Tribute To Nothing - How Many Times Did We Live


Review

Stil (Spielzeit): rotziger Emo (51:37)
Label/Vertrieb (VÖ): Destiny/SPV (28.04.06)
Bewertung: 7/10
Link: http://www.tributetonothing.com
Für alle, die TRIBUTE TO NOTHING kennen: Die Kanten sind weg geschliffen – seltsamer Weise steht es ihnen hervorragend! Für alle, die TRIBUTE TO NOTHING nicht kennen: Mögt ihr HOTWATERMUSIC? Vor allem wegen der Stimme? Dann holt euch verflucht nochmal dieses Album!
Auch wenn ich schätze, bereits einige Jahre zu spät gekommen zu sein: Falls noch niemand TTN mit der Umschreibung „die kleinen englischen Brüder von HOTWATERMUSIC" belegt haben sollte, möchte ich das gerne schützen lassen und jeden anderen Rezensenten auffordern, mir den Betrag x für dessen Verwendung zu überweisen.
Ne, jetzt aber mal ohne Witz. Die Stimme ist einfach geil! Die klingt nach Whisky, Zigaretten und Schmerz. Von der Musik geht das auch so ein bisschen in die Ecke HWM trifft auf PRETTY GIRLS MAKE GRAVES-Riffs (zumindest die früheren PGMG). Eine Gitarre gniedelt da immer wieder schöne, nur leicht angezerrte Riffs über ein paar Akkorde, bis der Refrain das ganze auflöst und mit jeder Menge Schwung diese fantastische Stimme untermalt. Im Vergleich zu ihren alten Alben hat sich in Sachen Produktion einiges getan – wie gesagt, die Ecken und Kanten sind wesentlich runder – was aber in keinster Weise negativ gemeint ist, eher sogar im Gegenteil. Ein richtig schönes Emoalbum ist es geworden, wobei hier eher gerotzt als geheult wird. Allerdings haben sie auch ein bisschen die Nähe zum FUGAZI-Sound verloren, der ihnen früher ganz gut stand – sei es drum. Wenn dafür Songperlen wie „It`s Not A Secret“ dabei herauskommen, dann gerne!
Krass ist auch die Geschichte der Band. Den ersten Plattenvertrag hatten sie schon im zarten Alter von 13 Jahren in der Tasche. Bereits als Teenis waren sie mit IGGY POP, NoFX, oder NEUROSIS auf Tour. Mit 18 gründete man dann bereits das eigene Label (welches übrigens den allerersten MUSE-Song jemals veröffentlichte) und veröffentlicht mit „How many Times Did We Live?“ bereits das fünfte Album. Nicht schlecht oder?
Ok, ein wenig mehr Abwechslung hätte dem Album gut getan, aber das sag ich relativ oft. Mit „And Still They Stand Strong“ geht es auch mal etwas ruhiger zu, was beim Rausschmeißer „Breaking Your Fall“ noch getoppt wird: Dort wird nämlich nach einem satten Rocker (und wieder ein richtig schöner Refrain mit Schmackes und Schmerz in der Stimme) ein Outro drangehängt, welches nur aus ein paar atmosphärischen Akkordzerlegungen besteht.
Wirklich schöne EmoPlatte, die jedem Freund von dunklen, kratzigen Stimmen an`s Herz gelegt sei. Wenn die in bereits so jungen Jahren schon so viel geschafft haben, möchte ich gerne wissen, wo TTN in 5 bis 10 Jahren stehen. Wenn es die dann noch gibt, dann bestimmt in ganz groß!