Devin Townsend Project - Addicted Tipp



Stil (Spielzeit): Progressive Metal (46:50)
Label/Vertrieb (VÖ): InsideOut/EMI (13.11.09)
Bewertung: 8,5/10

Link: http://www.devintownsend.com
"Addicted" stellt den zweiten Teil des sich auf vier Alben erstreckenden Selbstfindungszyklus' von Saitenmagier und Vokalakrobat Devin Townsend dar. Nachdem das DEVIN TOWNSEND PROJECT im Mai 2009 mit "Ki" ein Album ablieferte, das völlig ungewöhnlich, entspannt und im Endeffekt zu ruhig klang (und von mir im Nachhinein etwas zu hoch bewertet wurde), bietet "Addicted" nun zehn Songs, die straighten und melodischen Metal bieten, der immer nach Devin Townsend klingt und mit einer Gastsängerin überrascht.

Der Kanadier erklärt, dass er ein Album machen wollte, das positiv klingt und eine rockige, optimistische Stimmung verbreitet. Diesmal ganz ohne Tiefgründigkeit (die allenfalls bei den Texten, die sich um Sucht drehen, doch vorhanden ist), dafür mit straightem, melodischem Metal, den man sich einfach so bei voller Lautstärke anhören kann. Eine Dreiviertelstunde langt rocken Devin und seine Mitmusiker in Sphären, die ein wenig an die letzten Studioalben der DEVIN TOWNSEND BAND, also "Synchestra" oder "Accelerated Evolution" sowie "Ocean Machine" erinnern. Diese knapp 47 Minuten sind vollgepackt mit geradlinigen Riffs, fetten Grooves und starken Refrains sowie gewohnt brillantem Gesang. Einen nicht ganz unerheblichen Teil zur Qualität der Songs trägt Anneke van Giersbergen (ex-THE GATHERING) bei, die mit ihrer engelsgleichen Stimme fantastisch zu Devins Stimmbandexperimenten passt.
Die Songs sind fast durchgängig auf einem schwindelerregend hohen Niveau angesiedelt. Während der Titeltrack als stampfender Opener noch leicht monoton aus den Boxen tönt, klingt "Universe In A Ball!" mit seinen Keyboards gleich schon abwechslungsreicher und macht den Weg frei für eingängige, mit wunderbaren Melodien versehene Tracks wie "Bend It Like Bender!" (was für ein Ohrwurm-Refrain), "Ih-Ah!" (hochmelodisches Feel Good-Feuerwerk), "Supercrush!" oder "Hyperdrive!" (poppiger Superhit), in denen sich Anneke und Devin packende Duette liefern oder auch mal ganz ohne den Sangespartner auskommen. Die Höhepunkte auf "Addicted" sind aber zweifellos "Numbered!" mit seinen göttlichen Harmonien und das abschließende "Awake!", das einem nach neun Minuten aus einem Album entlässt, das tatsächlich vor positivem Optimismus nur so strotzt. Der Wahnsinn des verrückten Professors gehört der Vergangenheit an, ein kreativer Alleskönner ist Devin Townsend aber nach wie vor. Er überrascht mit tollen Harmonien, tanzbaren Sounds und geradeaus rockenden Songs, die kompakt klingen. Auch ohne die Komplexität früherer Werke sind die neuen Songs der Inbegriff des Townsend-Sounds, den man sofort wiedererkennt und bei "Ki" noch etwas vermisst hat.

Solange man nicht mit der Erwartung eines komplexen, ausgetüftelten und vielschichtigen Werkes wie "Terria" an "Addicted" herangeht, muss man als Devin-Fan mit seinem neuen Album wunschlos glücklich werden. Fantastische Gesänge von zwei begnadeten Vokalisten, kräftige Gitarrenwände, wunderbare Melodien – das DEVIN TOWNSEND PROJECT ist mit seinem zweiten Album definitiv auf dem richtigen Kurs und macht die Enttäuschung des Vorgängers locker wieder wett. Rocken kann Devin halt immer noch am besten.