Geschrieben von Dienstag, 26 November 2019 16:40

Hotwatermusic, Spanish Lovesongs, Muff Potter und Red City Radio - Bericht aus Köln, Palladium

23.11.2019 - Am Samstagabend im Palladium: Der Rockpalast überträgt live das fulminante Set von SPANISH LOVESONGS, MUFF POTTER, RED CITY RADIO und HOTWATERMUSIC. Das ausverkaufte Palladium ist im Ausnahmezustand. 

Liebe auf das zweite Hören

Mit ihrem zweiten Album "Schmaltz" im Gepäck stehen die Fünf von SPANISH LOVES SONGS aus Los Angeles heute auf der großen Bühne des Palladiums. Ein ultraprofessionelles Set liefern Dylan am Mikro und der Gitarre, Kyle an der zweiten Gitarre, Trevor am Bass, Meredeth an den Keyboards und Ruben am Schlagzeug ab. Mit ihrer neuen Single "Losers" bringen sie auch den letzten Tanzmuffel zum Piorettendrehen.

Ich muss ja zugeben, dass ich vorher bereits mehrmals versucht habe, mir das Album anzuhören – es packte mich allerdings irgendwie nicht. Umso positiver war ich von dieser kurzen, aber fulminanten Show von acht Songs überrascht. Die erst 2014 gegründete Band hat als Opener des Abends mit ihrem catchy Pop-Punk-Sound mit leichten Indie-Einflüssen vollends überzeugt. 

Punk-Rock-Grüße aus Oklahoma 

Pünktlich um 18:30 Uhr beehren uns RED CITY RADIO mit ihrem rasanten Spiel aus Punk-Rock und klassischen Rockeinflüssen, die besonders durch knallharte Gitarrensoli charakterisiert sind. Die Band aus Oklahoma City besteht bereits seit 2007. Erst letztes Jahr brachten sie eine neue EP "Skytigers" heraus. Die Herren liefern eine solide und gute Show ab und runden das durchgemischte Punk-Rock-Hardcore-Programm dieses Abends bestens ab. 

Ein Weinglas kommt selten allein

Nach dieser rasanten Punk-Rock-Show erklimmen die legendären MUFF POTTER die Bühne. Die Band um Thorsten Nagelschmidt tritt erst seit 2018 wieder auf den Bühnen gemeinsam auf. Ihren Sound bezeichnen die Vier selbst als „Angry Pop Music“. Für mich klingen sie nach Indie-Pop-Rock, getragen von der leichten Melancholie Nagels.

Auch MUFF POTTER haben über die Jahre einen ganz eigenen Sound kreiiert. Mit dem Weißwein in der Hand liefern Nagel und seine Kumpanen eine kleine Reise durch die MUFF-POTTER-Jahre: 13 Pop-geladene Songs tragen die vier Herren aus Rheine in die Weiten des Konzertsaals. Meine persönlichen lyrischen Wunderwerke „Fotoautomat“ und „Von wegen (aus Gründen)“ finden ebenfalls einen Platz auf der Setlist. Im Anschluss erscheint Chuck Ragan auf der Bühne und gibt zusammen mit Nagel „The Boat“ zum Besten. Eine großartige Überraschung. 

25-jähriges Bandjubiläum von HOT WATER MUSIC

HOTWATERMUSIC feiern ihr 25-jähriges Bandjubiläum, gegründet 1994 sind sie eine der wichtigsten Punk- und Hardcore Bands, die viele Bands und Musiker beeinflusst hat. Nun ja, was soll ich sagen – Chuck Ragan live zu sehen, ist einfach großartig. Ein Musiker, der so viel Leidenschaft und Herzblut allein schon durch seine unfassbar rauchige, in Whisky getränkte Stimme versprüht, von dem möchte man Ohr und Auge nicht mehr abwenden.

HOTWATER MUSIC sind neben Chuck Ragan, diesmal mit Chris Cresswell (THE FLATLINERS), Jason Black und George Rebelo besetzt. Chris Wollard, der Haus-und-Hof-Gitarrist bei HOTWATER MUSIC, legt zur Zeit krankheitsbedingt eine Bandpause ein. Chris Cresswell ist für mich persönlich ja eine hochkarätige Vertretung, wie sie nicht besser hätte sein können. 

Überraschungsbesuch von den DONOTS

In diesem rasanten Set von insgesamt 25 Songs taucht plötzlich Ingo Knollmann von den DONOTS auf. Hatte ich zuvor doch richtig gesehen, als ein kleiner quirliger Typ an mir eilig vorbei huschte, der aussah wie Ingo ... Lange Freundschaft verbindet Chuck und Ingo. So war es wohl nicht verwunderlich, dass Ingo ein kleines Happy-Band-Birthday-Ständchen namens „Not For Anyone“ trällerte.

Neben einer kleinen Auswahl von Akustik-Sets und der kompletten Darbietung des 2002 veröffentlichten Albums „Caution“ mündet dieser wunderbare Abend in einem letzten Duett zwischen Nagel (MUFF POTTER) und Chuck mit dem Song „Turnstile“. Eine etwas „wahnwitzige“ Mischung zweier unterschiedlicher Stimmen, aber es funktionierte, irgendwie. 

Es war ein Jubiläums-Fest einer Band, die seit Anfang der 90er Jahre mehrere Generationen von Musikern und Hörern begeistern konnte. Das Publikum war ein Sammelsurium aus allen Altersklassen und aus allen Regionen Deutschlands. Es war ein unvergesslicher Abend einer musikalischen Achterbahnfahrt durch Punk-Rock über Pop bis hin zu Post-Hardcore. 

Wer leider keine Karten für die beiden Shows in Köln ergattern konnte oder sich noch einmal die Eindrücke des Abends in bewegtem Bild und Farbe anschauen will, kann sich auf den Seiten des WDR ROCKPALAST durchklicken.