Damit ihr erstmal eine Ahnung habt, wer die Geisterwölfe überhaupt sind: THE GHOST WOLVES aus Texas wurde 2010 gegründet und besteht aus genau zwei Mitgliedern, nämlich dem Ehepaar Carley Wolf und Jonny Wolf. Während Carley Gitarre spielt und Jonny das Schlagzeug und die Synthies macht, singen beide zusammen, was das Zeug hält. Die Konstellation wie auch die Musik mögen einen möglicherweise an THE KILLS erinnern, doch die Band hat sich Größen wie JOAN JETT oder THE RAMONES zum Vorbild genommen – dazwischen sind aber noch Welten.
„Texas Platinum“ wurde Ende 2016 im privaten Studio von Mike McCarthy produziert. Was jedoch meine Aufmerksamkeit erregte und weshalb ich das Album so interessant fand, war, dass es von Howie Weinberg gemastered wurde. Sagt euch nichts? Ich sag nur: NIRVANAs „Nevermind“ oder THE WHITE STRIPES, U2, THE CLASH oder BEASTIE BOYS – macht’s "Klick"?
Mickey Mouse macht Punk
Die Musik lässt sich als Punk N‘ Roll der späten 70er beschreiben, mit leichten Psychedelic- und Stoner Rock-Tendenzen. THE GHOST WOLVES klingen ziemlich schräg und crazy und man wird etwas Eingewöhnungszeit brauchen. Das „Intro“ beginnt mit der Stimme eines sehr aufgeregten Japaners, der die Musik und die Band ankündigt. Und kurz darauf legen THE GHOST WOLVES mit „Attitude Problem“ los. Ehhhh okay, Carley hat definitiv eine freche, quietschige Stimme, fast schon wie Mickey Mouse. Aber das Lied fetzt einfach mit seinem Retrosound für die unter uns, die lieber die Musikszene vor 40 Jahren erlebt hätten. Auch das darauf folgende Lied „Strychnine In My Lemonade“ hat den richtigen Drive und ich fange an, das Album gut zu finden.
Nervig? Langweilig?
Es scheint jedoch, als wären den Künstlern nach diesen zwei Liedern die Ideen ausgegangen, denn wirklich ALLE nachfolgenden Lieder „punken“ zwar vor sich hin – jedoch ohne jegliche Höhen und Tiefen, und es gibt unter ihnen keinen einzigen Song, der mich umgehauen oder auch nur Spuren in meinem Gedächtnis hinterlassen hat. Das liegt besonders daran, dass jedes Lied sehr einfach und gleich gestaltet ist. Ich kann mir vorstellen, dass dies auch ein Manko ist, das aus der kleinen Besetzung resultiert – waren die Möglichkeiten eingeschränkt? Die Tracks bewegen sich irgendwo zwischen nervig und langweilig. THE GHOST WOLVES schienen sich in ihren Kompositionen verloren zu haben, als Zuhörer ist es nicht nachvollziehbar, worauf sie hinauswollen.
En totale: Mit den ersten beiden Liedern haben die Wölfe gezeigt, dass sie es eigentlich können. Es wäre nur schön gewesen, wenn man dies auch von dem Rest des Albums hätte behaupten können. Warum das Ehepaar schon über 800 Liveshows gespielt hat, lässt sich recht leicht erklären: Sobald man einmal den Refrain gehört hat, kann man ihn vor sich hin murmeln. Wie stark sich das Lied im Gehirn festsetzt, ist dem vermutlich großteils angetrunkenen Publikum egal - Hauptsache, Spaß!
Tracklist:
1. Intro
2. Attitude Problem
3. Strychnine In My Lemonade
4. Noisy Neighbors / Yuppie Scum
5. Crybabies Go Home
6. Whettin' My Knife
7. Bunny Run
8. Hill Country Howl
9. All The Good's Gone
10. Triple Full Moon
11. Journey On
12. Vroom Vroom
13. I Got Money
14. Trippin'
15. Shouldn't Have Lied
16. Valley Of The Wolves
17. DYGKD
Die Band:
Carley Wolf - Gitarre, Gesang
Jonny Wolf - Schlagzeug, Synthesizer, Gesang