Corpus Delicti - Break Everything Tipp

Corpus Delicti - Break Everything
    Thrash Metal

    Label: Blood Rite Records
    VÖ: 13.07.2018
    Bewertung:8/10

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Man mag meine Unpünktlichkeit bei der Besprechung des Debütalbums der Schweizer Thrash Metal-Truppe CORPUS DELICTI bemängeln. Aber: So wie die Entstehung von "Break Everything" etwas länger dauerte, brauchte auch ich eine Weile, um es würdigen zu können.

Warum hab ich bei CORPUS DELICTI Zehennägel im Kopf?

Zum zweiten Hören musste ich mich noch durchringen, weil mich mein Hauptkritikpunkt schon beim ersten Reinhören angeschrien hat. Aber nach diversen Durchläufen des Albums bin ich durchaus auf den Geschmack gekommen.
Mein Hauptwiderstand gegen das Album ergab sich zu Beginn aus der Stimme von Sänger Sileno Püntener. Nun ist Thrash Metal ja im Allgemeinen nicht das Genre, in dem man filigrane, hochkarätige Vokalisten verlangt. Aber andere Bands mischen ihre vokalen Folterinstrumente unauffällig unter die brachiale Instrumentensuppe – so wie die Zehennägel, die dem Eintopf als geheime Zutat die besondere Textur verleihen.
Nicht so CORPUS DELICTI. Hier schwebt Silenos Stimme klar isoliert über allem wie die schwitzige Kantinenbedienung, die fragt: "Dürfen es extra Zehennägel für den Eintopf sein oder ein Prise Spucke?" Ich empfehle den Song "Chaos Prevailing" für den optimalen Einstieg in dieses Gefühl.

Auf zur nächsten schlechten Metapher

Das Spannende ist, dass der musikalische Unterbau ziemlich solide ist. Eigentlich kann man musikalisch das gesamte Album vorbehaltlos empfehlen. Extrem abwechslungsreich, aber doch mit erkennbar eigenem Stil, erfinden die Schweizer das Thrash Metal-Rad zwar nicht neu, stellen aber einen soliden Rennreifen mit einer ansehnlichen Felgenkollektion auf die Beine. Zum Ausgleich zu "Chaos Prevailing" seien hier "War" oder "Inquisition" empfohlen. Abwechslungsreiche Riffs, variable Tempi und motivierende Bässe im Hintergrund sind durchweg an der Tagesordnung.

Doch eine Empfehlung für "Break Everything"

Beeindruckend ist jetzt, dass man sich mit dem Gesang anfreundet, wenn man sich von der guten Musik zum dritten oder vierten Mal durch das Album hat tragen lassen. Vielleicht ist der Gesang also weniger der Zehennagel im Eintopf als vielmehr herbe Rauchnote eines guten Islay Whisky. Man muss sich dran gewöhnen, aber wenn man zwei Stunden und ein bisschen Leidensfähigkeit mitbringt, entfaltet sich ein ganz eigenes Hörerlebnis, das man Kennern uneingeschränkt ans Herz legen kann.

 

 

Break Everything Tracklist

  1. Break Everything 
  2. Rising Darkness
  3. Chaos Prevailing
  4. Choose Your Grave
  5. Blinded By Rage
  6. War
  7. Inquisition

Corpus Delicti

Schlagzeug: Simon Bommeli
Gitarre: Manuel Ehrismann
Gitarre: Tiziano Iannuzzo
Bass & Gesang: Sileno Püntener

Matthias

Musikalisch ausschliesslich zum Hören begabt lebe ich geschmacklich an zwei Enden des Spektrums: Entweder so simpel, dass ich mitsingen kann oder so kompliziert, dass ich nicht der einzige bin, der keine Ahnung mehr hat, wo der Rhythmus sein sollte. Der gemeinsame Nenner ist, glaube ich, Kopfschmerzen. Einen besonderen Platz haben alle, die Musik ernst nehmen, sich selbst aber nicht.

Lieblingsbands sind schwer zu benennen, deshalb einfach ein Auszug der letzten 180 Tage aus last.fm: Heavysaurus, Orbit Culture, Jinjer, We Butter the Bread with Butter, Electric Callboy, Igorrr, Archspire, Flogging Molly, Bloodywood, Meshuggah, Clown Core, MASTER BOOT RECORD, Dropkick Murphys, OMB, Samurai Pizza Cats, Louis Cole, Nanowar of Steel, Orden Ogan, Knorkator, Kontrust, The Arrogant Worms, Raised by Owls, Pain, Orphaned Land, Soulfly

Jeder hat drei Versuche zu raten, ob Heavysaurus oder Archspire die Lieblingsband vom Kind ist.

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