Tarja - In The Raw Tipp

Tarja - In The Raw
    Rock / Symphonic Metal / Gothic

    Label: earMUSIC
    VÖ: 30.08.2019
    Bewertung:8/10

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Selbstbewusst, fast schon dominant präsentiert sich Tarja Turunen auf dem Cover ihres neuen Soloalbums "In The Raw“. Damit trägt die Finnin einem Umstand Rechnung, welcher so manchem Metalfan quer im Magen liegen dürfte – ihrer Einzigartigkeit. Denn obwohl die Ex-NIGHTWISH-Sängerin weiblichen Geschlechtes ist, ist es ihr gelungen, sich in der männlichen Welt der Rockmusik durchzusetzen. Bis heute ziert das Logo der Solo-Künstlerin etliche Festivalplakate. Die Slots zählen mitunter zu den besten.

Dass die Sopranistin dabei nicht immer Gefallen findet, muss wohl kaum erwähnt werden. Schließlich ist Musik in seiner Essenz zutiefst subjektiv. Und auch bei der Qualität zeigte sich die Finnin in der Vergangenheit nicht immer stabil – dem ordentlichen "Colours In The Dark“ folgten mit "The Brightest Void“ und "The Shadow Self“ eher mäßige Veröffentlichungen. Veröffentlichungen, die aber auch zeigten, dass TARJA inzwischen zu etabliert ist, um wieder in Vergessenheit zu geraten. Nun bahnt sich mit "In The Raw“ das vielleicht stärkste Album der Künstlerin an.

Klassik und hauchzarte Elektronik in erfrischender Einheit

Denn selten zuvor konnte sich ein Werk der Künstlerin so austariert präsentieren. "In The Raw“ verwebt einmal mehr Rock und Klassikbombast auf beispiellose Weise, überrascht zwischendurch aber auch mit leichten Elektronik-Anleihen. Das gibt nicht nur dem Opener "Dead Promises“ eine erfrischende Note, sondern gereicht auch dem atmosphärischen Material in der zweiten Albumhälfte zum Vorteil. Was sich ungewöhnlich liest, wirkt in der Praxis wie eine dringend benötigte Frischzellenkur.

So ist "In The Raw“ insgesamt wieder rauer und ungezügelter ausgefallen. Zwar tummeln sich mit "Goodbye Stranger“ oder "Tears In Rain“ zwei waschechte Hits in der Tracklist. Ansonsten ist das Werk allerdings erfreulich heterogen ausgefallen. Während das wettergegerbte "Spirits Of The Sea“ mit folkloristischen Elementen begeistert, öffnet die Finnin mit "The Golden Chamber“ wieder das Tor zu ihrer Muttersprache. Das langsame "Silent Masquerade“ könnte unterdessen nicht zuletzt durch den Gastauftritt von Tommy Karevik direkt aus der Feder von KAMELOT stammen.

TARJAs goldenes Werk

Epische Chöre, durchdachte Texte und erstaunlich viel rauer Rock – so würde sich "In The Raw“ zusammenfassen lassen. Vielleicht markiert das Werk gar den Höhepunkt in der Karriere der Künstlerin. Gefallen wird das Album dennoch nicht jedem – emotional und oftmals auch kitschig wird das "Weichspüler“-Argument nicht nur bei SLAYER-Fans fallen. Wen das nicht stört, der kann mit "In The Raw“ jedoch überhaupt nichts falsch machen.

Tracklist

01. Dead Promises (with Björn „Speed“ Strid)
02. Goodbye Stranger (with Cristina Scabbia)
03. Tears In Rain
04. Railroads
05. You And I
06. The Golden Chamber: Awaken / Loputon Yö / Alchemy
07. Spirits Of The Sea
08. Silent Masquerade (with Tommy Karevik)
09. Serene
10. Shadow Play