Ironwood - :Fire:Water:Ash: Tipp



Stil (Spielzeit): progressiver Folk/Ambient/Pagan/Black Metal (70:46)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (Februar 2009)
Bewertung: 9/10
Link: http://www.myspace.com/ironwoodband
Australien lässt nicht nur dreckig rockende Bands wie ROSE TATTOO oder die Götter AC/DC auf die Welt los, sondern kann auch im Folk/Pagan Metal-Underground einen Namen vorweisen, den man sich unbedingt merken muss: IRONWOOD. Der Stil der vier Burschen kann mit der gerade genannten Bezeichnung jedoch nur grob beschrieben werden, denn neben den überwiegend folkigen Elementen zeichnen sich IRONWOOD durch eine Mischung aus Ambient, Black, Progressive und Viking Metal-Anleihen aus, die sehr ungewöhnlich und schon gar nicht konventionell klingt.

Überraschend sanft fällt der Einstieg mit „Önd Ascending" aus: Keine Blastbeats, kein Gekrächze, noch nicht mal elektrisch verstärkte Gitarren, sondern folkige Akustikgitarren, ambitionierter Gesang, prägnanter Bass, variables Drumming und wunderbare Harmonien eröffnen die beste Eigenproduktion der letzten Zeit.
Erst mit „The Oncoming Storm" brettern IRONWOOD drauf los, lassen aber Kreischvocals erstmal außen vor und bedienen sich lieber eines zugegebenermaßen sehr gewöhnungsbedürftigen, aber faszinierenden Gesangs, der mich ein wenig an den Singsang von Saruman (Christopher Lee) im ersten „Herr der Ringe"-Film am Pass des Caradhras erinnert. Später gibt es auch Gekreische und Blastbeats, über denen ein rasendes Gtarrensolo schwebt.
Einen krassen Wechsel gibt es danach mit „The Raven Song", der mit einer melancholisch, filigran gezupften Gitarre beginnt, zu der sich zweistimmige, sehnsuchtsvolle Vocals gesellen. Eine atemberaubend schöne Nummer!

„Jarnvidr Gallows" bietet dann in zwölf Minuten das volle Programm: kehliger Bassgesang, infernalische Gitarren, ungeheuer düstere Atmosphäre, fieses Flüstern, Tempowechsel und sogar ein starkes Basssolo machen diese Nummer zur ungewöhnlichsten auf „:Fire:Water:Ash".
„The Serpent Seeks Its Tail" schließt sich direkt an die vorhergehende Nummer an und beginnt mit geflüsterten Vocals, wabernden Keyboards und einer unheimlichen Stimmung; man fühlt sich, als wenn man allein gelassen im tiefsten Wald steht und die Bäume im dichten Nebel vor sich hin murmeln. Nach knapp vier Minuten wird die Gitarre durchgehend gezupft, das Flüstern wandelt sich zu epischem, hintergründigem Gesang, der Song klingt plötzlich traurig, nicht mehr dunkel-bedrohlich. Mit kehligen Schlachtrufen kommen schließlich auch E-Gitarren und Drums hinzu. Plötzlich ist der Song vorbei, und zu akustischen Gitarren gibt es in „Tide Of Memory" wieder Gesang der Extraklasse. Überhaupt ist bemerkenswert, wie viele verschiedene Gesangsstile sich auf „:Fire:Water:Ash:" befinden, die jeweils hervorragend zur Musik passen. Die Vocals übernehmen dabei mit Bassist Henry Lauer und den Gitarristen Matthew Raymond und Phil Brown gleich drei der vier Mitglieder, lediglich Drummer Dan Nahum ist „nur" für sein Instrument zuständig, trommelt aber sehr präzise und detailverliebt.

„Love Is Death" beginnt auch wieder mit einer einleitenden Akustikgitarre und eindringlichem Gesang, bevor der Song mit flotten Drums und einer harmonischen Gitarrenlinie aufdreht. Das ist leicht melancholischer Folk Metal in Perfektion, mit schrammelnden Akustikgitarren, tollem, zweistimmigem Gesang, umwerfenden Melodien und einem beeindruckenden Basssolo. Dem Viersaiter wird generell viel Platz eingeräumt, was definitiv zu den Stärken dieser CD gehört.
Mit Gewittergeräuschen und Leadbass beginnt „River Of Fire", bevor die Nummer mit Doublebass und hypnotischen Gitarren einen ganzen Zacken zulegt, ab Minute sieben aber plötzlich mit einer PINK FLOYD-artigen Instrumentalpassage, dem Geräusch fließenden Wassers und verhaltenen Chören überrascht, nur um dann in eine harmonische Gitarrenlinie und fast schon erzählende, wunderbare Vocals überzuleiten. Die Melodie bleibt erhalten, aber dann gibt es plötzlich Gekeife, Blastbeats, donnernde Riffs und erstklassige Soli. IRONWOOD gestalten ihre Songs so abwechslungsreich und überraschend, dass man auch nach vielen Durchgängen immer noch etwas Neues entdecken kann.
Den Schlusspunkt bildet „Eihwaz Descending", der das Gehör sieben Minuten lang mit eindringlichen Akustikgitarren und variantenreichem Gesang verwöhnt. Zu den Klängen des heulenden Windes hört die CD schließlich auf, sich zu drehen.

Was soll man noch großartig zu einer CD sagen, die einen so in den Bann zieht, dass man sie wieder und wieder hören möchte, um alle Details in sich aufzusaugen? Obwohl das Album über weite Strecken hauptsächlich ruhige und melodische Folk-Momente beherbergt, fallen die schwermetallischen Ausbrüche nicht zu knapp aus. Im Gegenteil, sie ergänzen die ruhige und sehnsuchtsvolle Seite des Albums optimal und versprühen eine düster-bedrohliche Atmosphäre, während die Akustikgitarren für warme und gleichzeitig melancholische Momente sorgen. Die Gesangsstile sind anfangs gewöhnungsbedürftig, die „Saruman"-Stimme klingt etwas gezwungen und hat einen leichten Operntouch, wird dadurch aber sehr dominant.

Nicht genug damit, dass die Musik des IRONWOOD-Debütalbums unvorstellbar gut gelungen ist, auch die Verpackung (schickes Digipack mit einem Booklet, das neben sämtlichen Texten auch noch wunderschöne Landschaftaufnahmen bietet) ist auf ganz hohem Niveau. Und das, obwohl die Australier noch nicht mal einen Plattenvertrag haben! Bestellen kann man dieses Sahnestück über die oben angegebene Myspace-Seite der Band.
Nur, weil ich es der Band zutraue, mit ihrem nächsten Streich das Niveau mindestens zu halten, vergebe ich nicht die Höchstpunktzahl. Ein Meisterwerk ist „:Fire:Water:Ash:" dennoch!

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