Steven Wilson - The Raven That Refused To Sing (And Other Stories) ^Tipp

Man kann den Briten allerdings gut verstehen, wenn man sich seine dritte Soloscheibe einige Male zu Gemüte geführt hat. An der Vermengung von sphärischem Progressive Rock und Ambient-Sounds, die sogar ein wenig in Richtung STORM CORROSION gehen, kommt einfach niemand vorbei, der progressive Musik schätzt. Gerade mal sechs Songs, davon die Hälfte Longtracks mit mindestens zehn Minuten Spielzeit, braucht Wilson, um den Hörer in seinen Bann zu ziehen. Vornehmlich geschieht dies konzentriert unter dem Kopfhörer, zum Nebenbei-Hören eignet sich weder STEVEN WILSON noch PORCUPINE TREE noch irgendeine andere Prog-Band dieser Welt. Aber: Die Melodien und Harmonien fräsen sich recht schnell ins Ohr. Und wer sich auch nur halb konzentriert auf das halbe Dutzend Tracks, das zwischen vielschichtigen, warme Vibes versprühenden Longtracks ("Luminol"), eindringlichen Nummern ("The Pin Drop") und warmen, ruhigen Göttergaben (der Titeltrack) wechselt, einlässt, darf 55 Minuten lang in eine bunte, mit massig Feeling und Esprit eingespielte Wundertüte blicken, die kaum einen Wunsch offen lässt.

Gut, manch eine Passage oder Melodie kommt einem dann doch recht bekannt vor, und nicht immer trifft Wilson mit Songstrukturen und Harmonien so ins Schwarze, dass man jeden einzelnen Ton in den Himmel loben könnte. Aber die Verwendung zahlreicher Melodien, verfremdete Instrumente und eine immer lockere Stimmung machen "The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)" zu einem Must-Have für Wilson-, PT- und Prog-Fans im Allgemeinen.