Warrel Dane - Praises To The War Machine




Stil (Spielzeit): Heavy Metal (45:53)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media (25.04.08)
Bewertung: 10/10
Link: http://www.warreldane.com/
http://www.myspace.com/warreldane

WARREL DANE? Wer sich diese Frage stellt, dem ist eine gehörige Portion Metal-Geschichte durch die Lappen gegangen. Deswegen ein kurzer Nachhilfeunterricht: WARREL DANE war Sänger und Gründungsmitglied der aus Seattle stammenden Heavy-Metal Gruppe SANCTUARY, die mit „Refuge Denied“ und „Into The Mirror Black“ nur zwei Alben veröffentlichten. Aber, vor allem mit dem Zweitling, für mächtig Furore im Metal-Zirkus sorgten. Nicht zuletzt lag das an der absolut einzigartigen Stimme von eben jenem WARREL DANE. Als sich die Band dann 1991 auflöste, erhob sich NEVERMORE aus der Asche, wie der sprichwörtliche Phönix. Wieder mit WARREL DANE an der Sangesfront erarbeiteten sich NEVERMORE eine enorme Fangemeinde unter den Liebhabern der härteren Gangart. Mit „Praises To The War Machine“ liegt jetzt das erste Solowerk des Ausnahmesängers vor, und das schlägt ein wie eine Bombe!

Wenn die ersten Songs „When We Prey“ und „Messenger“ doch noch sehr an NEVERMORE erinnern (weit entfernt von irgendeinem Mittelmaß), bekommt man in den nächsten zehn Stücken Ausnahmemetal um die Ohren geworfen. So etwas wie „Obey“ hat zum Beispiel mit Sicherheit niemand erwartet. Über weite Phasen sehr psychedelisch, mysteriös und fast schon beängstigend, aber von vorne bis hinten glaubwürdig und überzeugend.

Der erste Überflieger offenbart sich mit „Lucretia My Reflection“, seineszeichens ein Cover der SISTERS OF MERCY. Und ich habe noch nie erlebt, dass die Coverversion eines Stückes das große Vorbild dermaßen alt aussehen lässt. Es grooven mächtige Gitarrenriffs wo man nur hinschaut, das Organ von WARREL DANE trohnt über Allem und verleiht gerade dem Refrain absolute Gänsehautgarantie. Ab jetzt geht es Schlag auf Schlag und man kommt aus dem ehrfürchtigen Staunen nicht mehr raus. „Let You Down“ strotzt nur so vor mitreißender, bombastischer Melancholie, die im Refrain ihren Höhepunkt findet. Allgemein ist bereits hier festzuhalten, dass sich „Praises To The War Machine“ im Mid-Tempo pudelwohl fühlt, und nur selten in härtere und schnellere Gewässer driftet.

Der nächste Reißer „August“ erinnert etwas an TOOL, was wohl in der recht düsteren Stimmung des Songs begründet ist. Im Refrain wird’s dann wieder schlicht und einfach Weltklasse. Gerade bei diesem Tack zeigt auch die Instrumentalabteilung, dass sie sich keinesfalls vor der Götterstimme von WARREL DANE verstecken muss.

Dann kommt das absolute Highlight der Scheibe! „Brother“ ist wohl das persönlichste Stück Musik, das mir in letzter Zeit zu Ohren gestiegen ist. Sehr verhalten startend, kulminiert der Song im Refrain immer wieder zu einem melancholischen Bombastmonster und bietet im letzten Drittel ein wunderschönes Gitarrensolo. Und, auch wenn ich mich wiederhole, gerade in „Brother“ zeigt WARREL DANE, warum er im Moment einfach das Maß aller Dinge im Sangessektor ist. Niemand vermag es seine Musik so direkt und ohne jeden Umweg direkt ins Mark des Hörers zu meißeln, und niemand weckt durch sein Stimmvolumen so viele unterschiedliche Gefühle und Stimmungen wie er.
Nach solch einem Vorschlaghammer haben es die restlichen drei Songs natürlich schwer zu begeistern. Der nächste Track „Patterns“, ein PAUL SIMON Cover, fällt im Gegensatz zum Rest dieses Ausnahmealbums auch etwas ab. Natürlich ist er weit davon entfernt, als Ausfall gekennzeichnet zu werden, aber man merkt doch, dass er mit den Eigenkompositionen nicht zu einhundert Prozent mithalten kann.

Der vorletzte Song von „Praises To The War Machine“ namens „This Old Man“ bedient sich wieder voll und ganz der Stilmittel der gemeinen Halbballade. Ruhige Strophen und ein harter, treibender Refrain im Wechsel, und schon ist man wieder musikalisch auf Wolke 7. Der Rausschmeißer „Equilibrium“ könnte ohne irgendwelche Probleme Eins zu Eins vom nächsten NEVERMORE Album stammen. Der Song orientiert sich an den ersten beiden Tracks des Albums, ist also eine ordentliche Schüppe härter als die vorangegangen Stücke.

Insgesamt wäre alles andere als die Höchstnote eine Frechheit gegenüber einem solchen Meisterwerk. Für mich das Highlight 2008 und ein absolutes Muss für jeden Heavy-Metal Fan. Also auch für die Unverbesserlichen, die tatsächlich in meiner Einleitung zum ersten Mal von WARREL DANE gehört haben.