„Indie“ steht für „Independence“
Schon bei dem Titel der EP „Meander Belt“ schlug mein angehendes Geographie-Abiturienten-Herz höher. Was ein Mäander ist? Einfach erklärt ein Fluss, der je nach Stärke der Strömung und Profil des Untergrunds seine Form ändert und sich seinen neuen Weg bahnt. Eigentlich ist der Titel der EP perfekt. Die Band selbst erklärt den Titel als eine Art Metapher, in der das Ich durch eine Landschaft repräsentiert wird, die sowohl eine Konstanz, als auch eine Veränderung darstellt.
„Meander Belt“ lässt sich jedoch meiner Meinung nach auch auf das gesamte Genre „Indie“ übertragen. „Indie“ steht ja eigentlich für „Independence“, das heißt, das Genre repräsentiert eine unabhängige, irgendwie auch eigenwillige Musik. Zeitweise gab es einen Schwall an „Indie“-Musik – so kam es, dass sich dieser wilde, unabhängige Fluss mit der Zeit begradigt hat und uns nicht mehr durch kunterbunte Klangwelten, bzw. -landschaften führt, wie er es einst tat. Mit „Meander Belt“ scheint sich jedoch der Untergrund des Flusses ein wenig geändert zu haben, denn eine neue, unerforschte Richtung scheint von DERDE VERDE angegraben worden zu sein, die bislang unberührt geblieben ist.
Emotionale Ästhetik
Das mag jetzt vielleicht so klingen, als würde das Trio komplett skurrile Musik machen – nein, dem ist nicht so. Viel eher scheinen sie (natürlich) von klassischen Indie-Bands wie RADIOHEAD beeinflusst zu sein, reproduzieren jedoch nicht. Der Gesang (an TWO DOOR CINEMA CLUB erinnernd), gemischt mit den sehr authentischen Gitarren und Bass-Klängen und akzentuiert mit den farbgebenden Synthies haben eine gewisse Vertrautheit als auch einen frischen Touch, der die EP und auch das Genre im Generellen für mich wieder ein wenig interessanter macht.
Die neue Wendung bezieht sich jedoch nicht nur auf die musikalische, sondern auch auf die emotionale Ebene. DERDE VERDE schreiben Musik, die von irgendwo ganz tief aus dem Inneren kommt und ästhetisieren diese Gefühle, ohne sie zu reduzieren. Das Resultat sind Melodien, die sich nicht so einfach aus dem Ohr verbannen lassen. Von fragilen, ätherischen, artifiziellen Idyllen bis hin zu Gute-Laune-Melodien führen uns die drei Jungs aus Los Angeles.
Fazit: Indie’s next darlings? Auf jeden Fall! Ich freue mich auf die künftige neue mäandrische Gestalt des Genres – mit DERDE VERDE ganz weit vorne.
Tracklist:
- Days Of Drought
- Staring Into Dying Light
- Turn
- Ready To Fall
- Shattered Moon
Die Band:
Dylan McKenzie – Gitarre, Gesang
Jon Schwarz – Bass, Gesang
Matthias Wagner - Schlagzeug