Geschrieben von Sonntag, 22 Februar 2009 18:02

Thunder & Heaven's Basement - Bochum / Matrix


thunder_live


21.02.09 - Und wieder begibt sich eine Institution ins Sachen Hard Rock auf ihre Abschiedstournee durch Europa. Nach gut 20 Jahren, zugegebenermaßen mit einer kleinen Auszeit zwischendurch, verabschieden sich die Briten THUNDER von den Bühnen dieser Welt. Sehr schade, denn mit den letzten beiden Alben „Robert Johnson's Tombstone" (2006) und „Bang" (2008) hat die Band dem aufstrebenden Nachwuchs noch mal richtig gezeigt, wo der Hammer hängt. Nachdem ich die Band schon zigmal live gesehen habe, ließ ich mir die Gelegenheit natürlich nicht entgehen, sie bei dem Gig in der Bochumer Matrix gebührend zu verabschieden.
Als Supportband fungierten am heutigen Abend HEAVEN'S BASEMENT, die ebenfalls wie die Hauptprotagonisten aus dem vereinigten Königreich stammen, und mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum ein wirklich dreckiges und rotziges Stück Hard Rock im Gepäck hatten.



Fast auf die Minute pünktlich um kurz nach 20:00h kamen HEAVEN'S BASEMENT Sänger Richie Hevanz, die Gitarristen Sid Glover und Jonny Rocker, Basser Rob Randell und Drummer Chris Rivers auf die Bühne der Matrix, vor der es bereits jetzt ziemlich eng wurde. Auch wenn die Reaktionen der Fans zuerst relativ verhalten waren, ließen sich die jungen Briten nicht aus der Ruhe bringen und legten sehr professionell und mit einem fetten Sound ausgestattet los, als wenn sie um ihr Leben spielen würden. Dabei konnte man ihnen aber jeder Zeit ihren Spaß an der Sache ansehen, und mit Songs wie „Reign On My Parade", „Can't Let Go" oder den bisher unveröffentlichten Track „Deadman" schafften sie es ohne Probleme, das Publikum auf ihre Seite zu bekommen, und bereits nach dem zweiten Song bekamen sie mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Ihr ein wenig an die Glamrock Bands der Achtziger angelegter Stil und der volle Sound, den der Headliner ihnen netterweise zur Verfügung stellte, kamen richtig gut an und sorgten für eine sehr ausgelassene Stimmung.



Für mich ein absoluter Geheimtipp, und wer sich gerne krachenden Heavy Rock um die Ohren hauen lässt, sollte sich die Band wirklich mal gönnen. Auf ihrer Homepage kann man sich einige Titel in voller Länge anhören.
THUNDER scheinen ein wirkliches Händchen für gute Nachwuchsbands zu haben, denn auf der „Robert Johnson's Tombstone" - Tour hatten sie mit GLYDER auch schon eine hoffnungsvolle, und bis dahin völlig unbekannte Band aus Irland mit am Start.



Die 30 Minuten, die HEAVEN'S BASEMENT zur Verfügung hatten, waren daher mehr als kurzweilig, und ich hätte gerne auch noch mehr von den jungen Briten gehört. Dass sie das Publikum, das ja im Durchschnitt größtenteils locker eine Generation älter war, so auf ihre Seite ziehen konnten, spricht wohl für sich.



In der anschließenden 30minütigen Umbaupause, in der sich HEAVENS BASEMENT am Merchandise-Stand zur Signing Session einfanden, den sie bis zum Ende des THUNDER Gigs auch nicht mehr verließen, wurde heftig über die Setlist von THUNDER spekuliert. Allerdings war mir von vorne herein klar, dass sie unmöglich alle meine Faves spielen werden, da das Konzert dann mindesten drei Stunden hätte dauern müssen.



Um 21:00h Uhr war es dann so weit, und mein allerletzter THUNDER Gig startete mit dem Intro von AC/DCs „Thunder(struck)", wobei das „Thunder" lautstark von den Fans mitskandiert wurde. Luke Morley, Chris Childs, Ben Matthews, Harry James und Sänger Danny Bowes intonierten unter lautem Jubel „Backstreet Symphony". Der Sound war wirklich mächtig, und im Vergleich zum DRAGONFORCE Gig am Tag zuvor in der Essigfabrik auch anständig laut, dabei aber nie matschig und jederzeit extrem transparent.
Mit „On The Radio" und „Miracle Man" folgten zwei Songs vom aktuellen Album „Bang", wobei ich feststellen musste, dass die Reaktionen im Publikum bei diesen Songs nicht ganz so frenetisch ausfielen wie bei den älteren Sachen. Die erste Möglichkeit für die Fans von sehr vielen an diesem Abend, sich stimmlich in den Gig mit einzubringen, kam dann bei „Low Life In High Places", bei dem der Refrain lautstark mitgesungen wurde.



Sänger Danny Bowes ließ aber auch im weiteren Verlauf des Konzerts kaum Möglichkeiten aus, das Publikum zum Mitsingen zu animieren, was ihm mal mehr und mal weniger gut gelang. In diesem Fall klappte es prima, und so kam das bluesige „Empty City" für alle Beteiligten zum Durchschnaufen gerade richtig und stellte unter Beweis, dass Luke Morley immer noch einer der besten Live-Gitarristen in diesem Sektor ist, der es immer perfekt schafft, den Songs mit seinen Soli eine echte Seele einzuhauchen, und ihnen sozusagen das Sahnehäubchen zu verpassen.



Warum es „Stromwater" auf die Setlist geschafft hat, bleibt mir aber ein Rätsel, denn der Song ist für mich eigentlich der schwächste Song von „Bang", aber da er beim Rest des Publikums super ankam, scheine ich da mit meiner Meinung ziemlich alleine da zu stehen. Spielt auch gar keine Rolle, denn „I Love You More Than Rock'n Roll" ließ dann wieder keine Wünsche offen, und der Refrain wurde erneut von der kompletten Matrix mitgesungen.
Dass Danny Bowes das Publikum gerne mit einbezieht, und sie dabei immer wieder zu neuen Höchstleitungen motiviert und animiert, ist ja bekannt, und das ließ er sich auch heute Abend nicht nehmen. So arteten die anschließenden Songs in eine wahre Mitsing-, Klatsch- und Hüpforgie aus, bei der Danny seiner Mimik nach nie wirklich mit dem Resultat zufrieden zu sein schien.Was ihm aber gefallen haben dürfte, waren die lauten und lang anhaltenden „Thunder, Thunder"-Rufe, mit dem die Fans die Band nach „Dirty Dreams" wieder auf die Bühne zurückholten. Die beiden Zugaben „River Of Pain" und „Dirty Love" wurden dann zu einem einzigen Triumphzug für die Band, die sich damit, zumindest in Bochum, von der Bühne verabschiedete. Bleibt nur eine Frage offen: Warum hatte Drummer Harry James nicht einen seiner legendären Solo-Einsätze?



Fazit: Solche Konzerte sind immer ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite sieht man eine Band, die absolute Klassiker spielt, und deren Songs einen über Jahrzehnte begleiteten, auf der anderen Seite wird einem aber auch bewusst, dass sich mal wieder eine Band aus dem aktiven Geschäft zurückzieht. Das lässt einen dann schon etwas wehmütig werden. Aber was bleibt, sind die Alben und die Songs der Band, und dafür kann ich mich nur ganz tief vor den Jungens verbeugen und mich für viele tolle Momente, bei denen ihre Musik als Soundtrack diente, bedanken.




Setlist THUNDER:

Backstreet Symphony
On the Radio
Miracle Man
Low Life In High Places
Empty City
Stormwater
I Love You More Than Rock 'n' Roll
You Can't Keep A Good Man Down
Don't Wait For Me
Love Walked In
The Devil Made Me Do It
Dirty Dream
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River Of Pain
Dirty Love

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