Geschrieben von Donnerstag, 28 Januar 2010 21:23

Rage - Interview zu "Strings To A Web" mit Drummer André Hilgers

rage-band

Seit drei Jahren ist das Trio Wagner/Smolski/Hilgers ein stabiles Lineup, und auch nach knapp 25 Jahren veröffentlichen RAGE in regelmäßigen Abständen neue Outputs. Der neueste heißt "Strings To A Web" und wurde einmal mehr von Charlie Bauerfeind produziert. Im Interview gibt Drummer André Hilgers Einblicke in das neue Album, die Integration in die Band und erklärt, was es mit dem Babygeschrei zu Beginn von "Hellgirl" auf sich hat.

Hallo André! Wie geht's dir, und was machst du zur Zeit neben der Promo für das neue RAGE-Album?

Hallo, ich stecke zusätzlich in den Tourvorbereitungen. Wir planen noch etwas an der Bühnendeko und werkeln an der Songauswahl. Desweiteren möchten meine Schüler zwischendurch auch noch ein paar Aufgaben bekommen. Es ist nie ruhig.

Du bist nun seit drei Jahren Drummer bei RAGE. Wie würdest du diese Jahre im Rückblick betrachten? Seid ihr drei immer gut miteinander ausgekommen, oder gab es auch mal Streitigkeiten?

Streitigkeiten gab es nicht, warum auch? Ich habe viel gelernt in der Zeit und geile Shows gespielt. Die Erfahrung, mit 'nem 33-köpfigen Orchester zu spielen, war schon sehr bezeichnend, dadurch lernt ein Trommler sehr viel. Im Prinzip sind in den letzten drei Jahren so viele Sachen passiert, die ohne RAGE nicht möglich gewesen wären.

Kommen wir zum neuen Album "Strings To A Web". Warst du dieses Mal ins Songwriting involviert, oder stammen die Kompositionen erneut von Peavy und Victor?

Die Jungs haben mich von Anfang an gebeten, Songs beizusteuern, da ich auch Gitarre spiele und ein wenig singen kann. Aber nach "Carved In Stone" wollte ich auch diesmal keine Kompromisse eingehen. Die Jungs wissen genau, was gut ist für RAGE und deren Songs. Sie sind seit zehn Jahren ein Songwriterteam, ich habe mich insofern eingebracht, als dass alle Drum-Arrangements von mir sind und von Victor etwas überarbeitet wurden. Er hat das Album schließlich produziert. Ich würde mich eher als Ideengeber und Arrangeur bezeichnen, mit Songwriting hat das im Moment nichts zu tun. Zu "Hellgirl" habe ich Textideen beigesteuert.

Du hast "Hellgirl" schon angesprochen, bei dem zu Beginn ein schreiendes Baby im Wechsel mit Victors Gitarre zu hören ist. Was hat das zu bedeuten, und wovon handelt dieser Song?

Der Song ist meiner Tochter Samantha gewidmet. Sie ist letztes Jahr während der Songwritingphase geboren worden. Ich habe sie in meinem Wohnzimmer aufgenommen und wir haben es als Intro genutzt. Das macht schon ziemlich stolz, dass sie auf dem Album mitwirkt. Im Grunde handelt es davon, dass sie anständig bleiben soll und wie ich zu ihr stehe!

Wo siehst du Unterschiede oder Verbesserungen zu "Carved In Stone"?

Man hört die Team- oder Bandarbeit definitiv raus. Wir haben alle Songs vorher anständig geprobt, keine Demos aufgenommen, sondern alles oldschoolmäßig auf dem Kasten gehabt. Somit war die Arbeit im Studio sehr schnell und einfach, da jeder wusste, was er machen musste. Und natürlich hört man dem Album auch den Feinschliff von Charlie Bauerfeind an, er war eh einer meiner Wunschkandidaten fürs Album!

Einmal mehr habt ihr mit "Empty Hollow" eine Metal/Klassik-Kollaboration mit auf eure CD gepackt. Warum habt ihr das 17-minütige Stück unterteilt und nicht als einen einzigen Track mit auf die Scheibe gepackt? Ist "Empty Hollow" so etwas wie das Herzstück von "Strings To A Web", oder steht es gleichberechtigt neben den anderen Songs?

Alle Songs sind gleichberechtigt. Der Song spiegelt nur ein Gesicht von RAGE wider, nämlich die des Orchesters. Zuerst wollten wir einen Instrumentalsong machen, ähnlich "Unity". Victor hatte dann aber so viele Ideen, die er mit dem Lingua Mortis Orchester in Minsk aufgenommen hat. Der Song beinhaltet fünf verschiedene Themen, sodass jeder 'nen eigenen Titel bekommen hat.

Besonders gefällt mir die Ballade "Through Ages", da man eine solche schon länger nicht mehr von RAGE gehört hat. Woher kam die Idee für eine so ruhige, emotionale Nummer?

Schon länger? Na ja... Also auf dem letzten Album war keine, ok... Aber davor gab es schon immer Balladen mit im Programm oder auf den Alben. (Anm.d.Red.: Da muss ich widersprechen, denn eine solch eigenständige, reinrassige Ballade wie eben "Through Ages" haben RAGE seit "Ghosts" nicht mehr abgeliefert.) Diese Idee entwickelte sich beim Jammen im Studio/ Proberaum.

"Strings To A Web" wird in der Limited Edition eine Bonus-DVD des letztjährigen Wacken-Auftrittes mit Gastperformances von u.a. Schmier (DESTRUCTION) und Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) enthalten. Welche Bedeutung hat der Auftritt auch ein halbes Jahr später noch für dich?

Nun ja, es war schon eine ziemlich geile Show. Da die Technik vor Ort erstklassig ist, bietet es sich halt gut an, dort 'ne DVD mitzuschneiden. Die Show war neben dem Masters Of Rock-Auftritt schon gewaltig, und die Fans haben eine Veröffentlichung verdient, besonders die, die es verpasst haben.

Wie einfach oder schwer war es, dich als "Neuling" den anderen beiden anzupassen, die ja immerhin bereits seit zehn Jahren miteinander musizieren? War es ein schwieriger Prozess, dein Schlagzeugspiel in den Sound zu integrieren, und inwiefern hat dir die Erfahrung mit AXXIS dabei geholfen, dich in die Band einzufügen?

Schwer war es nicht, das Einzige waren ein paar spielerisch-technische Sachen, die ich mir aneignen musste. Die Songs kannte ich eh schon und die Jungs haben es mir sehr komfortabel gemacht, mich einzufügen. Leichter als manch andere Band, die nicht so technisch versiert ist/war! Ich würde eher sagen, dass die Erfahrung mit SILENT FORCE schon weit vorher ihre Früchte getragen hat, schließlich hatte ich schon immer einen Power-Metal-Stil. Dadurch habe ich auch Victor vor Jahren kennengelernt. Wichtig ist, dass man nie aufhört, weiter davon zu träumen, Musik zu machen und immer zu üben. Heute kann ich von der Musik leben, das war vorher nur schwer möglich.

Welches ist dein Lieblingsalbum von RAGE und weshalb?
"Unity". Guter Sound, geile Songs, geiles Artwork... Bei dem Album passte einfach alles zusammen.
Würdest du die Beteiligung an der deutschen Vorausscheidung zum Bundesvision Song Contest rückblickend als wichtige Erfahrung einstufen, oder käme ein Song wie "Gib dich nie auf" jetzt eher nicht mehr in Frage?

Die Teilnahme war schon wichtig, aber eher für den Metal an sich. Wir haben es immer so gesehen, die reine Teilnahme war schon ein Sieg. "Gib dich nie auf" war ja kein Einzelfall, es gab schon mal einen deutschen Song auf "Speak Of The Dead" als Bonus. (Anm.: Er meint "Vollmond") Ob wir sowas nochmal machen, lassen wir mal so im Raum stehen... Als Special bestimmt mal wieder.

Können die Fans etwas Besonderes von der kommenden Tour erwarten? Wird es zum Beispiel wieder Akustiksets geben oder plant ihr andere Besonderheiten?

Wir werden sehen, bis jetzt ist noch nichts spruchreif.

Zum Abschluss darfst du noch ein paar Worte an unsere Leser loswerden.

Kauft unsere CD und ladet Sie nicht runter... die Szene kotzt eh immer mehr ab.