Mars Mushrooms - Throwdown

Review

Kennt Ihr diese langhaarigen Typen mit Koteletten und Unterlippenbärtchen, die in der Schule immer in verwaschenen Pearl-Jam-Shirts, ausgeleierten Korthosen (mit Schlag) und Fluppe im Mundwinkel auf dem Raucherhof rumhingen und über Bands diskutierten? Diese saucoolen Leute, die dann abends auf dem Bandabend selbst mit der Les Paul oder Strat auf der Bühne standen, sich den Anus abjammten, anschließend mit den Mädels nicht nur nen Joint quarzten und insgesamt so viel lässiger zu sein schienen, als man es selbst jemals sein würde?

Ihr kennt sie sicher, ebenso wie die Musik ihrer Bands: Groovende Beats, verspielte und oftmals beängstigend ekstatische Gitarrensounds, jammige Improvisationen zwischen Led Zep, Candlebox und Grateful Dead. Der Sänger war Euer stiller Held, denn seine Stimme schien er sich von Eddie Vedder geliehen zu haben, ganz zu schweigen von seinen Künsten am Wah-Pedal, denn meist spielte auch er die Klampfe. Jaaaaaaaa ..... und genau hier kommt „Mars Mushrooms" ins Spiel, eine Nürnberger Band, die musikalisch ziemlich genau diese Kiste bedient.

Ob das auch optisch wie beschrieben hinhaut, weiß ich nicht (die Bandfotos deuten aber darauf hin), doch genau dieses Bild aus meiner Schulzeit kommt mir beim Hören von „Throwdown" (Bibi Music) in den Sinn. Die Live-Scheibe der fünf Nürnberger wurde in den Kammerspielen Ansbach aufgenommen, und wie könnte es nach der langen Einleitung anders sein: Die Musik ist die beschriebene relaxte Mischung aus Hippiefunk, Groove- und Rockmusik, eine riesige Jamsession auf hohem Niveau. Der häufige und sehr passende Einsatz eines Didgeridoos fällt besonders auf, das hervorragend den handmade-Charakter der Musik unterstreicht.

Wenn noch Reggae- und Klingel-Klangel-Elemente (Percussions sind gemeint) dazu kommen, wird es mir persönlich zwar etwas zuviel des Guten, insgesamt kann man an der Platte aber eigentlich nicht viel kritisieren. Dass einige Parts einfach viel zu lang gestreckt werden (der Song „Martian Meat Eating Society Jam" dauert elf Minuten!) liegt in der Natur dieser freigeistigen Mugge und kann das Gesamturteil nicht schmälern. Das erfreute Live-Publikum sieht das genau so, und wenn dieser Stil Euer Ding ist, kann ich Euch „Throwdown" nur empfehlen. Auf die guten alten Zeiten auf dem Raucherhof!

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