Geschrieben von Montag, 09 April 2012 12:44

Love A - Alte Hackerei, Karlsruhe

LoveA1

07.04.2012 - Die Karlsruher haben es wirklich gut getroffen mit dem alten Schlachthofgelände. Hier befindet sich neben der Alten Hackerei unter anderem auch das Substage, das Tollhaus und nebenan war auch noch eine große Kirmes im Gange. Die Alte Hackerei ist ein kleiner Laden, der im Mai "5 Jahre Alte Hackerei" feiert. Der Laden läuft unter dem Motto „die gepflegte Punk Rock Kneipe" und bietet einen Kickerautomaten, an schönen Tagen einen Biergarten und vor allem ein sehr großes, vielfältiges Cocktailangebot. An diesem Abend war Deutschpunk das Motto, denn LOVE A ("Eigentlich") und FRAU POTZ ("Lehnt Dankend Ab") hatten zur musikalischen Abreibung geladen. Beide Bands haben gerade sehr erfolgreich ihre Debütalben veröffentlicht und passen inhaltlich gut zusammen.

Der Veranstaltungsbeginn war für 22 Uhr angesagt, und das ist eigentlich eher die Zeit, zu der ich schon komplett auf Betriebstemperatur bin und zu der man sich heutzutage eigentlich schon zwei bis acht Vorbands reingezogen hat. Als wir gegen 21:45 in der Alten Hackerei eintrafen, war der kleine Laden schon ordentlich gefüllt. Da ich keine Uhr anhatte (spießig!), kann ich gar nicht sagen, wann LOVE A ihr Konzert begannen. Allerdings war die Alte Hackerei schon weit vor Konzertbeginn extrem verraucht, so dass man als Nichtraucher eher Richtung Ausgang und Frischluftzufuhr auf den Beginn des Konzertes wartete. Es dürften so ungefähr 70 Leute gewesen sein, die an diesem Abend gekommen waren, um LOVE A und im Anschluss noch FRAU POTZ zu sehen.

LOVE A startete mit „Hölle" und die Menge ging von Anfang an gut mit. LOVE A an sich hat jetzt nicht das Potenzial zum Abzappeln, aber es wurde ordentlich mitgewippt und auch von Anfang an mitgesungen. Das anwesende Publikum war sehr optisch orientiert und tendierte eher in Richtung Rockabilly Punk. Irgendwie hatte ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht, welche Art von Publikum eine Band wie LOVE A eigentlich anzieht... Zumindest fand ich es lustig, dass Textzeilen von LOVE A „...deine Tattoos machen dich sicher... sie sind individuell, das machen sie gut..." irgendwie auch auf einen Großteil des Publikums hätten zutreffen können.

Sänger Jörkk war sichtlich erfreut über diverse Jubelkiekser, die nach den einzelnen Songs aus dem Publikum auf die Bühne ertönten. Eine strikte Trennung zwischen Publikum und LOVE A gab es natürlich nicht, so dass den ersten Reihen im Prinzip straight ins Gesicht gesungen wurde. Der Sound war in Ordnung, allerdings ist die Alte Hackerei kein Stadion. Bei dieser Art von Veranstaltungsort kann man einfach keine optimale Akustik erwarten. Obwohl die Band dazu nichts verlauten ließ, zumindest habe ich nichts davon gehört, kam mir die Zusammenstellung von LOVE A doch anders vor, als ich es von Pressebilder kenne. Statt fünf Musikern waren vier anwesend, den Schlagzeuger konnte ich gar nicht zuordnen. Dafür bilde ich mir aber ein, einen der Künstler von den Pressebildern im Publikum gesehen zu haben. Die anwesenden Musiker hatten allerding sichtlich Spaß an ihrem Auftritt und spielten einwandfrei.

Sänger Jörkk hob sich deutlich von der Masse ab und hat eine enorm polarisierende Ausstrahlung. Die tiefgründigen, teils depressiv anklagenden Texte, nehme ich ihm sofort zu 100 Prozent ab. Auch seine Darbietung war originell und erfrischend abseits des Üblichen. Bei der Setlist kamen LOVE A teilweise durcheinander, was er professionell mit charmanten Ansagen überspielte. Seine Aussagen unterstrich er durch entsprechende Gesten und Grimassen, und vor allem der Gesang kam roh und unverfälscht rüber. Der Mann kann wirklich sehr gut singen. Das war absolut mitreißend.
Highlights des Abends waren auf jeden Fall Songs wie „Valentinstag" und „Braindecoder", die mit schönen, fluffigen Melodien und treibenden Takten punkteten. Mein Lieblingssong „Säge" wurde ganz genauso gespielt und dargeboten, wie ich es mir erhofft hatte. Live sind LOVE A auf jeden Fall empfehlenswert und noch intensiver und authentischer als aus der Dose. Bei Songs wie „Freibad" stieg sogar der Mitgröhlfaktor plötzlich überraschend an und die Menge kam richtig in Bewegung.

Wenn man nicht gerade dem Glimmstengel verfallen ist, dann ist ein Aufenthalt in der Alten Hackerei leider sehr anstrengend für die Atemwege. Deshalb habe ich mir den Auftritt von FRAU POTZ im Anschluss nicht angesehen, war aber sowieso vorrangig wegen LOVE A dort erschienen. Die Band hat meine Erwartungen voll erfüllt und eine schöne Show gespielt, die gegen 23:15 endete. Ohne viel Schnick-Schnack, keine Lightsshow sondern einfach LOVE A, nicht mehr und nicht weniger. Eine tolle Band!

Mein Fazit: Der Auftritt von LOVE A war sogar so gut, dass sie an diesem Abend deutlich emotionalere, euphorischere Rückmeldungen vom Publikum verdient hätten. Der Sänger hat wirklich alles gegeben und kratzt mit seinen Texten und seiner Performance definitiv nicht an der Oberfläche!

Fotos © BurnYourEars / Nadine Schmidt