Sturch - Long Way From Nowhere

Sturch LongWayfromNowhere

Stil (Spielzeit): Alternative Rock (43:22)
Label/Vertrieb (VÖ): Soulfood / Swell Creek (30.03.12)
Bewertung: 5,5  /10

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Eins vorweg: STURCH sind extrem sympathisch und kommen als Band sehr angenehm rüber. Damit alleine verkauft man bekanntlich keine Platten, kann aber schneller Interesse für die Musik wecken. Der Vierer aus dem Norden legt mit „Long Way From Nowhere" das dritte Album vor und ich gestehe... ich kenne die beiden Vorgängeralben nicht. Das Album schwankt musikalisch zwischen Rock, Alternative und etwas Pop. Der Opener „„Love Denial" ist auf jeden Fall sehr gut gelungen.

Ein angenehm treibendes Stück mit ordentlich Druck und einer sehr schönen Melodie. Der Gesang von Dennis Wendig ist sicher nicht als durchschnittlich zu beschreiben. Im Gegenteil, der Sänger bietet zahlreiche Tonlagen mit interessanten Facetten an und hat vor allem ordentlich Timbre in der Stimme. Bei mir kratzt das alles schon emsig an der Oberfläche und man merkt deutlich, „dass da was ist!", aber es bewegt mich nicht nachdrücklich.

15 Songs sind nicht unbedingt der Durchschnitt (einige Interludes sind dabei) und ich denke, dass STURCH gut beraten gewesen wären, mehr Lückenfüller und blutlose schleppende Passagen rauszustreichen.

Schöne, große Momente sind zahlreich auf „Long Way From Nowhere" zu finden, nur wenn man sich durch zwei bis drei „geht so- Songs" quälen muss, um an einen „der ist ganz gut bis richtig gut- Song" zu kommen, dann wird das anstrengend.

Ein Beispiel für einen guten Song ist das schon provokant betitelte „Now Or Never". Geht sehr schnell in die Strophen, kommt zügig zum Punkt und ist packend im Refrain. Sehr griffig, eingängig mit einem rotzigen, nachdrücklichen Höhepunkt. „Now Or Never" muss ja nicht zwingend das Motto sein, aber ich habe den Eindruck, STURCH wollen es wirklich wissen und haben sich dabei fast selbst überholt.

Das Cover von U2 „Beautiful Day" ist richtig gut geworden. Schön viel Pathos und Sehnsucht in der Stimme und eine harmonische, warme musikalische Umsetzung. Aber warum dieser Version wertvolle Aufnahmezeit einräumen und dann auch noch als erstes Video veröffentlichen? Ich hätte das Cover als Gimmick auf einem Konzert eingebaut und den Aufwand und die wertvolle Aufnahmezeit in die eigenen Stück gesteckt.

Man kann STURCH nicht vorwerfen, schlechte Musiker(innen) zu sein oder keine Ideen zu haben. Die Liebe zur Musik und zu dem, was sie tun, ist spürbar und springt einen förmlich an. Teilweise klingt das für mich schon nach Verzweiflung und es schwingt ein ganz komischer Vibe mit.

Die Stimme des Sängers als Alleinstellungsmerkmal für eine Band ist mir persönlich zu wenig, und leider können STURCH mich nicht für sich gewinnen. Die Melodien sind mir nicht catchy und intensiv genug, auch wenn das produktionstechnisch und vom musikalischen Handwerk her alles sicherlich kein Mittelmaß ist. Generell tendiert das aber, für mich zumindest, zu sehr in Richtung (amerikanischer) Mainstream.