The Morning After - Legacy

The Morning After   Legacy

Stil (Spielzeit): Glam / Hard Rock (63:47)
Label/Vertrieb (VÖ): Rising Records  (09.12.11)
Bewertung: 5 /10

MySpace

„Die Lieblingsband von Bruce Dickinson!". Solche Empfehlungen sind genauso Fluch wie Segen, weil man dann zwangsläufig mit den Fürsprechern verglichen wird. Immerhin sprechen wir vom Frontmann von IRON MAIDEN, einer Band, der Trillionen Anhänger bedingungslos in die Hölle folgen würden. "Typischer IRON MAIDEN Übertreibungsmodus aus"...aber ernsthaft, so schlecht kann die Band dann nicht sein.

Bei THE MORNING AFTER handelt es sich um eine englische Band, die sich im Bereich zwischen Glam Rock und 80er Hard Rock bewegt und 2009 einen Majordeal bei einer japanischen Plattenfirma unterzeichnet hat

Der erste Song „Into The Fire" zaubert einem sofort ein Grinsen auf das Gesicht. Was ist das? Die neue Titelmusik zu einer japanischen Animeserie oder doch eine amerikanische Highschool TV Serie? Es dauert aber nicht lange, bis der Mix aus 80er Jahre Rock und kitschigen Melodien mit seinen vorhersehbaren Wendungen enormen Spaß macht. Vieles ist so vorhersehbar, dass es schon wieder richtig gut ist, und zwischendurch mogeln sich auch mal ganz große Gänsehautmomente dazwischen. Man schwankt zwischen sofort mitsingen wollen und der Frage, ob das ernst gemeint ist.

Gute Melodien sind entstanden, die Gitarren führen vor, welche Töne zur Verfügung stehen. Fast jeder Ton darf mal ran. Auch am Gesang gibt es nichts zu meckern, einstimmig sowie mehrstimmig wird geboten. Eine Mischung aus hohen, klaren Gesangsstimmen und einer etwas härteren Nuance.

Nach einigen Liedern scheint das Pulver aber schlagartig verschossen und die Musik wird Nebensache. Besonders das über zehnminütige „Streams of Stars" beansprucht unbegründet zuviel Zeit. Der Ausklang des Songs hat ganz nette ägyptische Anleihen, die in einem vierminütigen Song verarbeitet sicher gar nicht schlecht gewesen wären. Bei den Folgetracks merkt man gar nicht mehr, ob ein neues Lied angefangen hat oder nicht...

...bis einen Track zehn „Rest in Piece" ab Minute 2:50 plötzlich unerwartet aus der Lethargie reißt. Überfall einer unerwarteten Coreattacke, was ist denn jetzt los? Die Jungs fahren plötzlich ganz andere Geschütze auf?! Mit der Zeitmaschine aus den 80ern in 2011 geschossen. Das war jetzt mal gar nicht schlecht.

Gleich danach geht es aber weiter wie bisher. Na ja, fast wie bisher, der nächste Song „Nightmare Planet" ist auf jeden Fall zu 100 % für den japanischen Absatzmarkt geschrieben. Hohe Männerchöre, eingebettet in eine Welle von Zuckerwasser. Ebenso der folgende Song, eine Ballade namens „Seasons". Wer jetzt aber eine Metalballade á la IRON MAIDEN erwartet, der wird enttäuscht werden. Ein belangloses Gesinge, das sogar leichte Soulanleihen aufweist und wirklich sehr schwer zu ertragen ist. Ja, auch im Metal darf es Balladen geben, aber dann bitte auch gute und trotzdem mit dem gewissen Biss in Stimme oder Musik.

Der letzte Track der CD bringt diese dann auch genauso ernüchternd zu Ende. Man hat das Gefühl, dass die letzten drei Songs von einer anderen Band sind. Entweder gibt es in der Band zwei Lager (ich bin für die, die ersten 5 Songs geschrieben haben!) oder sie konnten sich noch nicht einigen, wohin die Reise gehen soll.
Die Erfolge in Japan sind auf jeden Fall nachvollziehbar, da es sich auf keinen Fall um eine schlechte Band handelt. Aber der europäische Markt kann damit nicht erobert werden.

Mehr Rock / Hard Rock Reviews