XL Life - The Boogie Down South Tipp

XL Life - The Boogie Down South

Nach ihrer Gründung im Jahre 2020 und der Veröffentlichung einer EP und mehrer Singles feiern XL LIFE nun die Veröffentlichung ihres Debütalbums "The Boogie Down South", worauf sie gekonnt Konventionen des Hardcore mit Elementen verschiedener Genres aufbrechen. Weshalb Fans von Hardcore und Punk dieses Album nicht verpassen sollten, erfahrt ihr in diesem Review.

Genre-Mix XL

Im Zuge der neun Songs treffen grooviger Hardcore und Punk auf verschiedene atmosphärische Genres, unter anderem Post-Punk und Hip-Hop. Nach einem gediegenen Intro mit Perkussion und Klavier schmiegen sich Spoken-Word-Passagen und Shouts über die Musik und stimmen auf den Rest des Albums ein, wobei es sich die Gruppe zum Ziel macht, die Energie von Punk und Hardcore mit ätherischen Elementen zu vereinen. 

"If You Want It You Can Get It" und "Control" sind einerseits typische Hardcoretracks, bringen andererseits jedoch neuen Schwung in das Genre. Ersterer beginnt mit einem Hip-Hop-Intro, bevor grooviger Hardcore im Stile von ANGEL DU$T und TURNSTILE einsetzt und das Lied in einer wuchtigen Bridge kulminiert.

In ähnlicher Manier wechseln sich in "Control" Instrumentalabschnitte und gesanglastige Parts ab, begleitet von Drums und einem Bass. Diese gehen zunehmend ineinander über und münden in den Klimax des Liedes, worin ein Breakdown zum Moshen einlädt. Mit einigen Adlips geben XL LIFE dem Song noch etwas mehr Würze.

Am besten verdeutlicht die Leadsingle "Baby Steps" die besagte Dynamik. Darin trifft Hardcore auf Grime und Numetal, da das Feature mit BOB VYLAN in P.O.D.-Manier den anderweitig energetischen Hardcoresong um eine melodische und atmosphärische Hip-Hop-Komponente ergänzt.

Der angesprochene Trend setzt sich über den Rest des Albums hinweg fort; auf der zweiten Hälfte des Debüts zeigen sich die Waliser in Post-Punk-Manier von einer ruhigeren Seite, wobei die Energie kontinuierlich anschwillt und abschließend zur Entladung kommt.

Das Riff und der Gesang in "Feeling Away" erinnern an Post-Punk, wobei das "Punk" darin groß geschrieben wird, da Tempowechsel und wuchtigere Abschnitte an die Wurzeln der Band im Hardcore erinnern. Auch in "Grey Place" und "Just Do It" halten sich XL LIFE zunächst zurück und lassen die Energie bewusst anschwellen, bevor sie zur Entladung kommt.

Nachdem "These Days" mit einem Emo-Rap-Intro ein weiteres Genre in den Mixer einwirft, kommt im Closing Track "Built To Last" schließlich alle bisher aufgebaute Energie noch einmal hervor und im Anschluss an ein A-cappella-Intro folgen energetischer und wuchtiger Hardcore mit Gangvocals. Die Lyrics erinnern dabei an den ersten Track, wodurch sich der Kreis schließt und das Album passend abgerundet wird.

Hardcore Selbsthilfe

Lyrisch drehen sich die Lieder hauptsächlich um typische Themen, die von Punks zu erwarten sind: persönliche und systemische Probleme. "Grey Places" beispielsweise behandelt Gentrifizierung und Kommodifizierung von Kultur, während sich "Baby Steps" um individuelle Probleme der Bandmitglieder und den Umgang mit eben diesen dreht. So wirft Sänger Traxx darin die Frage auf, ob das Leben ohne Ungewissheit noch spannend wäre:

"If I knew what the future holdsWould life still be exciting? If I knew what the future holdsWould life still be exciting?

If I knew what the future holdsI know that's why I'm fighting If I knew what the future holdsIt's not always in my timing"

Die hoffnungsvollen Texte paaren die energetische Musik mit positiven Botschaften für harte Zeiten. Dadurch passen sie zur lebhaften und nachdenklichen Musik und dem gesamten Ton des Albums. Entsprechend Genrekonventionen sind hier keine lyrischen Höhenflüge zu erwarten, doch die Texte fühlen sich ähnlich authentisch an wie die Genrekombinationen innerhalb der Musik und fügen sich dementsprechend gut in das große Ganze ein.

Fazit

XL LIFE liefern auf "The Boogie Down South" gleichermaßen atmosphärischen wie auch energetischen Hardcore und Punk ab und erweitern die Genres um eine persönliche Note, die ihnen hilft, sich von ähnlichen Bands abzugrenzen. Fans von Hardcorepunkbands mit Groove wie TURNSTILE, ANGEL DU$T und HIGHER POWER kommen hier in den Genuss eines soliden Debüts.