Was neben dem frech hohen Ticketpreis (53 € an der Abendkasse) noch verwundert, ist, dass es keine Vorbands gibt und die Show schon um 19 Uhr losgeht. Bei dem Preis hätte man sich ruhig noch einen vielversprechenden Opener mit ins Boot holen können. Positiv hervorzuheben ist allerdings, dass die Toiletten extrem sauber sind (gar kein zu verachtender Punkt, wenn man bedenkt, wie die Toiletten in manchen Konzertlocations aussehen ...) und auch der Sound absolut wunderbar ist – ein dickes Lob an den Soundmann! Die komplette zweieinhalbstündige (!) Show lang hört man jedes Instrument wunderbar und so glaskar heraus, als wäre es eine Studioaufnahme. Großes Kino!
Was mich an diesem Abend allerdings nicht so umhaut, ist die Setlist, und zwar hauptsächlich aus einem Grund: Das '92er Götteralbum „Images and Words“ wird komplett ausgeklammert! Sicherlich haben DREAM THEATER in ihrer Karriere viele starke Alben aufgenommen, aber einen absoluten Fan-Favoriten nicht einmal mit dem Band-Überhit „Pull Me Under“ zu bedenken (noch schöner wären allerdings „Another Day“ und „Take The Time“ gewesen), finde ich sehr, sehr schade. Aber DREAM THEATER sind ja bekannt dafür, gern mal wild ihre Setlists zu ändern (und wer kann es ihnen auch verdenken), und bei 12 Studioalben kann man es, trotz superlanger Spielzeit, wohl kaum einem Fan komplett rechtmachen.
Nach dem Intro „False Awakening Suite“ gibt es dann auch erstmal vier Songs der letzten beiden Alben, bevor mit „Trial Of Tears“ (inklusive live-exklusivem Solopart) eine „Falling Into Infinity“-Schote ausgepackt wird. Mit „Enigma Machine“ (plus Drum-Solo von Immer-noch-Neuling Mike Mangini), „Along For The Ride“ und „Breaking All Illusions“ wird dann das erste, auf den neueren Alben der Band aufbauende Set abgeschlossen. Während der viertelstündigen Pinkelpause schallt eine unterhaltsame Dauerwerbesendung aus den Boxen, die versucht, den Fans DREAM THEATER-Actionfiguren anzudrehen – alles natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen.
Im zweiten Teil werden dann alte Klassiker ausgepackt: „The Mirror“ läutet einen fünf Song starken „Awake“-Block ein, der vor allem mit dem unsterblichen und wunderschönen „Space-Dye Vest“ besticht. Man kann Jordan Rudess, dem Zauberer an den Tasten, allgemein gar nicht genug Lob aussprechen, der Mann ist einfach unfassbar. Genauso wie der Rest der Band, die natürlich perfekt eingespielt ist und sich keinerlei Schnitzer leistet. Auch James LaBrie, der ja gerne mal aufgrund seiner Stimme bekrittelt wird, ist heute absolut unangreifbar, vor allem bei „Strange Déja Vu“, welches das absolute Highlight im Zugabenblock ist (der sich komplett aus „Scenes From A Memory“-Material zusammensetzt).
Heute Abend haben DREAM THEATER wieder einmal gezeigt, dass sie absolute Vollprofis sind und eine so große Menge fesselnder Songs in der Hinterhand haben, dass sie damit zehn Abende am Stück füllen könnten. Auch wenn sie mal ein paar Alben ausklammern.
Setlist:
- The Enemy Inside
- The Shattered Fortress
- On the Backs of Angels
- The Looking Glass
- Trial of Tears
- Enigma Machine
- Along for the Ride
- Breaking All Illusions
- The Mirror
- Lie
- Lifting Shadows Off a Dream
- Scarred
- Space-Dye Vest
- Illumination Theory
- Overture 1928
- Strange Déjà Vu
- The Dance of Eternity
- Finally Free
- Illumination Theory (Piano Outro)