Dark Captain Light Captain - Miracle Kicker Tipp



Stil (Spielzeit): Indiepop/Psychedelic-Folk/Elektro/Ambient (43:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Loaf Records/Cargo (24.10.08)
Bewertung: 8,5/10
Link: http://www.darkcaptainlightcaptain.com
http://www.myspace.com/darkcaptain

Melancholy is an essential component... 

Im Juli diesen Jahres erschien erst die EP „Circles“ des Londoner Sextetts DARK CAPTAIN LIGHT CAPTAIN. Nun folgt wie angekündigt der erste Longplayer - „Miracle Kicker“ heißt das gute Stück, umfasst zehn Songs und wurde von meiner Wenigkeit bereits gespannt erwartet. Denn schon die EP versprach viel. Und was kann man anderes sagen, als das das außergewöhnliche Kollektiv genau da weiter macht, wo es aufgehört hat: Zehn Songs voller Melancholie, versprühender Herbst-Assoziationen, wohliger Wärme und umschmeichelnden Melodien, die im wahrsten Sinne des Wortes das Herz des sich hin und wieder nach Ruhe sehnenden Musikfreaks mehr als besänftigen, und dabei zu einem der wohl tollsten Trips des Musikjahres geraten... 

Die Zutaten sind indes die gleichen geblieben: Größtenteils mehrstimmig geraunte oder sehr zurückhaltende Gesangsstimmen, rotierende, sich fast endlos im Kreis drehende Gitarrenzupferl, psychedelische Melodien, sphärisch-wohlige Elektroklangflächen – alles zusammengehalten von einer Melancholie, wie sie wohl keine andere Band vorher einfangen konnte. Somit ist auch oben erwähntes Zitat der MySpace-Seite vollkommen zutreffend. 

Auf das Debüt haben es nun von der EP das verhältnismäßig flotte „Circles“, sowie das Elektro-Folk-Stück „Robot Command Centre“ geschafft, wobei man hier auch erwähnen muss, das vermutlich alle der vier EP-Songs die Aufnahmeprüfung für den Longplayer bestanden hätten. Neben diesen Stücken ist auch als Opener die Single „Jealous Enemies“ vertreten, welche bereits vor Erscheinen der EP ihren Weg in diverse Hörfunksendungen des Königreichs fand. Mit „Questions“ haben die Sechs nicht nur DIE Winterballade überhaupt an Bord, sondern auch einen Song, der sie endgültig auf eine Ebene mit den KINGS OF CONVENIENCE zu stellen vermag, denn mit ihren Kollegen haben DARK CAPTAIN LIGHT CAPTAIN so einige Aspekte gemeinsam, unter anderem den zurückhaltenden, fragilen Gesang, der zu überzeugen weiß. Anders als bei ihren Kollegen packen DCLC jedoch immer wieder verschiedene Synthesizer aus, die die ebenfalls eher unaufdringlichen Gitarren unterstreichen, um so in der Summe der einzelnen Teile einen sagenhaft einzigartigen Sound zu kreieren, der in diesen Breitengraden seines Gleichen sucht. Und wo die KINGS OF CONVENIENCE oft als die modernen SIMON & GARFUNKEL bezeichnet werden, entziehen sich DCLC jeglicher Vergleiche. 
Im Fortlauf der CD entwickeln die Songs einen regelrechten Sog, der den Hörer Stück für Stück vereinnahmt und mit dem letzten, dem Titelstück „Miracle Kicker“, einen vollends in psychedelische Sphären schickt. Allerdings wird der Bogen dabei nie überspannt, und DCLC erweisen sich erneut als wahre Könner auf dem Bereich des ruhigen und experimentellen Sektors. 

DARK CAPTAIN LIGHT CAPTAIN sind meiner Meinung nach eine Band, die am Musikfirmament lange gefehlt hat. Denn sie verstehen es wunderbar, die kleinen Nischen zu füllen, die die ganz großen Megaseller vor ihnen unbeachtet ließen, da sie ihnen zu klein erschienen. DCLC beweisen mit diesem Album das Gegenteil – nämlich das die kleinen Momente genauso viel wert sind, wie die ganz großen. Eine starke Scheibe, vielleicht nicht in Punkto Härte, aber gewiss eine der kreativsten Scheiben der letzten Zeit. 
Die dem Hörer jedoch auch einiges an Aufmerksamkeit und Interesse für Nischen abverlangt. Und somit ebenso leicht Gefahr laufen kann, in den ein oder anderen Wohnzimmern völlig zu Unrecht zu Hintergrund-Geplätscher zu geraten.

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