Die Geschichte hinter "Beautiful Shade Of Grey"
James LaBrie und sein Kollaborateur Paul Logue machten 2011 Bekanntschaft, als LaBrie einen Song für Logues Band EDEN'S CURSE einsang. Die Idee, gemeinsam Musik zu machen, wurde nach einem zufälligen Treffen im November 2020 und dem anschließenden Corona-Lockdown, der bei beiden Musikern unbeabsichtigt für Leerlauf sorgte, schließlich verwirklicht.
Paul Logue spielte sämtliche akustische Gitarren und den Bass ein, sein EDEN'S-CURSE-Bandkollege Christian Pulkkinen kümmerte sich um die Keyboards. Marco Sfogli, seit dem 2005 veröffentlichten "Elements Of Persuasion" auf jedem LaBrie-Soloalbum zu hören, war die logische Wahl als Leadgitarrist, und mit Chance LaBrie komplettiert James' Sohn an den Drums das Line-up.
Facettenreiche, akustische Kompositionen…
Obwohl "Beautiful Shade Of Grey" trotz des ein oder anderen elektrisch verstärkten Gitarrensolos auf rein akustische Kompositionen setzt, sind die Songs durchaus abwechslungsreich - aber eben auch hauptsächlich im balladesken Bereich angesiedelt, und damit auf Albumdistanz nicht besonders spannend.
"Conscience Calling" überrascht als kurzes A-Capella-Intro zu "What I Missed", dessen Pianospiel und Struktur zuerst ein wenig an DREAM THEATERs "Space-Dye Vest" erinnern, bevor der Song recht treibend nach vorne geht. Im hörenswerten Chorus fragt man sich, wie die volle Wucht der elektrisch verstärkten Instrumentierung wirken würde - übrigens nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal.
Die ruhigen Songs eignen sich gut zum nebenbei hören, viel mehr allerdings auch nicht. Mal klingt es liebreizend süßlich ("Supernova Girl"), mal dank Streichern leicht dramatisch ("Give And Take"), mal melancholisch nachdenklich ("Sunset Rain", das LaBrie seinem älteren, 2016 verstorbenen Bruder widmet). Einzig das befreiende "Am I Right" mit weiblichen Gastvocals am Ende kann hier eine Duftmarke setzen.
… mit (zu) wenigen echten Höhepunkten
Herausragend ist der mitreißend straighte Opener "Devil In Drag" mit eingängigem Ohrwurm-Chorus, der in einer hörenswerten elektrisch verstärkten Version als Closer zeigt, wie gut zumindest manche Songs auch im harten Gewand klingen könnten.
Wenn sich LaBrie an fremdem Material versucht, kann das ganz furchtbar in die Hose gehen (PINK FLOYDs "Have A Cigar") oder aber wie die Faust aufs Auge passen (MÖTLEY CRÜEs "Kickstart My Heart"). Glücklicherweise meistert der Sänger auch den LED-ZEPPELIN-Klassiker "Ramble On" sehr souverän, indem er sowohl in den entspannten Strophen als auch im explosiven Chorus eine saustarke Leistung abliefert. Respekt dafür!
Auf emotionaler Akustikreise mit James LaBrie
Getreu dem Albumtitel finden sich auf dem neuen Soloalbum des DREAM-THEATER-Vokalisten verschiedene Grautöne und wenige echte Lichtblicke, dafür aber auch keine zu dunklen Schatten.
"Beautiful Shade Of Grey" ist easy listening für Freunde von emotionalen, proggig angehauchten Akustikstücken und natürlich LaBries Stimme. Die ist trotz fehlender kompositorischer Finesse mit passend zugeschnittenen Songs immer noch über jeden Zweifel erhaben.
"Beautiful Shade Of Grey" Trackliste:
01. Devil In Drag
02. SuperNova Girl
03. Give And Take
04. Sunset Ruin
05. Hit Me Like A Brick
06. Wildflower
07. Conscience Calling
08. What I Missed
09. Am I Right
10. Ramble On
11. Devil In Drag (Electric Version)
JAMES LABRIE Line-Up:
James LaBrie – Lead & Backing Vocals
Paul Logue – Acoustic Guitars & Bass
Chance LaBrie – Drums & Percussion
Christian “Chrism” Pulkkinen – Keyboards
Marco Sfogli – Lead Acoustic & Electric Guitars