Jaugernaut (a.d.) - Contra-Mantra


jaugernaut_contramantra

Stil (Spielzeit): AOR / Classic Rock / Pomp Rock / NeoProg (57:04)

Label / Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion / ProgRock / InsideOut (06.06.08)


Bewertung: 6 / 10
Link: www.jaugernaut.com

 

JAUGERNAUT (A.D.) ist die Neuauflage einer bereits 1978 aus einer High School-Coverband hervorgegangenen AOR- und Prog-Band aus dem US-Staat Washington (damals noch ohne den Zusatz "a.d."). Nach zwei 1980 und 1982 veröffentlichten Alben ging man lange Zeit getrennte Wege, bis dann der erst 1982 zur Band gestoßene Jim Johnston aus hohen Geboten bei Online-Auktionen für die betagten Platten auf ein anhaltendes Interesse an der Band schloss. Weil die alten Weggefährten nicht genug Interesse an einem Comeback zeigten entschloss sich Johnston dann dazu, das neue Album in Eigenproduktion und mit geringer Hilfe von Gastmusikern zu seinem Album zu machen. Soll heißen: Er sah nun die Chance zum Durchsetzen des eigenen Dickkopfes und schrieb und schrieb und schrieb Songs, bis über 100 Minuten aufnahmefähiges Material zusammengekommen waren. Statt eines einzigen neuen Outputs erscheint also nach über 25 Jahren gleich ein Doppelpack, dessen erster Teil "Contra-Mantra" nun vorliegt.

Zu hören ist üppig inszenierter in den 1970er Jahren verwurzelter Rock. Härtere und schmutzige Töne sind eine Seltenheit. Stattdessen stehen Melodie und Harmonie hoch im Kurs, was bisweilen zu einer poppigen Glattheit führt. Von typischen 2 1/2 minütigen Pop Rock-Häppchen kann aber keine Rede sein, dazu sind die Stücke zu ausladend angelegt. Die Liedlängen liegen zwischen 5 und gut 7 Minuten bei den fünf kürzeren Stücken und 12 1/2 bzw. 13 1/2 Minuten bei den beiden langen Stücken. Da besteht die altbekannte Gefahr von Langatmigkeit, der Jim Johnston mal mehr, mal weniger erfolgreich entgegentritt. Sehr geil ist z.B. wie sich der Opener "Anthem" nach zehn recht zähen Minuten plötzlich wandelt. Es folgen mehrere Stücke, die in der Classic Rock Ära sicherlich riesige Chancen darauf gehabt hätten, Radiohits zu werden und auch heute mit catchy Refrains und lockerem Bassgroove glänzen. Mittendrin macht sich aber noch der Longtrack "The Hard Way" breit. Gitarrensoli und spacig-proggiges Keyboard bekommen in allen Stücken ihren Raum, bleiben aber immer auf Linie. Der Gesang ist glatt, in der Tonhöhe sehr variabel und sehr gekonnt. Mit sparsam eingesetzten programmierten Drums aus der digitalen Konserve und allerlei Instrumenten werden Akzente gesetzt.

Textlich dreht sich alles um eine spekulative Geschichte über die Ursprünge des Bösen. Für dieses Thema hat "Contra-Mantra" einen weitgehend erstaunlich lockeren, positiven Klang. Leider sind die Texte nur auf der Website zu finden.

Es fällt auf, dass Jim Johnston diese De facto-Solofortsetzung der JAUGERNAUT-Geschichte wie ein professionelles echtes Bandalbum klingen lassen wollte und dies tatsächlich geschafft hat. Wenn man bedenkt, dass er das Album abgesehen von den Leadgitarren und einigen Keyboard-Parts alleine in seinem Wohnzimmer eingespielt hat, eine beachtliche Leistung. Trotzdem bleibt die Wertung im Mittelfeld, weil die Songs nicht immer auf den Punkt gebracht werden und ein paar mehr von den spaßigen Überraschungen gut getan hätten.

 

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