Geschrieben von Sonntag, 15 Mai 2011 16:32

Pro-Pain, Cold Snap & Tenside - Hamburg, Logo (20 Year Anniversary Tour)

pro-pain

PRO-PAIN kommen ins Hamburger Logo, zocken zur Feier ihres 20-jährigen Bandbestehens ihr Debütalbum "Foul Taste Of Freedom" und hinterlassen einen guten, routinierten Eindruck. Mehr Elan versprühen die Opener COLD SNAP und TENSIDE.


coldsnap

Das Logo ist etwa zu einem Drittel gefüllt, als die Kroaten COLD SNAP loslegen. „Come on, Hamburg, it's not a funeral here!", ruft Sänger Jan den wenigen Leuten zu, die in einiger Distanz zur Bühne stehen und etwas desinteressiert ihr Bier trinken. Das ändert sich nach einigen Songs, knallt die moderne Mischung aus Nu Metal und Hardcore doch mehr als ordentlich, zumal die Band Vollgas gibt. STATIC -X, M.A.N, KORN, SLIPKNOT... um die Musik von COLD SNAP zu mögen, muss man modernen Metaleinflüssen gegenüber offen sein. Mit der nötigen Härte und noisig bis melodischen Zwischenparts gewinnt der agile Fünfer letztlich aber doch noch den verdienten Applaus und macht die Bühne frei für TENSIDE.

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TENSIDE
aus der Nähe von München überzeugen an diesem Abend ebenfalls durch den festen Willen, es dem steifen Hamburger Publikum zeigen zu wollen. Ich hatte die Band als handwerklich gute aber orientierungslose Kapelle von Jungspunden in Erinnerung, die sich auf ihren letzten Alben vergebens zwischen Nu Metal, Metalcore und Thrash um Eigenständigkeit bemühte. Vielleicht ist dieses Kapitel ja mit dem aktuellen Werk „Chain Reaction" abgehakt, jedenfalls finde ich mit zunehmender Spiellänge immer mehr Gefallen an den Modern Metallern. Gesanglich etwas eintönig, erweisen sich die thrashigen Songs als jederzeit headbang-tauglich. Noch ein paar zündende Hooklines mehr und etwas Melodik dazu, schon wären die Flops der Anfangstage vergessen! Ihren Job als Warmprügler für PRO-PAIN erledigen TENSIDE jedenfalls prima.

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20 Jahre im Musikbiz sind eine verdammt lange Zeit, die ihre Spuren hinterlässt – auch bei den New Yorker Hardcore-Urgesteinen PRO-PAIN. Die Jungs müssen ihre "20 Year Anniversary Tour" ohne ihren langjährigen Gitarristen Tom Klimchuck bestreiten, der gesundheitliche Probleme hat und auf absehbare Zeit keine Bühne mehr betreten wird. Ersatzmann Adam Phillips von INDORPHINE vertritt ihn an diesem Abend jedoch mehr als würdig: Der ununterbrochen ins Publikum grinsende Kahlschädel strahlt eine Spielfreude aus, an die der Rest der Mannschaft um Frontmann Gary Meskil nicht heranreicht. Offenbar ist es doch nicht ganz einfach, auf Freund Klimchuck verzichten zu müssen – oder es ist das nur zur Hälfte gefüllte Logo, das die Stimmung auf der Bühne etwas schmälert.

Dennoch, die Songs sitzen und PRO-PAIN haben den Laden im Griff. Wortkarg und routiniert spult Sänger Gary seine Motivationsgestik herunter: immer wieder wandert seine linke Hand ans Ohr, während die Finger der rechten auffordernd in Richtung Publikum winken – „etwas mehr Stimmung bitte, da muss doch was gehen..." Tatsächlich geht die Menge ganz gut mit, für ein Hardcore-Konzert im reservierten Norden auch einigermaßen engagiert. Nur im Vergleich zu früheren PRO-PAIN Konzerten steigt die Stimmung im Raum auf maximal durchschnittlich. Drei bis fünf Leute finden sich ja immer, die ihre Shirts wegschmeißen und einen kleinen Pit bilden, die Masse belässt es jedoch bei freundlichem Mitwippen. Sind eben alle schon etwas älter – junge Gesichter sieht man heute eher wenige – und vor 15 jahren bin ich auch noch anders abgegangen bei einem PP-Konzert.

Musikalisch konzentrieren PRO-PAIN sich vorwiegend auf ihre schnellen Songs und, wie angekündigt, auf das Material ihrer ersten Scheibe "Foul Taste Of Freedom". Dennoch finden auch einige neue Titel wie „Destroy The Enemy" (als Zugabe gespielt) oder Klassiker wie „Make War (Not Love)" die Zustimmung der Fans. Persönlich hätte ich gerne weniger schnelles und mehr grooviges Material sowie ein paar weitere Songs der „The Truth Hurts"-Ära gehört.

Als nach anderthalb Stunden und drei Zugaben das Licht angeht, sieht Gary zufrieden, aber erschöpft und müde aus. 20 Jahre im Musikbiz sind eine verdammt lange Zeit ...