T - Voices


T-Voices

 

Stil (Spielzeit): Progressive Rock, New Artrock (72:53)

Label/Vertrieb (VÖ): Galileo-Records / Pängg-Records (16.04.2006)

Bewertung: faszinierendes, stimmungsvolles Konzeptalbum (8,5/10)

Link: Offizielle Website

Ich weiß, Lobhudeleien sind meistens so spannend wie das Paarungsverhalten von Wollmäusen, aber diese zu lesen könnte sich lohnen, denn "Voices" von T ist abgesehen von seiner Klasse in mancherlei Hinsicht ein außergewöhnliches Album.

So wurde es zum Beispiel von einem einzigen Mann komponiert, getextet, eingespielt und programmiert. Mehr Solo wird man selten finden! Wie Thomas Thielen, der Mensch hinter dem verschrobenen Pseudonym, ein dermaßen komplexes und in sich stimmiges Werk erschaffen konnte, ist mir schleierhaft. Na gut: eine Antwort auf das Wie ist: mit viel, viel Zeit, denn immerhin vier Jahre mit weißluzideralteknabewievielen Arbeitsstunden stecken in den knapp 73 Minuten. Andere Antworten sind Perfektionismus und Besessenheit.

Worum geht's hier denn nun eigentlich? T verarbeitet auf diesem Konzeptalbum viele sehr persönliche Erfahrungen, tiefen Schmerz und Enttäuschung. Dabei wird es nie auch nur annähernd peinlich. Ganz im Gegenteil: Wenn T in seiner ihm eigenen, unter Proggern nicht unumstrittenen Art "I confess I must have loved you" singt, meldet sich die Gänsehaut ohne schlechtes Gewissen.

Musikalisch hat sich T seinen ganz eigenen progressiven Stil auf den Leib geschrieben. Elektronisch angereicherten, alle Lautstärken auslotenden Progressive Rock könnte man das nennen – kann man aber auch lassen. Rock hört man, Blues, Balladen, Industrial-Anleihen, symphonische und minimalistische Momente. Schmerzhafte, melancholiegetränkte Tristesse kann man kaum besser vertonen, denn wo andere Musiker bei dem Versuch nur Langeweile erzeugen, gelingt es T mit diesem ambitionierten Album, den Hörer in jeder Sekunde seiner Gefühlsodyssee mitzunehmen.

Die Stimmigkeit bei gleichzeitiger Vielschichtigkeit ist vielleicht das Faszinierendste daran. Progressive Musik, viele echte und manche irritierend passenden synthetische Instrumente, komplexe Kompositionen, die schlichtweg zu Musik und Thema gehörende brüchige, manchmal an MARILLIONs Steve Hogarth erinnernde Stimme samt unvergesslicher Melodien und unglaublich viele detailversessene Ideen verschmelzen zu etwas Großem.

Abgerundet wird das Erlebnis durch ein feines Booklet und dankenswerter Weise leserliche Texte. Wichtig ist noch, dass "Voices" ein echtes Album ist. Soll heißen: Man kann und sollte es komplett hören und genießen.

Danke, T!

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