Oceansize - Home And Minor EP Tipp



Stil (Spielzeit): Artrock/Postrock/Progressive (32:01)
Label/Vertrieb (VÖ): Superball Music/EMI (23.10.09)
Bewertung: 8,5/10

Link: http://www.oceansize.co.uk

Nach der dicken "Feed To Feed"-Box, die auf 3 DVDs und 4 CDs Liveversionen der bisher erschienenen Alben "Effloresce", "Everyone Into Position" und "Frames" enthielt, veröffentlichen OCEANSIZE nun eine 32-minütige EP, die einen kompletten Gegensatz zu dem darstellt, was die Herren Heron/Hodson/Gambler/Durose/Vennart sonst so fabrizieren.

Was genau das heißt? Nun, auf "Home & Minor" befinden sich sechs Songs, die in völlig veränderten Versionen neu eingespielt wurden. Hier gibt es keine krachenden Gitarren, keine Wall Of Sound, keine Ausbrüche, sondern meist entspannte, fast schon Ambient-mäßige Musik, die trotz ihrer Komplexität enorm eingängig und melodisch klingt. OCEANSIZE bedienen sich auf "Home & Minor" einer Vielzahl von Instrumenten, die doch eher untypisch für die Band sind. So experimentiert man mit Bläsern, einer Pedal Steel-Gitarre, verhaltenem Techno/Electronic und der schon erwähnten Portion Ambient. Das Ergebnis ist eine vielschichtige, farbenfrohe Melange, die sehr entspannt klingt und (im Falle des kurzen Instrumentals "Monodrones") allerhöchstens mit ruhigen, sphärischen PINK FLOYD- oder DREAM THEATER-Passagen verglichen werden könnte. Wohlgemerkt könnte, denn OCEANSIZE präsentieren sich auch auf dieser EP ganz eigenständig und feuern in 32 Minuten so viel Ideenreichtum und Kreativität ab, wie sie manche Bands nicht während ihrer gesamten Karriere hinbekommen. Ganz verschwunden sind die E-Gitarren übrigens nicht, im noch am leichtesten zugänglichen "Legal Teens" und "Getting Where Water Cannot" sind deutlich leicht verzerrte Sechssaiter zu hören (und im späteren Verlauf bei genauerem Hinhören ebenfalls). Diese brechen allerdings nie aus und werden auch nicht härter. Das achtminütige, schwebende "Home & Minor" entfaltet einen genauso faszinierenden Reiz wie das elektronische, von einem Piano getragene Instrumental "Didnealand". Auch der letzte Track der EP, "The Strand" (ebenfalls acht Minuten lang) bietet Klangcollagen mit nur wenig Gesang. Den braucht man auch gar nicht, denn OCEANSZE brillieren auch hier mit ihrer minimalistischen Art.

Ungewöhnlich ist "Home & Minor" allemal, das steht einwandfrei fest. Leicht zu erschließen ist es nicht, man benötigt schon ein paar Anläufe, um diese EP genießen und einigermaßen nachvollziehen zu können. Dann aber entfaltet sich ein Klangkosmos, der wunderbar zum Dahingleiten, Träumen und schwerelosem Schweben einlädt. Experiment gelungen!