Fitzcarraldo - Fitz EP

Fitzcarraldo Fitz Cover

Stil (Spielzeit):
Postrock / Postcore / Stoner (29:21)
Label/Vertrieb (V.Ö.): Baxxbeat Music (19.11.12)
Bewertung: 6,5/ 10

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Ist FITZCARRALDO nicht ein Film mit Klaus Kinski? Ist das der, wo die Indios dem Regisseur hinterher angeboten haben, Kinski umzubringen, weil der Typ einfach irre war? Egal, denn in diesem Falle sind FITCARRALDO eine deutsche Band, die sich im Postrock versucht, seit 2006 dabei ist und mittlerweile sogar drei Gitarren dabei hat.

Aber zunächst lassen mich auch die drei Klampfen kalt und ich denke mir „der Opener könnte höchstens nicht-westliche Indios verstören oder faszinieren", denn an mir fließt der Song einfach vorbei. Im zweiten Stück „Fear The Ghosts" wendet sich dann das Blatt zum ersten Mal (vor allem durch den langen Atmo-Part und seine überraschende Auflösung) und die Band beginnt mir zu gefallen. Das mit der dritten Gitarre nutzen FITCARALDO übrigens gerne mal, um ein paar schräge Töne einzuwerfen. Manchmal ist das ganz stimmungsvoll, manchmal aber auch überflüssig.

Aber auch insgesamt gesehen geht das Quintett gerne ein paar eher disharmonische Ecken an – und sei es, um nur im Hintergrund für ein wenig Verwirrung zu sorgen. Der Gesang ist dabei allerdings meist relativ straight und angenehm. Musikalisch geht es dafür zwischen typischen Postcore-Klanglandschaften, richtig rockigen Parts und Riffs, die beinahe eine Stoner-Attitüde haben, und düsterer Stimmung hin und her – aber hey, die erste Seite des Vinyls ist auch mit „Dark Side" betitelt.

Auf die helle Seite wird eigentlich schon mit dem letzten Stück der A-Seite eingeleitet – Ying und Yang? – aber einen richtigen Unterschied merkt man, wenn man das schwarze Gold umdreht: Elektronik wird wichtiger, die Stimmung klarer und die Stoner-Attitüde verkrümelt sich wieder – und man denkt eher wieder in Richtung EF etc.. Bereits der erste Song der B-Seite klingt sehr anders, hat unendlich viel Zeit, Platz und ist wesentlich aufgeräumter. Und „Together" haut mich dann doch schon ganz schön um.

Da die Band bereits einige (mir unbekannte) Releases hinter sich hat, schienen sie wohl mal was Neues ausprobieren zu wollen. Und das ist ihnen gelungen: die beiden Seiten unterscheiden sich wirklich stark voneinander und die Band zeigt somit ein sehr ordentliches Spektrum. Allerdings reißt mir keine der beiden Seiten meine Fassung aus dem Gesicht und ich würde behaupten, ich habe beide Ansätze schon ein wenig spannender gehört – ohne der Band damit ihre Qualitäten absprechen zu wollen. Aber in dem Sturm der Postrock/Core-Veröffentlichungen dieses Jahres belegt „Fitz" keinen Platz in meiner Top Ten. Eine gute EP, ein interessanter Ansatz, aber irgendwie nicht ganz Fisch und nicht ganz Fleisch – bzw. Tofu und/oder Seitan.

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