Geschrieben von Donnerstag, 10 Mai 2018 19:46

Millennial Reign im Interview - "Es ist ja nicht so, dass wir Menschen unseren Glauben einprügeln wollen"

Als christliche Metalband haben die US-Amerikaner von MILLENNIAL REIGN immer noch einen gewissen Exotenstatus in der Szene. Wir haben uns mit Bandgründer Dave Harvey über seinen Glauben, das neue Album "The Great Divide" und die vielen Line-Up-Wechsel unterhalten.

Hi Dave, schön, dass du Zeit für uns gefunden und erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung eurer neuen CD "The Great Divide“. Hat mir echt gut gefallen! Wie fühlt es sich an, das fertige Album in Händen zu halten?

Hallo! Und danke für das Interview und die netten Worte. Es fühlt sich immer toll an, ein neues Album herauszubringen. Auch wenn sich dieses noch ein kleines bisschen befriedigender anfühlt als das letzte, weil wir denken, dass es im Vergleich zum Vorgänger ein großer Schritt nach vorne ist.

Da einige Leser euch noch nicht kennen: Könntest du kurz dich und die Band vorstellen?

Aber klar doch! Mein Name ist Dave Harvey und ich bin der Gitarrist und Gründer von MILLENNIAL REIGN. Dann wären da doch Travis Wills an den Vocals, Neil Bertrand am Bass und Steve Nichols am Schlagzeug. Alle Mitglieder haben einen sehr umfangreichen musikalischen Hintergrund, sodass jeder unseren Sound echt voran getrieben hat.

MILLENNIAL REIGN hatten letztes Jahr mit einigen Line-Up-Wechseln zu kämpfen. Was war der Grund dafür und wie hat es sich auf die Arbeit an "The Great Divide“ ausgewirkt?

Die Jungs, die an "Carry The Fire“ mitgearbeitet haben, waren außerdem noch Teil einer weiteren lokalen Metalband, hier in Dallas. Nachdem wir die Tour mit STRYPER beendet und noch einige Shows als Vorband einiger nationaler Acts gespielt hatten, entschieden sie sich dazu, sich mehr auf ihre andere Band zu fokussieren und verließen MILLENNIAL REIGN. Ich wusste schon ganz genau, wen ich stattdessen in der Band haben wollte und kontaktierte Steve Nichols und Neil Bertrand, ob sie nicht Lust hätten, an Bord zu kommen. Beide waren interessiert und es läuft richtig gut, seitdem sie dabei sind.

Ein bisschen später begann James‘ (Guest; ex- vocalist, Anm. d. Red.) Baufirma, all seine Zeit aufzufressen. Er entschied sich dafür, sich hauptsächlich auf seinen Job zu konzentrieren, weswegen wir an Travis Wills als Sänger herantraten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon 90 Prozent des neuen Albums geschrieben, weswegen er gleich begann, Lyrics zu schreiben und Demos zu den Songs, die ich ihm geschickt hatte, aufzunehmen.

Du hast also eigentlich gar nichts mit den Lyrics zu tun?

Ne, das war auf jeden Fall alles Travis. Ich habe die Fähigkeit, Musik zu schreiben, aber sobald es an die Texte geht, geht mir jegliches Talent abhanden.

Wo wir sowieso grade schon von "The Great Divide“ sprechen: Hat das Album so etwas wie ein Konzept oder eine Geschichte? Bzw. was wollt ihr damit ausdrücken?

Ganz ehrlich, da hab ich eigentlich gar nicht wirklich drüber nachgedacht. Wenn ich mich hinsetze, um Musik zu schreiben, nehme ich einfach das, was mir in den Sinn kommt. Ich hatte wirklich kein Konzept oder eine Geschichte, die ich unseren Fans erzählen wollte. Ich schreibe einfach das, was ich selbst gerne an Musik genießen würde. Ich mag es heavy, aber gleichzeitig melodisch.

Mein Lieblingssong von der Scheibe ist "In Your Silence“, welcher außerdem die einzige enthaltene Ballade ist. Was war deine Inspiration für den Song?

Der Song... Da muss ich zugeben, dass er etwas anders ist. Ich war nie ein großer Balladenschreiber, obwohl ich Balladen mit einem härterem Refrain sehr mag. Als wir das Album geschrieben haben, meinten einige der Jungs, dass wir eine Ballade auf dem Album haben sollten. Also habe ich angefangen, mir Balladen von verschiedenen Bands anzuhören, um eine ungefähre Idee von dem zu bekommen, was ich schreiben wollte. Und dann habe ich mich einfach hingesetzt und das Stück geschrieben. Hat alles ziemlich gut funktioniert und Travis hat mit den Gesangsmelodien phänomenale Arbeit geleistet!

Während des Hörens ist mir aufgefallen, dass eigentlich jeder Song auf "The Great Divide“ einen sehr hymnischen Refrain besitzt. Wie schwer ist es für dich, solch eingängige, aber keineswegs flachen Melodien zu schreiben?

Na ja, ich bin ja schon etwas älter und war ein leidenschaftlicher 80s-Metalhead. Ich komme einfach aus einer Zeit, als diese riesigen Refrains in den meisten Stücken vorkamen. Wenn ich dann neue Songs schreibe, gehen die einfach ganz natürlich in diese Richtung.

Liest man eure Lyrics, ist es offensichtlich, dass MILLENNIAL REIGN eine christliche Band ist, die allerdings in einer Musikrichtung zu Hause ist, von der niemand wirklich Texte über Jesus und Gott erwarten würde. Habt ihr schon einmal für überraschte Gesichter gesorgt, wenn ihr Leuten erzählt habt, dass ihr in einer christlichen Metalband spielt?

(lacht) Die einzigen überraschten Gesichter trugen tatsächlich Musiker, die Interesse zeigten, sich der Band anzuschließen. Wenn ich denen das dann gesagt hatte, kam nur noch „Oh… Ok...“. Wir sind alle gläubig in der Band und da ist es einfach ganz natürlich, solche Musik zu schreiben. Bei jedem, der einen starken Glauben in irgendwas besitzt, wird sich das in der Musik zeigen. Alle Erfahrungen eines Menschen, egal welchen Glaubens, kommen in seiner Musik zum Vorschein. Es ist ja nicht so, dass wir Menschen unseren Glauben einprügeln wollen, sondern das ist einfach, wer wir als Personen sind.

Habt ihr auch schon negative Erfahrungen gemacht?

Nicht wirklich. Wir spielen überall, wo jede andere normale Band auch spielt. Wir haben auch schon viele nationale und internationale Acts wie zum Beispiel SONATA ARCTICA, DELAIN, JOE LYNN TURNER und HAMMERFALL supportet, um nur ein paar zu nennen. Wir sind sehr akzeptiert in dem, was wir tun.

Gerade in Europa symbolisieren viele Bands das Gegenteil zu euch und spielen mit Elementen aus Satanismus und Paganismus. Wie stehst du zu solchen Dingen?

Das kümmert mich eigentlich überhaupt nicht. Ich bin ja selbst ein großer Fan von DIO und BLACK SABBATH in der Martin-Ära. Und wie du weißt, sind deren musikalischen Themen schon immer sehr düster gewesen. Ich persönlich würde solche Songs nicht schreiben wollen, aber jedem das Seine.

Wird es für europäische Fans bald eine Chance geben, euch auch hier erleben zu können?

Wir würden uns sehr freuen, nach Europa zu kommen und haben das auf jeden Fall auch vor. Wir wurden bis jetzt bloß einfach nicht eingeladen. Allerdings würden wir uns sehr über Einladungen zum Keep It True, Headbangers Open Air oder allen möglichen anderen Festivals freuen. Hoffentlich kommt nach der Veröffentlichung des neuen Albums bald etwas. Letzten Monat haben wir auf einem Festival in Mexico gespielt, also richtet sich unser Blick jetzt auf jeden Fall auf Europa.

Hast du noch irgendwelche Abschlussworte für unsere Leser?

Wir mussten letztes Jahr viele Schwierigkeiten überwinden, haben jetzt aber nichtsdestotrotz ein tolles Line-Up und ein solides neues Album. Jeder von euch kann es sich anhören und selbst darüber urteilen, aber ich denke, es wird euch gefallen!