Geschrieben von Montag, 01 Oktober 2018 12:00

Leah im Interview: "Ich hoffe, ich kann Dich in eine andere Welt entführen, während du zuhörst"

Auf ihrem neuen Album "The Quest“ zeigt sich die kanadische Sängerin LEAH einmal mehr von ihrer besten Seite und verzaubert den Hörer mit ihrem einzigartigen Celtic Metal. Wir haben die Dame zum Interview gebeten und über das neue Album, die Liebe zu keltischen Klangwelten und das Leben selbst gesprochen.

Herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung deines dritten Albums. Wie fühlt es sich an, ein Album zu veröffentlichen, nachdem man so viele Monate daran gearbeitet hat?

Danke, es fühlt sich tatsächlich etwas surreal an, zwei Jahre an etwas gearbeitet zu haben und das Produkt daraus dann der Welt zugänglich zu machen. Man könnte also sagen, dass ich ziemlich gespannt und aufgeregt bin.

Da dies dein erstes Interview mit unserem Webzine ist, würde ich dich noch bitten, dich und dein Projekt kurz vorzustellen.

Ich bin LEAH, eine Celtic-Fantasy-Songwriterin aus Vancouver, Kanada. Meine Inspiration liegt vor allem in der keltischen Geschichte, Folk-Musik, World Music und, selbstverständlich, Fantasy-Klassikern wie "Der Herr der Ringe“. In meiner Vorstellung nimmt meine Musik das Beste aus ENYA und "Der Herr der Ringe“ heraus und wirft sie miteinander in den Mixer. (lacht)

Die Musik von LEAH definiert sich selbst über ihre einzigartige Nutzung von keltischen Instrumenten. Was fasziniert dich eigentlich so sehr an genau diesem Sound?

Ich glaube, das liegt mir einfach im Blut, da meine Familie ursprünglich von den britischen Inseln und den Kelten abstammt. Es ist schwer zu erklären, wieso man eine Vorliebe für eine bestimmte musikalische Kultur entwickelt, aber da ist einfach so etwas Magisches an dieser keltischen Instrumentation. Darüber scheinen sich Menschen aus allen Teilen der Welt einig zu sein.

Wie bist du überhaupt mit der keltischen Kultur in Berührung gekommen?

Ich glaube, aus einer visuellen Perspektive waren es als Kind vor allem Filme wie "Braveheart“, "Bob Roy“, "Legend“ und "The Princess Bride“, welche einen starken Einfluss auf mich hatten – zusammen mit Künstlern wie ENYA oder LOREENA MCKENNITT. Ich habe mich einfach in diesen Stil verliebt. Es hat dafür gesorgt, dass mein Leben begonnen hat, sich wie ein Soundtrack anzufühlen.

Chen Balbus (ORPHANED LAND) bereichert das Album mit seinem Saz- und Oud-Spiel und bringt einen, zumindest für meine Ohren, orientalischen Vibe auf das Album. Passt das überhaupt zu deinem Stil des Celtic Metals?

Schon vor mir haben viele Künstler keltische Klänge und die Musik des Mittleren Ostens miteinander verbunden und für mich war das schon immer eine wunderschöne Partnerschaft. Und interessanterweise zeigt meine DNA, dass ich genetisch tatsächlich zu einem winzigen Teil aus dieser Region komme. Vielleicht gibt es dadurch ja tatsächlich auch einen anderen Grund für meine Vorliebe des Orientalischen.

Als ich mir "The Quest“ zum ersten Mal angehört habe, hatte ich das Gefühl, Einflüsse von WITHIN TEMPTATION bis hin zu ADRIAN VON ZIEGLER zu hören. Welche Bands haben dich inspiriert?

Die Musik dieses Albums kam wirklich von Herzen und ich kann nicht sagen, dass ich direkt von einer bestimmten Band oder einem Komponisten beeinflusst worden bin. Aber während ich das Album geschrieben habe, habe ich im Fitnessstudio ziemlich viel EQUILIBRIUM gehört.

Der Titeltrack ist gleichzeitig auch der Opener des Albums, was bei einer Spielzeit von über zehn Minuten durchaus eine mutige Entscheidung ist. Warum hast du den Song ausgewählt?

Ich habe so etwas tatsächlich auch schon vorher einmal gemacht. Meine EP "Otherworld“ habe ich damals mit einer Klavierballade eröffnet. Nicht normal und ich mag das. Bei "The Quest“ hatte ich das Gefühl, dass das Intro den Weg für das restliche Album bereitet. Ich wollte den Hörer gleich zu Beginn auf eine Reise mitnehmen.

Das Albumcover wurde von Jan Yrlund gestaltet, der ja sehr für seinen collagenartigen Stil bekannt ist. Was gefällt dir daran und was symbolisiert das Artwork?

Wir haben in den letzten Jahren oft zusammen gearbeitet. Ich mag seine Fähigkeiten, zu zeichnen und brauche ihm nur eine vage Idee oder ein Konzept zu geben. Es ist fast so, als könnte er meine Gedanken lesen und wüsste genau, was für eine Vision ich vor Augen habe. Das Cover selbst zeigt "The Quest“ des Hörers. Die Idee dahinter ist, dass wir alle auf einer Reise sind und auf dieser alle möglichen Hindernisse auf uns warten, welche uns von unserem Weg abbringen wollen. Trotzdem sollte man fokussiert bleiben und nie das Ziel aus den Augen verlieren. Ich wollte, dass das Cover den Hörer sofort in eine andere Welt entführt, die wie eine himmlische Fantasy-Landschaft wirkt.

Das Studio-Line-Up quillt förmlich über vor bekannten Metalgrößen. Wie war es, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die sonst auf den größten Bühnen Europas stehen?

Alle Gastmusiker sind echt großartige Typen und sehr professionell. Es war eine wahre Freude, mit ihnen zusammenzuarbeiten! Wir haben einen ziemlich direkten Arbeitsprozess und sie sind in ihren Bereichen einfach die Besten, was es unfassbar einfach macht.

Wie hat sich der Aufnahmeprozess eigentlich gestaltet? Schließlich lebt ihr ja quasi über alle Kontinente verstreut.

Wie gesagt, ziemlich direkt. Sie bekommen von mir die Tracks aus der Vorproduktion, auf denen sie meine Scratch Vocals hören können, um ein Gefühl für die Stücke zu bekommen. Danach nehmen sie ihre Parts einzeln auf, meist in ihren eigenen Heimstudios, und schicken mir die Dateien zu. Es ist wirklich toll, wie wir so etwas heutzutage handhaben können. Es ist fast genauso simpel, wie zusammen im Studio zu sein, einfach nur auf eine andere Art und Weise.

Schon Pläne, "The Quest“ auch auf Tour zu promoten?

Bisher nicht, nein. Ich gehe das alles irgendwie umgekehrt an … Normalerweise gehen Bands auf Tour, um ihre Musik zu promoten, Leute kennenzulernen und sich eine Anhängerschaft aufzubauen. Ich hingegen baue mir erst eine weltweite Anhängerschaft auf, sodass mich die Leute schon kennen, wenn ich endlich auf Tour gehe und diese ein Erfolg wird. Außerdem habe ich eine Familie, um die ich mich kümmern muss und das erschwert die Logistik definitiv. Wir waren die letzten vier Monate auf Reisen, das war also schonmal ein guter Test, um zu sehen, wie die Kinder das annehmen.

Der Promotext beschreibt die Scheibe als perfektes Album für Fans von Metal, Fantasy und Rollenspielen. Liest du selbst Fantasy-Literatur?

Nun, das ist lustig, weil eigentlich bin ich süchtig nach Non-Fiction-Büchern. Ich habe kaum Zeit, um mich einfach einmal hinzusetzen und Fantasy zu lesen. Die meiste Zeit wirst du mich dabei beobachten können, wie ich Bücher über Gesundheit, Marketing, Business und andere nicht fiktionale Themen lese. Für gewöhnlich hole ich mir meine Dosis Fantasy über Filme und Serien.

Das ganze Album an sich ist sehr positiv ausgefallen. Was ist deine Einstellung zum Leben?

Ok, das ist jetzt eine große Frage! Ganz allgemein glaube ich daran, dass unsere Entscheidungen unsere Zukunft bestimmen. Wir können nicht kontrollieren, was um uns herum passiert und manchmal auch nicht, was uns selbst geschieht. Aber wir können bestimmen, wie wir darauf reagieren. Wir können uns entscheiden, einen Traum oder eine bestimmte Karriere zu verfolgen und nichts wird sich uns in den Weg stellen können, wenn wir uns so entscheiden.

Aber das Leben besteht auch aus einer täglichen Routine, die wir uns angewöhnen. Deswegen sollten wir diese Routine mit dem, was wir eigentlich wollen, in Einklang bringen – selbst die kleinen Sachen, wie jeden Tagen genügend Wasser zu trinken. All diese kleinen Entscheidungen können zusammengenommen einen großen Unterschied machen und sogar beeinflussen, wie lange du lebst. Für mich dreht sich also alles darum, sich über die Auswirkungen seiner Entscheidungen im Klaren zu sein und mit dem Leben zielgerichtet umzugehen.

Welchen Ratschlag würdest du jemandem geben, der gerade die Schule abgeschlossen hat und sich nun fragt, was er in dieser Welt, in der es ja so viele Möglichkeiten gibt, überhaupt machen soll?

Als erstes würde ich herausfinden, ob er oder sie irgendwelche bestimmten Begabungen oder Talente hat. Jeder Mensch ist mit einer Art einzigartigen Fähigkeit geboren, wir sind schließlich keine Roboter. Und im nächsten Schritt würde ich dann schauen, ob die Person irgendwelche Fertigkeiten um diese Begabung herum besitzt. Falls ja, haben wir einen Ansatz, mit dem wir weiterkommen – falls nicht, würde ich der Person raten, damit anzufangen.

Als dritten Schritt schauen wir auf den Arbeitsmarkt und machen uns einen Überblick darüber, ob es gerade eine Nachfrage für eben diese einzigartige Fertigkeit gibt. Wenn dem so ist, stehst du vor einer potenziellen Karriere, die du lieben wirst. Wie das Sprichwort schon sagt: „Wenn du machst, was du liebst, wirst du keinen einzigen Tag in deinem Leben arbeiten müssen.“

Ich bin außerdem ein Fan davon, ein ganzheitliches Leben zu führen. Soll heißen, das, was man tut, so sehr zu lieben, dass kein Unterschied zwischen Arbeit und Freizeit mehr festzustellen ist. Dann fühlt sich Arbeiten am Wochenende auch nicht mehr nach Arbeit an, weil das, was du tust, einfach nur so aus dir heraus quillt. Wenn junge Menschen so etwas für sich finden können, sind sie auf dem richtigen Weg!

Hast du noch Worte an unsere Leser?

Ja, klar! Wenn du das hier immer noch liest, dann möchte ich dir dafür danken, dass du etwas Zeit deines Tages dafür geopfert hast, dieses Interview zu lesen! Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen und würde mich sehr darüber freuen, mit dir über Social Media in Kontakt zu treten. Am meisten bin ich auf Facebook und Instagram aktiv und ich versuche auch, jedem zu antworten. Ich hoffe, dir gefällt das neue Album und dass es dich in eine andere Welt entführen kann, während du zuhörst.