Gute Texte sind auch bei Punks keine Selbstverständlichkeit. Umso schöner, dass STIFF LITTLE FINGERS auch nach vier Jahrzehnten noch bei ihrer Kernkompetenz geblieben sind – „No Going Back“ ist inhaltlich gut und wichtig. Ob es um gesellschaftliches Duckmäusertum, die Auswirkungen finanzieller Krisen auf den Einzelnen oder die Depressionen des Sängers geht – immer wieder hört man auf dem Album Zeilen, die im Kopf bleiben und nachdenklich stimmen.
Musikalisch kann „No Going Back“ hier nicht mithalten. STIFF LITTLE FINGERS verwenden fast jedes Element, das im Punk gern verwendet wird: Reggae-Einflüsse, Refrains, die sich bierselig und inbrünstig grölen lassen oder Irish Folk mit melancholischen Tin Whistles. So wirkt das Album zusammengewürfelt und beliebig.
Was fehlt sind Geschwindigkeit und Wut. Stattdessen haben alle Songs einen gewissen Hard Rock-Vibe, eine Stimmung, die wenig mit rüdem Punk zu tun hat. Einige Stücke kommen erstaunlich zahm daher und erinnern eher an NICKELBACK als an die SEX PISTOLS. Letztlich enthält „No Turning Back“ einige verzichtbare, fade Nummern. Ohne die Texte hätte es mindestens einen Punkt weniger gegeben.
Die Wiederveröffentlichung kommt mit einer zweiten CD, die alle Songs des Albums in Demo-Versionen enthält. Für mich sind solche Beilagen völlig überflüssig. Aber wer rauere Varianten der arg glatten Studioversionen hören möchte, kann auch dort mal reinhören.