For All We Know - s.t.

For_All_We_Know

Stil (Spielzeit): Progressive Rock (40:28)
Label/Vertrieb (VÖ): Independent Release (25.4.2011)
Bewertung: 7,5/10
Link: Bandhomepage

So kann man sich täuschen: Von diesem Album habe ich erstmal nichts erwartet, jetzt find ich’s cool. Meine Mundwinkel gingen nach unten als ich sah, um wessen Output es sich hier handelt: FOR ALL WE KNOW ist die Solo-Spielwiese von Ruud Jolie, Gitarrist bei Within Temptation – eine Band, mit der ich rein gar nichts anfangen kann. Freude kam aber auf, als ich gehört habe, dass FOR ALL WE KNOW weit von Kitsch, Bombast und Geträller entfernt sind.
Stattdessen erklingt feiner, angenehm unverkopfter und damit leicht hörbarer Progrock. Oft sanft, manchmal überraschend hart. Dafür hat Jolie eine enorm professionelle Mannschaft um sich geschart, die eine Mischung rührt aus warmen Hammondsounds, schönen Gitarren und betörendem, klarem Gesang – progtypisch, aber weitestgehend ohne James La Brie-Schmalz. Bestes Beispiel für das alles: „Busy being somebody else“, das mit treibendem Rhythmus loslegt, einen fantastischen Ohrwurm-Refrain raus haut, den auch Steven Wilson geschrieben haben könnte, und letztlich mit dem ein oder anderen Dynamikwechsel zwar nicht den Gipfel trickreichen Songwritings erstürmt, dafür aber umso mehr mitreißt.

Nicht die einzige Perle auf FOR ALL WE KNOWs Debut. Weitere Highlights: „I lost myself today“, dem man anhört, dass sich Ruud Jolie Porcupine Tree's John Wesley als Gitarristen ausgeborgt hat. "Down on my knees", treibend hart, mit kleinen Rhythmus-Bonbons und interessanten Wendungen gespickt. Und nicht zuletzt das gerade in seiner Kürze fantastisch funktionierende „Keep breathing“, auf dem Ruud Jolie fast seine gesamte Gästeliste auf nicht mal zwei Minuten verbrät – sechs Stimmen (unter anderem von Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation) und Sharon den Adel von Within Temptation) verknüpfen sich zu einem spärlich klavierbegleiteten Chorgeflecht, das sich nur zum Schluss kurz instrumental aufbäumt.

Leider kann nicht jeder Song das Niveau halten. Manchmal ertappt man sich beim Blick auf die Uhr – einige Lieder wie „Out of reach“ und „When angels refuse to fly“ sind leider etwas zu spannungsarm und verlieren sich in Wiederholungen und Melodien mit zu süßlichem Abgang. Deshalb schrammt FOR ALL WE KNOW knapp an der 8-Punkte-Marke vorbei.

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