Geschrieben von Nadine Samstag, 23 Februar 2013 15:02
Casanovas Schwule Seite - Der Mann Mit Dem Goldenen Knie
CASANOVAS SCHWULE SEITE sind zurück! Waren die eigentlich jemals weg? Nein, aber seit der Gründung in 2000 kam leider nur eine Platte und „Das Rock'n'Roll Imperium schlägt zurück" ist auch schon grob zehn Jahre her. Doch nun gibt es die EP „Der Mann Mit Dem Goldenen Knie". Erstes Highlight der 4 Track EP ist das Booklet mit dem Comicstrip. Ich will nicht alles verraten, deshalb nur Stichworte: Nackte Barbiemänner (mit Tür-Ken, Klaus-Ken, Caddy-Ken und Hasan-Ken), Blut, eine tote Barbie, Bier saufen und schwule Intimität in der Badewanne.
CASANOVAS SCHWULE SEITE klingen ganz genau so, wie ich sie in Erinnerung habe. Laut, gerade heraus, basslastig, unverkrampft und packend. „Der Mann Mit Dem Goldenen Knie" dröhnt etwas dumpf aber authentisch aus den Lautsprechern, das stört mich allerdings nur, wenn ich davor eine High-End Produktion gehört habe. Claus Lüer singt die deutschen Texte gekonnt melodiös und treffend, häufig unterstützt von wirklich nötigen Chören. Eine feine aber wichtige Facette von CASANOVAS SCHWULE SEITE.
Besonders gut gelungen ist „Weisheit Mit Messer Und Gabel", da hier noch mit Akustikklampfe für feine Stimmung gesorgt wird und der Rausschmeißer schön langsam ausläuft. CASANOVAS SCHWULE SEITE scheuen sich nicht davor, zwischen den ganzen Erkenntnissen auch mal „Kacke" oder Texte wie „... der schöne Mann im Spiegel mit der Beule in der Hose, das bist du und deine Scheißidee. Hinter Schloss und Riegel steht ein Virtuose und pinkelt deinen Namen in den Schnee" zu singen.
Damit reihen sich CASANOVAS SCHWULE SEITE erfreulicherweise nicht in pseudointellektuelle Kreise ein, die teilweise echt unangenehm langatmig daher schwallen, sondern formulieren einfach aber nicht zwanghaft um blumige Sprache bemüht. Die Texte von CASANOVAS SCHWULE SEITE haben eine dezent rebellische, aber keine wirklich nervig tadelnde Aussage. Die Band selbst schreibt auf ihrer Website „Völlig gleich, ob man eine Botschaft verbreiten oder verkaufen möchte, am einfachsten ist es, wenn man gar keine hat." Ah, Selbstunterschätzung gibt es auch nicht mehr oft im Musikgeschäft. Tolle Platte, kaufen!