Nembience - Through Times Of Despair

nembience

Stil (Spielzeit): Melodic Deathcore (37:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Casket Music (05.04.10)
Bewertung: 6 / 10

Link: http://www.myspace.com/nembience
Im Norden nichts Neues... Wer hätte jemals damit rechnen können, dass sich im Jahre 3 nach ALL SHALL PERISH im kühlen Dänemark noch eine Band formiert, welche sich doch tatsächlich an das abenteuerliche Vorgehen wagt, eine musikalische Mischung aus recht schnellem Melodic Deathmetal und Core-lastigen Breaks zu kreieren? Ist das nicht die mit Abstand überraschendste Wendung in der langen Geschichte der Musik seit der Entwicklung des Elektrophons? Nein? Es gibt mehr als genug Metal- und Deathcore-Formationen, die ihren Thrashriff-gespickten Einheitsbrei mit aufgeschreckten Schnattereien begleiten und schwere Donner-Passagen durch melodische Soli einleiten? Oh. Da habe ich SUICIDE SILENCE, BLACK DAHLIA MURDER, UNEARTH und wie sie alle heißen, wohl verschlafen. Was hingegen überrascht, ist die Tatsache, dass das vorliegende Album, welches auf den pessimistischen Namen „Through Times Of Despair“ hört, bereits im September 2008 in den dänischen CB Sudios eingezimmert wurde. Da scheint die Band wohl tatsächlich durch eine eineinhalbjährige Zeit der Hoffnungslosigkeit gegangen zu sein, bis der Silberling endlich bereit war, auf die Menschheit losgelassen zu werden. Tja, gut Ding will schließlich Weile haben...

Ob aus dieser Weile nun wirklich ein gutes Ding geworden ist, bleibt jedoch anzufechten. An der Qualität der genau siebenunddreißigminütigen Scheibe gibt es zwar an sich nicht viel auszusetzen. Dafür mangelt es jedoch stark an irgend einem Kaufanreiz. Die fünf jungen Dänen von NEMBIENCE spielen nun mal sehr melodischen Deathmetal mit thrashigen Einflüssen und einer stets präsenten Core-Attitüde. Dazu gehören natürlich einige Breaks, häufig im Volksmund mit Homosexualität in Verbindung gebrachte cleane Refrains und der ständige Wechsel von überwiegenden Screams und minderwertigen Growls. Wer also sowohl auf Metalcore-Buben wie HEAVEN SHALL BURN oder CATARACT abfährt, als auch dem Deathmetal nicht ablehnend gegenüber steht und sich gerne von Bands wie eben BLACK DAHLIA MURDER oder den Vorzeige-Messlatten-Hochsetzern ALL SHALL PERISH beschallen lässt, der kann auch bei NEMBIENCE gerne mal ein Ohr riskieren. Aber auch die aussterbende Gattung der Oldschool-Melodic-Death-Freaks, welche gerne Scheiben von alten IN FLAMES, AT THE GATES oder DARK TRANQUILLITY rotieren lassen, könnte sich von „Through Times Of Despair“ angesprochen fühlen. Wer hingegen auf der Suche nach frischen Ideen, Innovation und ganz einfach dem Gegenteil von Langeweile ist, sei hiermit gewarnt.

Denn wenn ich auch persönlich eigentlich nicht so schnell die Werke von Newcomer-Bands lediglich aufgrund der Tatsache verurteile, dass es an Originalität mangelt, so lange die Musik insgesamt gesehen hochwertig präsentiert wird, kann ich auch einfach nicht darüber hinweg sehen, wenn ich mich gelangweilt fühle. Das mag ein eingefleischter Genre-Fan durchaus anders sehen. Denn tight eingespielt sind die Instrumente schon. Die Blast-Passagen sind solide, wenn auch etwas drucklos, die Rhythmen könnten sich kaum noch mehr im Mittelmaß bewegen und die melodischen Gitarrenläufe gehen mit Sicherheit nicht jedem so auf den Sack wie mir. Das Soundgewand lässt ebenfalls nicht viel zu wünschen übrig. Der Bass knurrt ganz ordentlich, die Gitarren stehen nicht zu sehr im Vordergrund und es stechen auch keine penetranten Bleche hervor, wie es bei einigen anderen Bands im schnellen Metalsektor leider üblich ist. An der Basedrum hingegen sollte noch etwas gefeilt werden. Man kann hier wirklich nicht gerade von einem monströsen Doublebase-Gewitter sprechen.

Bleibt also die Frage: Braucht die Menschheit NEMBIENCE? Also meine ganz persönliche Antwort darauf wäre: Nein! Doch das muss nun mal jeder für sich entscheiden. Also einfach mal bei Myspace reinhören und sich selber die Frage stellen: Brauche ich NEMBIENCE? Ich bin mir sicher, dass der eine oder andere Violent-Dancer oder IN FLAMES-Shirt-Träger mit einem selbstsicheren „Ja!“ all meine Warnungen mit Füßen treten wird...

Mehr Death Metal Reviews