das klingt gar nicht mal übel. Spaß beiseite: Dieser Song sticht ganz besonders heraus, weil er ein Blues-getränkter Höhepunkt ist, den man in dieser Form weder erwartet noch je zuvor von MOTÖRHEAD gehört hat.

“Crying Shame” ist bis zum Refrain typische MOTÖRHEAD-Kost, dann jedoch erzeugt immer derselbe Klavierton eine ungeahnte Eindringlichkeit. “Keep Your Powder Dry” hat, ob gewollt oder nicht, leichte AC/DC-Anleihen, während das treibende “Coupe De Grace” ein wenig an “Emergency” erinnert und spürbar “Ace Of Spades”-Vibes (das Album, nicht der Song) besitzt. Die kurze Dampframme “Going To Mexico” ist wie der Namensvetter “Going To Brazil” ein Gute Laune-Garant mit einem Refrain, der sich schon nach kurzer Zeit ins Gedächtnis fräst. Und dann wäre da noch “Silence When You Speak To Me”, einer der wenigen Midtempo-Brecher, der ein bisschen wie ein schnelleres “Orgasmatron” klingt.

Der Sound des erneut von Cameron Webb produzierten Albums ist roh und dreckig, ohne die urtypische Wucht vermissen zu lassen. Phil Campbell schüttelt sich einige der besten Soli der letzten Jahre aus dem Ärmel, Mikkey Dee ist und bleibt ein verdammtes Tier, und Lemmy selbst knarzt bis auf die genannten Ausnahmen wie eh und je. Seine Stimme war schon mal deutlich kraftvoller, aber man darf nicht vergessen, dass der Bassist dieses Jahr seinen 68. Geburtstag feiert. Für einen Mann seines Alters sind die Vocals über jeden Zweifel erhaben, wenn ich mich auch manchmal frage, wie Lemmy die hohen Stellen live rüber bringen will.

MOTÖRHEAD stehen auch auf ihrem 22. Studioalbum für ihr ureigenes Genre, das naturgemäß keine andere Band so perfekt beherrscht wie das Trio. Diesen “Aftershock” sollte sich jeder Rockfan abholen!