Geschrieben von Freitag, 16 Mai 2014 17:50

Optimist - Interview zum "Entseelt"-Album

Die Jungs von OPTIMIST Die Jungs von OPTIMIST
OPTIMIST haben mit „Entseelt" einen absoluten Brecher zwischen Deathmetal und Hardcore hingelegt, der für manche aus dem Nichts kam. Viele ehemalige END OF DAYS Fans waren positiv überrascht – dieses dreckige, rohe Album hat direkt Eindruck hinterlassen. Grund genug mal nachzufragen, wie aus EOD nun OPTIMIST wurden und was sonst noch so bei der Band aus dem Ruhrpott geht. Vorhang auf für OPTIMIST:


Bitte stellt euch und eure Band unseren Lesern vor.

Hallo, wir sind OPTIMIST aus dem schönen Ruhrpott. Die Band besteht seit dem Jahr 2010 und wir sind vier Personen: Michael spielt Bass, Sascha ist an der Gitarre, Frank sitzt hinter dem Schlagzeug und ich versuche mich am Mikrofon. Wir kennen uns bereits viele Jahre und haben uns auf unsere alten Tage dazu entschlossen, weiter Musik zu machen. Wir stehen für Oldschool Deathmetal/Grind beeinflussten Hardcore. Oder von Hardcore beeinflussten Oldschool Deathmetal/Grind. Das kann man sehen, wie man will, haha!

Was hat euch nach dem Ende von END OF DAYS bewogen, weiterzumachen – und was ist jetzt anders?

Nach dem Aus von END OF DAYS war nicht klar, ob wir weiter Musik machen wollen würden. Erst nach einigen Monaten kam Michael auf die Idee, noch mal etwas zu starten. Wir wollten anfangs sehen, wie es sich anfühlt, wieder Musik zu machen. Die Chemie hat einfach gestimmt und die Lust auf einen Neuanfang hat uns relativ schnell gepackt. Kurz und knapp kann man sagen, dass uns die Leidenschaft zur Musik und das, was wir damit ausdrücken wollen, bewogen hat, weiterzumachen.
OPTIMIST sind im Gegensatz zu END OF DAYS etwas roher und ungeschliffener. Die Songs sind alle etwas kürzer und kommen recht schnell auf den Punkt. Die Texte sind in deutscher Sprache und haben einen etwas (sozial)kritischeren Charakter im Vergleich. Außerdem sind bei OPTIMIST nur vier statt fünf Personen am Werke.

Gab es die Idee, den alten Namen zu verwenden?

Die Idee, den Namen END OF DAYS weiter zu benutzen, ist uns ehrlich gesagt nicht gekommen. Wir wollten etwas " Neues" auf die Beine stellen, dazu gehörte auch ein neuer Bandname.

War es euch wichtig, einen anderen Sound zu kreieren als das, was man unter „Metalcore" versteht? Und in wie weit sind die D.I.Y.-Aufnahmen da zu bewerten?

Uns war und ist wichtig, den Sound zu kreieren, auf den wir Lust haben und hinter dem wir geschlossen stehen. Unsere Einflüsse liegen im Mitte 90er Hardcore, Old School Deathmetal, Trashmetal und Grind. Leidenschaft, Hingabe und Authentizität sind uns wichtiger als überproduzierte Plastikaufnahmen, durchkonzipierte Hit-Versuche, knallbunte T-Shirts, gestylte Frisuren oder Rockstargebahren. Unser Sound und unsere Musik entspringen unserer Haltung und Einstellung, nicht "erfolgsorientierten" Ambitionen. Deshalb ist sowohl die Musik an sich, als auch die Produktion der Platte roh, rotzig und ungeschliffen.

Den Aufnahmeprozess zur Platte "Entseelt" haben wir in Eigenregie in unserem Proberaum absolviert. Unser Freund Dennis Begger hat uns mit viel Geduld und Zeit stark unter die Arme gegriffen. Die Tonmeisterei in Oldenburg hat dann das Mischen und Mastern übernommen.

Könnt ihr euch vorstellen, für das nächste Release in ein Studio für dicken Ami-Sound zu gehen oder wollt ihr an der jetzigen Linie festhalten?

Wir können uns sehr gut vorstellen, die nächste Produktion komplett im Studio zu machen. Allerdings würde das nichts an unserer jetzigen Linie ändern. Der Sound wird musikalisch und produktionstechnisch weiterhin "dreckig" bleiben. Dementsprechend würden wir natürlich auch das Studio wählen. Eine „aufgepumpte" Produktion von einem Star-Produzenten wird es höchstens bei unserem Schlagerprojekt geben, hehe ...

Wie kam dann der Kontakt zu BDHW zustande, die ja eher recht moderne Produktionen am Start haben?

Der Kontakt zu Toni Grunert besteht schon recht lang. Wir kennen ihn bereits seit über zehn Jahren aus END OF DAYS-Zeiten. Nach dem 2012er Demo wurde der Kontakt dann wieder etwas regelmäßiger und erste Gespräche hinsichtlich einer Zusammenarbeit wurden geführt. Im Oktober 2013 wurde bekannt gegeben, dass wir bei BDHW Rec. unterschrieben haben. Seitdem geht niemand mehr arbeiten, wir fahren wahnsinnig teure Autos und spielen viel Golf ...

Warum eigentlich „OPTIMIST"? Viel weiter entfernt könnte es vom Sound doch kaum sein ...

Sicherlich inspiriert von dem SKINLESS Song, wollten wir von Anfang an einen Kontrast schaffen, der den Hörer unmittelbar vor den Kopf stößt. Zum einen steht da das Wort OPTIMIST, dessen Bedeutung und sein Wert für etwas Positives steht. Und dann ist da die Musik, die sich permanent in einem negativen Grundton bewegt. Aber auch so zerstörend und destruktiv die Musik klingen und wirken mag, so soll am Ende dennoch etwas Positives überbleiben und dies auch bestärken. Auf der anderen Seite ist OPTIMIST aber auch ein Begriff, der in vielen Sprachen verstanden wird und funktioniert. Deshalb erreicht das Ganze auch jemanden, der zwar die deutschen Texte gar nicht versteht, aber den Grundgedanken von OPTIMIST.

Haben sich in der Zwischenzeit eigentlich eure Einflüsse verändert oder erweitert? Welche Bands laufen bei euch privat?

Neben den alten Einflüssen gesellen sich immer auch neue dazu. Wir hängen natürlich an vielen Sachen, die uns seit der Jugend begleitet und geprägt haben. Aber es gibt auch viel neues Zeug, das wir feiern. Ich freue mich aber auch über „alte" Bands, die immer noch gute Platten rausbringen und mit Leib und Seele dabei sind. Sowohl was den internationalen als auch den lokalen Sektor angeht. Mit den Jahren verändern sich natürlich gewisse Werte und Einstellungen. Einiges gewinnt, anderes verliert an Bedeutung. Das wirkt sich sicherlich auch auf die Musik und die Texte aus. Heute betrachte ich beispielsweise gesellschaftspolitische Entwicklungen, Konsumverhalten, Wirtschaftswachstum oder die Medienlandschaft anders, als noch vor sieben oder zehn Jahren.

Was werdet ihr in diesem Jahr mit der Band noch alles angehen?

2014 wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten recht viel spielen. Da zwei von uns verheiratet sind und bereits Nachwuchs da ist, die Berufe ebenfalls viel Zeit verlangen, ist es leider nicht immer ganz frei von Komplikationen, häufig oder weiter entfernt zu spielen. Wir geben aber unser Bestes. An neuem Material schreiben wir bereits und ein weiteres Video ist ebenfalls geplant.

Famous Last Words?

Wir bedanken uns vielmals für das Interview. Seid wachsam und lasst Euch keinen Dreck erzählen.