Buried In Smoke - Tales From The Bermuda Tipp

Buried In Smoke - Tales From The Bermuda
    Everyrock [sic]

    Label: Eigenverlag
    VÖ: 2016
    Bewertung:8/10

    Buried In Smoke


Ich sitze dank des Nord Open Airs freudig am Laptop, mit Kopfhörern in den Ohren, bin hochmotiviert, das Erstlingswerk "Tales From The Bermuda" von BURIED IN SMOKE zu reviewen … und zweifle nach dem ersten Querhören ernsthaft an meinem musikalischen Sachverstand. Wie genau nennt man das, was die Jungs da von sich geben?

Für Doofe steht's dran …

Glücklicherweise sorgt das Booklet für Aufklärung:

"Everyrock ist, wenn sich NIRVANA und LED ZEPPELIN in einer dunklen Gasse treffen, ein Kind zeugen, das dann mit PRIME, PANTERA, CROWBAR und BLACK LABEL SOCIETY eine Band gründet, die während der Asien-Tour in Scheiben geschnitten wird und an Ami, Robert, Tim und Tony zum Essen serviert wird."

Sie wissen also entweder sehr genau, was sie tun, oder sie haben selbst keine Ahnung, was sie da genau fabrizieren – an Selbstbewusstsein mangelt es der Truppe aus Hanau in beiden Fällen definitiv nicht. Ich bin noch nicht wesentlich klüger, aber immerhin beruhigt und schaue mir lieber erst einmal das Drumherum an, bevor ich mich an meinen zweiten Hörversuch wage.

Große Klappe, aber ziemlich viel dahinter…

12 Songs, 51 Minuten Spielzeit – aufgeteilt auf vier Kapitel, die per Begleittext so miteinander verknüpft sind, dass man schon fast von einem Konzeptalbum sprechen kann und ein Booklet, das unterhaltsame Liveauftritte verspricht – hier gibt es nichts zu meckern und ich habe keine Ausrede mehr, den eigentlich wichtigen Part, die Musik, vor mir herzuschieben.

Chapter 1 - "We are Buried In Smoke"

Nach einem treibenden Schlagzeugintro kommt Sänger Tony Vee mit seiner Wutrede in "Satisfy" direkt auf den Punkt – wir wollen keine verdammten Popstars, wir wollen endlich wieder richtige Musik, egal ob Metal, Classic Rock oder Beethoven. Ich werfe mit Freude zwei Euro ins Phrasenschwein, denn: Auf Worte folgen Taten und Kapitel 1 ist definitiv ein gelungener Weckruf: Die Gitarren klingen thrashig, der Gesang angemessen aggressiv und man kann tatsächlich zwischendurch auch mal den Bass hören, statt nur zu wissen, dass der wohl auch irgendwo da sein muss, weil es sonst vermutlich irgendwie leer klingen würde. Gerade bei "Wardogs" fühle ich mich tatsächlich an PANTERA erinnert und mache die ersten Häkchen auf meiner imaginären Everyrock-Checkliste.

Ein Bass-Intro gemixt mit ebenso tiefem Gesang kündigt das Erwachen von "Agatha" an, beschließt das erste Kapitel und beschert mir einen hartnäckigen Ohrwurm.

Chapter 2 - Zeit zum Durchatmen

"Home" startet als Akustikballade, die problemlos den "Firefly"-Titeltrack ersetzen könnte, und ich frage mich wirklich kurz, ob ich noch der gleichen Band und vor allem dem gleichen Sänger zuhöre, denn statt angemessen aggressivem Kreischen und Schreien höre ich plötzlich warmen Klargesang, der mich an Bands wie STAIND und INCUBUS erinnert (wieder zwei Häkchen auf der Checkliste).  Im Songverlauf wird die Stimme wieder rauer, die Gitarre wieder verzerrter und was akustisch beginnt, endet nach knapp fünf Minuten als archetypische Powerballade und ich habe meinen zweiten Favoriten auf dem Album gefunden.

"4th" schlägt in die stilistisch gleiche Kerbe, ich beginne mich zu entspannen und werde am Ende des Songs etwas unsanft daran erinnert, dass BURIED IN SMOKE auch anders können, als die nette Ballade mal eben, als der bis dahin härteste Song des Albums endet. Ich bin bereit für Kapitel 3.

Chapter 3 - "Alright, Ladies and Gentlemen, let's do some Hard Rock"

Nach Thrash und Alternative geht es zurück zu den Wurzeln, denn Kapitel 3 ist eindeutig den eher klassischen Spielarten der Rockmusik gewidmet: Egal ob mit "Mission-Impossible"-Gedächtnisbassfigur in "Trouble Outside" (hatte ich schon erwähnt, dass ich es mag, dass man den Bass tatsächlich mal hören kann?), klassischen Hardrock im angemessen betitelten "Classic" oder unerwartetem Rockabilly(?)-Sound in "Want You Mine" – auch dieses Kapitel langweilt nicht und die Häkchen auf der Everyrock-Checkliste werden mehr.

Chapter 4 - Vorfreude auf morgen

Im finalen Kapitel gibt es mit "You Live And Let Die" noch einen kurzen Ausflug in Richtung Grunge und den Checklisten-Haken bei NIRVANA, bevor die finale Ballade "Tomorrow Will Come" für einen würdigen Abschluss sorgt und Vorfreude auf das macht, was hoffentlich noch kommt. (Wichtig: Unbedingt bis ganz zum Ende anhören!)

Everyrock? - Everyrock!

Ich weiß nicht, ob ich schon einmal ein vielseitigeres Debüt gehört habe, als "Tales From The Bermuda". Man muss sich etwas auf das Album einlassen, denn Everyrock heißt zwar, dass vermutlich für jeden Rockfan etwas dabei ist, aber auch, dass vermutlich nicht jeder mit dem kompletten Album etwas anfangen kann – aber Rockmusik ist eben auch nicht da, um es allen recht zu machen.

Das Album ist hochwertig produziert und neben Tony Vees facettenreichem Gesang bekommen auch alle anderen Bandmitglieder die Gelegenheit zu zeigen, dass sie ihre Instrumente beherrschen. Und hatte ich schon erwähnt, dass ich es wirklich super finde, dass man auch den Bass mal vernünftig hört?

Klare Empfehlung!

Tracklist:

01. Satisfy
02. Buried In Smoke
03. War Dogs
04. Agatha
05. Home
06. 4th
07. Trouble Outside
08. Southern Pain
09. Classic
10. Want You Mine
11. You Live And Let Die
12. Tomorrow Will Come 

Sonja

Stile: Heavy- , Power-, Thrash-, Pagan-Metal, Hardrock, Prog 
Bands: Orden Ogan, Edguy, Running Wild, Anthrax, Annihilator, Rage, Alestorm, Airbourne