Geschrieben von Montag, 15 Juni 2009 01:27

Sweden Rock 2009 - Der ultimative Festivalbericht

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Ich glaube, es war im Sommer 2003, als ich das erste Mal vom Sweden Rock Festival Notiz genommen habe. Seitdem war ich jedes Jahr von dem angekündigten Programm begeistert, von den Berichten der Besucher fasziniert und von den Preisen erschrocken. Aber für mich war klar, irgendwann wollte ich dort auch mal hin. Sechs Jahre später ist es endlich so weit. Zusammen mit Fotograf Thomas bin ich im schwedischen Sölvesborg angekommen, um vier Tage auf einem der ohne Zweifel, so viel kann ich schon verraten, schönsten Rock-Festivals unserer Zeit zu verbringen.


Als wir am Dienstagnachmittag den Veranstaltungsort erreichen, ist der erste Eindruck schon mal stark. Die Laufwege rund um das Gelände sind so kurz wie möglich gehalten und nicht mit anderen Open Airs vergleichbar, bei denen man nicht selten mehr als eine Viertelstunde vom Campingplatz zum Gelände benötigt. Die Marktstände sind größtenteils außerhalb des eigentlichen Festivalgeländes aufgebaut, auf dem Gelände selbst gibt es nur sehr wenige Stände, die nicht der Verpflegung dienen. Und so lädt der erste Abend zum Schlendern über die Händlermeile ein. Hier gibt es alles, von mehr oder weniger offiziellen T-Shirts über Schmuck, Tonträger und allen Schnickschnack, den man auf einem Festival braucht oder auch eher nicht.
Auch die Auswahl bei den Gastro-Buden kann sich sehen lassen. Von thailändischen Nudel- und Reispfannen über Döner, Pizza, Nachos, Gyros, belgischen Waffeln oder Donuts, und natürlich dem legendären gewokten Elch...alles schmeckt, hat allerdings dafür auch seinen Preis. Die von anderen Festivals gewohnte Suche nach einer Bude, deren Produkte nicht sofort in die Magenverstimmung führen, fällt auf jeden Fall aus.

Etwas bedauerlich ist die sehr strickte Trennung der Campingplätze. Es gibt auf dem Sweden Rock Festival keinen zentralen Campingplatz, sondern der Bereich vor dem Festivalgelände ist in eine Reihe von Parzellen aufgeteilt, die von verschiedenen Trägern betreut werden. Wir haben uns für den bewachten Motorradcampingplatz entschieden, auf dem darauf geachtet wird, dass auch wirklich nur der Besitzer mit der Maschine das Gelände verlässt - stellen dann aber bald fest, dass wir jetzt alle anderen Campingplätze nicht mehr betreten dürfen. Da auf unserem Gelände der Altersschnitt aber deutlich höher liegt und auch fast nur größere Gruppen angereist sind, haben wir außerhalb des Festivalgeländes nicht all zu viel Kontakte mit anderen Besuchern. Schade eigentlich.

Nachdem wir uns alles gründlich angesehen, uns im Sweden Rock Outlet Shop mit Festivalmerch eingedeckt und uns an der kleinsten Bühne neben dem Sweden Rock Restaurant eine lokale Band angesehen haben, ziehen wir uns dann auch auf unseren Zeltplatz zurück. Schließlich geht am nächsten Tag ja ein wahrer Rock-Marathon los. (Thorsten)

Mittwoch, 03. Juni

Später auf dem Festival werde ich erfahren, dass es seit 2004 beim Sweden Rock keinen Tropfen Regen gegeben hat. Scheinbar wird das in diesem Jahr nachgeholt. Eine Stunde vor Öffnung des Geländes gibt es den ersten großen Platzregen, vor dem sich alles in die Händlerzelte oder auf die Zeltplätze flüchtet. Kein gutes Omen für die nächste Zeit, und tatsächlich werden wir in den folgenden Tagen auch immer wieder nass.
Die Vier-Tages-Karten sind streng limitiert, und so ist heute nur ein Bruchteil der Festivalbesucher auf dem Gelände. Nur die drei kleineren Bühnen, die Gibson Zeltbühne und die mittelgroßen Zeppelin- und Sweden-Bühnen, sind im Betrieb, wobei letztere die größte der drei ist. Die Rock-Stage und die Hauptbühne (die Festival-Stage) werden erst morgen im Betrieb genommen, um sie herum wird jetzt noch fleißig aufgebaut.

Die Ehre, das Festival zu eröffnen, fällt den Kanadiern von TRACENINE zu, die auf der Gibson-Zeltbühne ihren Thrashmetal zum Besten geben. Uns allerdings zieht es schon nach wenigen Minuten zur Zeppelin-Bühne zu den Schweden INNOCENT ROSIE, die eine der Lieblingsbands der Sweden Rock Orga zu sein scheinen. Zumindest wurden sie fleißig plakatiert. Geboten wird netter Sleaze Rock, wobei optisch vor allem der Bassist heraus sticht, der ein großer Nikki Sixx Fan zu sein scheint. Insgesamt spielen die Skandinavier nichts Besonderes in technisch ordentlicher Aufmachung, haben sich aber scheinbar zumindest in Schweden schon eine größere Gefolgschaft erarbeitet. Auf einem Festival wie dem Sweden Rock, auf dem Poser-, Hair- oder Sleazerock Fans noch in großer Zahl zu finden sind, haben die Jungs aber auch leichtes Spiel. (Thorsten)

In musikalisch gelinde gesagt eher anderen Gefilden beheimatet, belegt die überaus ansehnliche Masse, die sich während des Auftritts der DEATHSTARS vor der Bühne sammelt, überaus anschaulich, dass Genregrenzen auf dem Sweden Rock augenscheinlich die wenigsten ernsthaft zu interessieren scheinen. Jedenfalls wird jede der Industrial-Metal-Nummern, welche die Paradiesvögel zum Besten geben, äußerst wohlwollend beklatscht und gefeiert, was auf einem Festival, dessen Schwerpunkt durchaus auf Hardrock aller Jahrzehnte liegt, ein wenig erstaunt. Die Performance der Düsterrocker lässt es jedenfalls an nichts fehlen, außer vielleicht an einem etwas differenzierteren Klangbild. (Thomas)

Mich zieht es danach erstmal zur Gibson-Bühne, in dem die All-Girl Band HYSTERICA das Zelt zum ersten Mal wirklich füllen kann. Das wird sich auch in den nächsten Tagen immer wieder zeigen: Sobald mehr oder weniger leicht bekleidete Damen auf der Bühne stehen, drängeln sich die Besucher vor den Absperrungen. Über die optischen Vorzüge kann man unterschiedlicher Ansicht sein, die Musik ist ganz sicher nicht das Kaufargument bei dieser Kapelle. Vollkommen langweiliger Hard Rock, handwerklich bestenfalls durchschnittlich dargeboten, rechtfertigt eigentlich keinen Auftritt auf einem Festival dieser Größe.

Also lassen wir die Damen links liegen und wenden uns ein Mal mehr der Sweden Stage zu, auf der die NWoSHM (New Wave Of Swedisch Heavy Metal) Band TORCH einen starken Auftritt hinlegt. Klar merkt man, dass die Mitglieder teilweise eine Weile schon nicht mehr im Musikgeschäft aktiv waren und sich erst 2005 für das deutsche Keep It True Festival wiedervereinigten haben. Auch wenn die Jungs heute nicht mehr all zu metallisch aussehen, legen TORCH den ersten Auftritt dieses Festivals hin, der mich mit ihrem sehr Hard Rock-lastigen Heavy Metal wirklich voll überzeugen kann. (Thorsten)

Die Amis von SEVENDUST sind in Europa spätestens seit mehreren Tourneen im Vorprogramm etablierter Kapellen wie beispielsweise Disturbed weitaus mehr als ein Lückenbüßer. Und so lässt der Fünfer von Beginn an keine Zweifel daran aufkommen, dass nun auch Nordeuropa im Sinne des modernen Metal sozialisiert werden soll. Druckvoller Sound und grundsätzlich sympathisches Stageacting lassen jedoch über die eine oder andere Peinlichkeit in mancher Ansage („Do you know our name? What's our name?") nicht vollständig hinwegsehen, zu unbeholfen wirkt bisweilen der wenn auch nett gemeinte Versuch, mit dem Publikum warm zu werden. Und, Jungs: JEDER, der einen Zettel mit der Running Order bei sich trägt, kennt euren Namen. Beim nächsten Mal bekommt ihr's vor Auftrittsbeginn schriftlich, okay? (Thomas)

Wieder zurück im Gibson Zelt bieten COVERED CALL ordentlichen AOR, der aber bei mir keinen wirklich tiefen Eindruck hinterlässt. Die Schweden zeigen gute Ansätze, haben aber im Moment noch keine Alleinstellungsmerkmale, die sie von der Konkurrenz abheben. So wirklich spannend wirken die Hobby-Cowboys zumindest noch nicht (Thorsten)

Für die Hünen von AMON AMARTH scheint sich die jahrelange Omnipräsenz auf so ziemlich allen Festivalbühnen Europas mittlerweile offensichtlich bezahlt zu machen. Proppevoll jedenfalls präsentiert sich die Rasenfläche vor der Sweden Stage, welche die Norweger - begleitet von den obligatorischen Krachpyros - unter großem Applaus entern. Wie immer steht hymnischer Viking-Death-Metal auf dem Programm, der anscheinend auch im eher rockorientierten Nachbarland seine Anhängerschaft findet. Technisch ohne Fehl und Tadel, fehlt dem Auftritt in seiner Gesamtheit jedoch genau die Prise - ja, was ist es? Esprit? Sympathie? Das gewisse Etwas jedenfalls, um sich für längere Zeit im Gedächtnis festsetzen zu können. Vielleicht hat die angesprochene Omnipräsenz aber auch schlichtweg nicht nur Vorteile ... (Thomas)

Ich hatte BLAZE BAYLEY bereits im März in einem kleinen Club in Hameln gesehen und für absolut unnötig gefunden, das aber nicht zuletzt auf den miesen Sound geschoben. Also gebe ich dem ehemaligen IRON MAIDEN Sänger noch eine Chance. Aber auch in Schweden kann BAYLEY mich nicht für einen Moment überzeugen. BLAZE reitet fast ausschließlich auf einem Ton herum um zieht die letzte Silbe jeder Zeile in die Länge. Der reichlich stumpfe Heavy Metal, der nur von wenigen IRON MAIDEN Songs unterbrochen wird, hält mich einfach nicht vor der Bühne.

Also ein letztes Mal an diesem Abend in das Gibson Zelt, wo die schwedisch-amerikanische Kooperation THE CHAIR soliden Hard Rock der 70er Jahre-Prägung unters Volk bringt. Mit ihrem Retro-Rock kommen die Jungs auch gut an und wärmen das Publikum ordentlich für den heutigen Headliner auf.

URIAH HEEP
sind ohne Frage eine der großen Bands der 70er, die mit ihrem anspruchsvollen aber auch oft balladesken Rock die Massen begeisterten. Vor der größten heute geöffneten Bühne, der Sweden Stage, hat sich eine entsprechend große Masse versammelt. Die Briten haben den ganzen Auftritt über mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Immer wieder fällt der Gesang aus, und von der Gitarre ist den ganzen Auftritt nur ab und zu etwas zu hören. Trotzdem machen die Engländer das Beste auf der Situation, haben sich aber mit ihrer Setlist nicht wirklich auf Festivalverhältnisse eingestellt und sehr viele ruhigere Stücke ins Programm genommen. Dazu kommt, dass es mittlerweile wirklich bitterkalt geworden ist, und so wird die Menschentraube vor der Bühne mit der Zeit immer kleiner. Auch wir ziehen den Schlafsack schließlich den obligatorischen „Easy Living", „Return To Fantasy" und natürlich „Lady In Black" vor und beenden so den ersten Tag des Sweden Rocks. (Thorsten)

Donnerstag, 04. Juni

Der zweite Tag fängt ähnlich an, wie der erste aufgehört hat, nämlich zunächst erstmal ziemlich kühl. Die gestern Abend noch spontan im Festival-Supermarkt erstandene Fleecedecke hat sich als gute Investition erwiesen. Und auch heute werden uns immer wieder Schauer erfrischen. Aber zum Glück bleibt es bei kurzen und nicht all zu starken Güssen. Also kommt die Jacke heute gleich aufs Gelände, und auch die Pullover nehmen wir lieber mit. (Thorsten)

Bester, klassischer Metal aus deutschen Landen begrüßt uns heute vor einem - noch - strahlend blauen Himmel. Die drei Herrschaften von RAGE befinden sich in ausgezeichneter Spiellaune und erfreuen die für den frühen Termin schon sehr zahlreich vor der Rock Stage vertretenen Anhänger mit altem und neuem Liedgut, wobei der Schwerpunkt jedoch klar auf Songs der Nach-"Ghosts"-Periode liegt. Ein wenig schade, doch müssen bei einer Spielzeit von gerade mal einer Stunde nachvollziehbarerweise auch zahlreiche heilige Kühe geschlachtet werden. Überdies gibt es, leider nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal während dieser Tage, ernst zu nehmende technische Schwierigkeiten, in diesem Fall mit Peaveys Bass, welcher in einer solchen Dreimannbesetzung doch eine nicht zu unterschätzende Rolle einnimmt. Doch zumindest die Musiker lassen sich davon nicht beirren, überzeugen auf ganzer Linie und verschonen die Anwesenden - ein großes Dankeschön hierfür - mit ihrer peinlichen, deutschsprachigen Bundesvision-Song-Contest-Nummer. Was will man mehr. (Thomas)

Nach dem traditionellen deutschen Thrash wird es für mich jetzt noch mal etwas klassischer. DAN BAIRD & HOMEMADE SIN sind eine Südstaaten-/Countryrock-Institution und spielen sich jenseits aller Rockstar-Allüren 75 Minuten lang die Seele aus dem Leib. Außerdem darf die Band die große Festivalbühne einweihen. Frontmann DAN BAIRD gibt launige Kommentare in Richtung von Bands ab, die ständig auf ihr neuestes Album hinweisen und lässt die Zuschauer nebenbei ein Ständchen zum vierzigsten Geburtstag seiner Gitarristen singen. Der ist auch vom fünften Hinweis auf seinen Ehrentag irgendwie nicht recht begeistert, beweist aber mit seinen Kollegen, dass alte Besen gut kehren. Der erste einer ganzen Reihe von starken Southern Rock Auftritten in den vier Tagen. (Thorsten)


Vermutlich niemandem, der sich in den letzten zwei, drei Jahren nicht ausschließlich mit Mark Medlock - oder war's Mattock? - beschäftigt hat, dürften die Großtaten entgangen sein, mit denen die Dänen VOLBEAT das gesamteuropäische Kritikergros ausnahmslos auf ihre Seite ziehen konnten. Und „ihre Seite" ist ganz klar heavy, tanzbar, melodisch und mit genau der Inspiration und mehr als nur einer Spur Kultfaktor versehen, die es möglich macht, in einer Musikwelt, in der es nichts Neues mehr zu geben scheint, genau dieses Neue zu schaffen. Zugegeben, VOLBEAT bedienen sich althergebrachter Zutaten, doch die Mischung aus Johnny Cash, Elvis Presley, Motörhead und einer saftigen Portion Rotz begeistert auch heute eine derart beeindruckende und für die Größe der Rock Stage eigentlich schon fast überdimensionierte Menschenmasse, dass viele schon vor dem Gig den Begriff „heimlicher Headliner" fallen lassen. Nicht zu unrecht, wie sich wenige Minuten später zeigt: Die Mischung aus Spielwitz, Fifties-Charme und beinharten Gitarren geht derart ins Bein, dass schon nach wenigen Takten wirklich niemand mehr ruhig steht. Es fliegen PET-Bierflaschen und die Mähnen nicht nur junger Fans, und spätestens als die Übernummer „Sad Man's Tongue" auch den zähesten Kritiker zum Mitwippen bewegt, ist allen Anwesenden klar, hier Zeuge eines der besten Gigs nicht nur dieses Festivaltages geworden zu sein. Bärenstark! (Thomas)

Von einer Southern Rock Legende wechsele ich direkt zur nächsten. Die OUTLAWS müssen mit der deutlich kleineren Sweden Stage Vorlieb nehmen, lassen sich dadurch aber nicht davon abhalten, ein Feuerwerk klassischer Stüdstaatenklänge abzubrennen. Mir persönlich hätte der Sound einen Tick härter und weniger Country-lastig sein dürfen, und ich vermisse das legendäre JOHNNY CASH Cover „(Ghost)Riders (In The Sky). Davon abgesehen setzen die die Amerikaner aber fort, was ihr Landsmann DAN BAIRD angefangen hat, und rocken die Fans vor der Bühne in Grund und Boden.

CANDLEMASS Frontmann Robert Lowe beginnt den Auftritt auf der Festival-Bühne mit dem sehr gewagten Satz „The Festivals starts now"...Gewagt vor allem deshalb, weil VOLBEAT direkt im Vorfeld auf der eigentlich kleinere Rock-Stage vor mindestens dem Vierfachen an Menschen gespielt hat. Auch sonst macht Lowe einen etwas überheblichen Eindruck, nicht zuletzt im Umgang mit dem etwas trägen Publikum, das sich im Laufe des Auftritts auch eher dezimiert. An der Leistung der schwedischen Doomer kann es nicht gelegen haben, denn daran ist nichts auszusetzen. CANDLEMASS bieten einen Überblick über ihre gesamte Karriere, doch auch wenn man Messiah gesanglich nicht vermisst, hat der Unterhaltungswert durch den Sängerwechsel doch etwas nachgelassen.

Von düsterem Doom zu ganz anderen Klängen. FLOGGING MOLLY sind die wohl mit Abstand tanzbarste Kapelle auf dem Sweden Rock Festival, und das Publikum nimmt die Mischung aus Irish Folk und Punk dankbar auf. Während im Pulk gehüpft wird, tanzen die Menschen in den hinteren Reihen, und Frontmann Dave King heizt die Masse mit launigen Ansagen weiter an. Er kündigt unter anderem an, sich heute für die Invasion Groß Britanniens durch die Wikinger zu rächen. Allzu gebeutelt dürfte sich aber niemand gefühlt zu haben.

Von unbändiger Energie zu minimalistischer Coolness in Reinform. ZZ Top müssen auf der Bühne nicht viel machen, denn jede Geste, jeden winzige Bewegung, die Kleinst-Choreographien haben mehr Wirkung als ein Sprint über die ganze Bühne bei manch anderem Künstler. Von „Under Pressure" über „Waitung For The Bus", „Jesus Just Left Chicago" und „Cheap Sunglasses" bis zu "Sharp Dresses Man" und "Gimme All Your Lovin'" und natürlich „Legs", bei dem die beiden Langbärtigen die Plüschgitarren hervor holen, liefern ZZ TOP genau das, was man von einem ihrer Auftritte erwarten konnte. Das sehen auch die Massen vor der gut gefüllten Festival Stage so, und nachdem ZZ TOP versichert haben, dass ihre Show auch für jüngere Zuschauer geeignet ist (Ratet Z), verabschieden sich die Legenden des staubtrockenen Sounds auch schon wieder. (Thorsten)

Schwedens bekannteste Truemetaller zur Prime Time im „Vorprogramm" von Twisted Sister, als „Überleitung" von ZZ Top. Was soll da schon noch groß schief gehen? Vorweg: Es geht nichts schief. Es gibt aber auch wenig Neues zu bestaunen. Immerhin haben sich HAMMERFALL mittlerweile anscheinend Plastik-Eisberge und Kettenhemden weitestgehend abgewöhnt und fahren nun mit Stufenkonstruktion in Aluminiumoptik, Lack und Leder sowie futuristisch anmutenden Gimmicks ein deutlich weniger albern anmutendes Gesamtimage als noch vor wenigen Jahren. Oscars Posen, manch Schwäche in Joacim Cans Gesang und gelegentlich auftretende rhythmische Undifferenziertheiten lassen allerdings schon bald erahnen: Neues Gewand, ansonsten alles beim Alten, was aber ganz und gar nicht nur Schatten bedeutet - es gibt auch genügend Licht. Immerhin kennt man sich hier offensichtlich, das Publikum zelebriert stimmgewaltig Hymnen wie „Hearts On Fire" und „Let The Hammer Fall", und irgendwie drängt sich der Eindruck auf, HAMMERFALL hätten hier und heute auch mit Winnie Pooh am Schlagzeug und Kermit an der Gitarre auftreten können, dazu gewandet in rosa Nachthemden - der Stimmung hätte dies keinen Abbruch getan. Aus Schweden, für Schweden - und das ist anscheinend gut so. (Thomas)

Nach dem Tod von Schlagzeuger Cozzy Powel schließt mittlerweile nicht nur Mastermind Ritchie Blackmore eine Wiedervereinigung von RAINBOW aus, sondern auch Ur-Sänger Ronnie James DIO. Also haben sich mit Keyboarder Tony Carely, Schlagzeuger Bobby Rondinelli, Bassist Greg Smith und Joe Lynn Turner, der als Sänger vor allem die US-Hard Rock lastigere Phase prägte, vier Originalmitglieder aus dem üppigen Pool ehemaliger Rainbow Musiker zu OVER THE RAINBOW zusammen getan, um die Hits ihrer alten Band ins neue Jahrtausend zu tragen. Mit dabei ist außerdem Ritchie Blackmores Sohn Jürgen.
Die Gelegenheit, RAINBOW Songs von Originalmitgliedern zu hören, kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Und bei allem Respekt vor den restlichen Bands, die an diesem Tag aufgetreten sind: OVER THE RAINBOW schlagen sie alle. Die Band feuert einen unsterblichen Hit nach dem anderen in die Masse vor der Bühne, die feiert, als stünde das komplett wiedervereinigte Original auf den Brettern. Hier stimmt einfach alles, und auch wenn Turner kein DIO ist, gelingt die Zeitreise vom ersten bis zum letzten Ton. Für mich ist das deutsch-englische Projekt der klare Gewinner dieses Tages.

Da haben es TWISTED SISTER bei mir schon schwer, nicht zuletzt weil sie angekündigt haben, das komplette „Stay Hungry" Album am Stück zu spielen. Entsprechend früh werden die großen Hits wie das Titelstück „We're Not Gonna Take It" und „I Wanna Rock" verbraten. Zwar gelingt es den verdrehten Schwestern deutlich besser als beim Bang Your Head Festival 2005, die Stimmung danach einigermaßen zu halten, aber es hat eben schon seinen Grund, warum es bestimmte Nummern so gut wie nie in die Setlists geschafft haben.
Bei dem ROLLING STONES Cover „It's Only Rock And Roll (But I Like It)" kommen MOTÖRHEADs Phil Campbell und Lemmy auf die Bühne, während sich Dee Snider für die Unterstützung der Legende in den frühen Jahren von TWISTED SISTER bedankt. Eigentlich ein großer Moment, doch Lemmy sieht wirklich nicht gut aus und starrt fast wortlos mit leerem Blick in die Menge, was meine Freude doch etwas trübt. Etwas bizarr wird es, als Dee Snider einen Stand für orientalisches Essen (schwedisch Oriental Mat) mit einem Stand für Orientteppiche verwechselt und sich lauthals darüber echauffiert, dass Orientteppiche mal gar nicht Metal wären.
Nach nur rund 75 Minuten und mit einigen fehlenden Hits ist das Spektakel dann auch schon wieder vorbei, wobei ein paar wichtige Songs in der Schublade geblieben sind. Es war schon OK, was die New Yorker da geboten haben, aber der große Wurf war es nicht. Und so wird das Bang Your Head 2003 für mich immer DIE ultimative TWISTED SISTER Show bleiben. (Thorsten)

Freitag, 05. Juni

Heute sieht es zumindest morgens mal so aus, als könnten wir trocken bleiben, und tatsächlich wartet der erste starke Regen heute bis zum Abend. Dann allerdings stehe ich gerade bei UFO vor der Sweden Stage und möchte mich einfach nicht ins Bierzelt verkriechen. Zunächst aber bleibt es zumindest bei unserem Opener trocken... der ist ja aber auch für seinen guten Draht nach oben bekannt.

Wir beginnen den Tag mit NEAL MORSE. Der ehemalige SPOCK'S BEARD Frontmann hat seine Band scheinbar direkt aus dem CVJM rekrutiert. Technisch sind die Jungs spitze... kein Wunder, wenn man den Gedanken an Sex zwanghaft verdrängen möchte, muss man seine Zeit natürlich anders verbringen und seine Finger irgendwie beschäftigen. Jeder Ansatz von Charisma geht ihnen aber vollkommen ab. Aufgewertet wird der Auftritt noch mit Pete Trewavas (MARILLION) und Mike Portnoy (DREAM THEATER), die sich MORSE und seiner Band für einige Songs anschließen.
NEAL MORSE war der musikalische Kopf von SPOCK'S BEARD, und noch immer kann er Prog-Hymnen für die Ewigkeit schreiben wenn, ja wenn da nur nicht die Inhalte wären. Die Heiligkeit trieft geradezu aus den Texten, und bei dem leuchtenden Heiligenschein dürften eigentlich keine Scheinwerfer mehr nötig sein. Als NEAL MORSE dann auch noch seinen Sohn auf die Bühne holt, um mit ihm ein Duett über einen Jungen zu singen, der denkt, dass Gott ihn verlassen hat (und Gott, der sich wünscht, dass der Junge, der seinen Weg verlassen hat, sich ihm wieder zuwendet), kann einem schon wirklich schlecht werden. So ist es dann doch irgendwie schade um einen so talentierten Musiker.

Weniger heilig geht es da bei JON OLIVA'S PAIN zu. Der Anblick des ehemaligen SAVATAGE Bandkopfs ist schon etwas erschreckend. Jon sieht nicht gut aus, scheint mittlerweile an der 200kg-Marke zu kratzen und bewegt sich teilweise am Stock über die Bühne. Stimmlich ist er aber in recht guter Verfassung. Auch wenn die ganz hohen, kranken Schreie nicht mehr so kommen, sitzen die gemäßigten bis tiefen Lagen. Das Programm mit allen wichtigen SAVATAGE Hits, mit einigen JON OLIVA'S PAIN Songs, weiß zu gefallen und seine Band, die sich Jon von CIRCLE II CIRCLE, der Band seines ehemaligen SAVATAGE Sängers Zakk Stevens unter den Nagel gerissen hat, ist auf der Bühne schlicht eine Bank. Ja, SAVATAGE sind tot und werden wohl auch nicht mehr auferstehen, aber JON OLIVA'S PAIN sind die würdigen Erben und halten die Fahne der Bombast-Metal Legende weiter hoch.

Progressiv, wenn auch sanfter, geht es danach weiter. MARILLION war eine dieser Bands, die ich schon länger mal live sehen wollte. Bisher hatte es sich aber nie ergeben, um so gespannter war ich jetzt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Eine Band wie MARILLION braucht eigentlich Dunkelheit oder wenigstens Dämmerung, damit die Stücke und Extras wie Lichtshow usw. wirken, doch MARILLION können mit ihrem klassisch-sphärischen Prog-Rock auch am Nachmittag begeistern. Und wenn ich mir den Andrang vor der zweitgrößten Bühne des Festivals anschaue, sind wir bei Weitem nicht die Einzigen, die sich hier begeistern lassen. MARILLION sind für mich eine der positivsten Überraschungen dieses Festivals. (Thorsten)

Man nehme eine ansprechend aussehende Sängerin mit klassischem Timbre und mehrere nahezu charismafreie, wenn auch recht fitte Saitenschrubber, verrühre das ganze mit einer gehörigen Portion Pathos, und man erhält - falsch! Nicht Nightwish, sondern AMBERIAN DAWN. Wobei, schließt man die Augen und unterstellt einige fehlende Repertoirekenntnis, wird klar: Der Vergleich mit den früheren Werken der finnischen Bombast-Metaller ist keineswegs weit her geholt. Stellt sich wie so oft die Frage, was objektiv besser scheint: Schlecht selbst gemacht oder gut geklaut, doch letzteres macht beim Zuhören jedenfalls deutlich mehr Spaß, was eine gut gefüllte Zeltbühne während des sehr sauber dargebotenen Gigs nur unterstreicht.

Zu VOIVOD lässt sich nur eines mit Sicherheit sagen: Die Jungs haben Spaß, sowohl mit ihrem Publikum als auch untereinander. Selten zuvor sah man so viele gut gelaunte, lachende und zu Scherzen aufgelegte Mitglieder einer immerhin echten Prog-Sludge-Wasauchimmer-Metal-Institution gemeinsam auf der Bühne performen. Davon legt auch nicht zuletzt das doch sichtbar rundlichere Grinsen des mit Sicherheit bekanntesten (da mit den Titanen Metallica zu nicht nur für ihn selbst durchaus zweifelhaftem Ruhm gelangten) Bandmitglieds Jason Newsted Zeugnis ab - doch solange es nicht wieder zu Kummerspeck wird, stehen die neuen Pfunde dem sympathischen Kerl richtig gut. (Thomas)

Im Vorfeld weiß niemand so recht, was er vom Comeback von LITA FORD halten soll. Nach wenigen Minuten ist klar: Das hätte man sich auch sparen können. Positiv ist zu bemerken, dass LITA FORD in Würde gealtert und nicht als rundumerneuertes Püppchen auf die Bühne zurückgekommen ist. Aber die Songs der Dame sind vollkommen egal, und LITA trifft bei ihrem Gesang, der von ihrem Bassisten gedoppelt wird, nur wenige Töne. Vielleicht hat da in den 80ern auch einfach niemand auf die Musik, sondern eher auf andere Vorzüge geachtet.

Da gehen wir doch lieber zur Zeppelin-Bühne und schauen uns die NWoBHM Legende DEMON an, die mit ihrem Hard Rock-lastigen 80er Metal zu begeistern wissen. Zwar beschränken sich die Ansagen von Sänger Dave Hill auf wenige Sätze, aber die textsicheren Fans feiern die Klassiker der Band, und die bedankt sich mit einem starken Auftritt. Besonders die mehrstimmigen Gesangspassagen der Partyhymnen wie „Sign Of A Madman", „Night Of The Demon" und „Don't Break The Circle" werden begeistert mitgesungen. So und nicht anders muss das aussehen. Ein rundum gelungener Auftritt. (Thorsten)

Ein im Vorfeld angekündigter DVD-Dreh lässt die Zuschauer, welche sich in größerer Anzahl vor der Rock Stage versammelt haben, erahnen, in welche Richtung der Kahn während des Auftrittes von KAMELOT wohl steuern würde. Und diejenigen, welche auf bedingungslosen Bombast fürs Auge gesetzt haben, werden nicht enttäuscht. Druckvoll und melodisch arbeiten sich die Dame und die Herren durch eine mit Highlights der jüngsten Bandgeschichte gespickte Setlist und müssen nur gelegentlich aufpassen, dass sich nicht das eine oder andere Bandmitglied in die Pyro-Hall-Of-Fame mit Größen wie James Hetfield und Gene Simmons einreihen muss, so derart viele Feuerfontänen sind bisweilen zeitgleich im Einsatz. Nur hätte man sich für das ganze Spektakel dann doch ein wenig mehr Dunkelheit wünschen dürfen, so allerdings verpufft mancher Effekt im trüben Licht des regnerischen Nachmittags. (Thomas)

Weiter mit einer echten Hard Rock-Größe. UFO gelten als etwas launischere Band, trotzdem wollte ich mir den Auftritt der Engländer nicht entgehen lassen und bin damit vor der gut besuchten Sweden Stage offensichtlich nicht alleine. Und die Jungs rechtfertigen das Publikumsinteresse mit einem Hitfeuerwerk und einem ausgesprochen gut gelaunten und spielfreudigen Auftritt. Sänger Phil Mogg empfiehlt grinsend sein neues Lieblingsgetränk „Wasser" als Alternative, die einen nicht in Schwierigkeiten bringt. Hit nach Hit bis zum unvermeidlichen „Doctor, Doctor" wird abgefeiert, und das kann eigentlich nicht einen enttäuschten Zuschauer zurückgelassen haben.

UFO überziehen etwas, so dass ich es gerade noch zu FOREIGNER an die Festival Bühne schaffe - und der Weg hat sich gelohnt. Auch wenn die Band nicht unbedingt für die rockigste Gangart bekannt ist, haben sich FOREIGNER auf die Festivalsituation eingestellt. Außerdem ist es der erste Auftritt in Schweden seit 18 Jahren, so dass mancher Gast noch gar nicht geboren war, als die AOR Legende das letzte mal vorbei geschaut hat. Radiohits, die jeder im Publikum auswendig kennt, haben die Amerikaner genügend im Gepäck, und selbst die Schnulze „I Want To Know What Love Is" wird von allen mitgesungen. FOREIGNER haben sich absolut stark verkauft. (Thorsten)

Lechz. Sabber. Man möge den Worten des Autoren in diesem Fall keine gesteigerte Beachtung schenken. Gerade der weiblichen Leserschaft sei es gestattet, jetzt mit einem Kopfschütteln über die stupide Männerwelt angewidert dem Computer (bitte nur zeitweise) den Rücken zuzukehren, doch bleibt zu bedenken: Bands wie CRUCIFIED BARBARA machen es dem Gros der männlichen Zuhörer- und insbesondere der Zuseherschar, zu dem sich der Autor in diesem Fall leider zählen muss - auch nicht gerade leicht, sich nicht von den optisch dargebotenen Reizen ablenken zu lassen. Halbtransparente Leopardenleggins, kombiniert mit kniehohen, engen Stiefeln treffen auf lasziv heruntergelassene Träger bauchfreier Tops, die mehr enthüllen als verdecken - und das Enthüllte greift die Leopardenthematik der Leggins gekonnt wieder auf. So. Diese Grazien spielen dann beinharten, rifforientierten Metal der rotzigsten Art, und das auch noch ganz gut! Klar - in den wenigen hellen Momenten drängt sich ab und an doch die Frage auf, ob die sichtliche Limitiertheit, die sich besonders in Punkto mageren Stageactings, auffälliger Gestenarmut und nicht immer perfekter instrumentaler Präzision niederschlägt, hier vielleicht doch schneller unter den Tisch gekehrt und damit verziehen wird, als dies bei vier bärtigen, sabbernden Ruhrpottrockern der Fall wäre, doch mag dies jeder für sich selbst entscheiden. (Thomas)

Bereits am Morgen hatte ich zwischen des Traversen der Rock Stage eine bekannte Formation entdeckt: MOTÖRHEAD haben ihren legendären Bomber im Gepäck, den ich das letzte Mal beim 2001er Wacken Open Air gesehen habe. Davon abgesehen bieten die Briten eine solide aber unspektakuläre Show. Lemmy sieht etwas besser aus als am Vorabend und grummelt einige seiner bekannt launigen Ansagen. Sonst brettert das Trio einen bunten Strauß bekannter Hits mit einigen Stücken vom aktuellen Album, das Interesse vor der Bühne hält sich aber, wohl auch wegen des seit KAMELOT/UFO wieder stark einsetzenden Regens, in Grenzen. Vielleicht hat man das Gebotene aber auch einfach schon zu oft gesehen, um noch wirklich begeistert zu werden. (Thorsten)

Materialschlacht! Schon beim ersten Betrachten der für IN FLAMES präparierten Bühnenkonstruktion wird eines klar: Selbst Modern Talking dürften vor einer derartigen Ansammlung von Pyros, Strobos und LED-Wänden, die über die gesamte Breite der Bühne in vier Ebenen verbaut wurden (!), keine all zu großen Probleme haben, eine Show für die Ewigkeit runterzureißen. Hinzu kommt noch der in Schweden bereits vor Jahren offiziell verliehene Gott-Status, der den Göteborgern seitdem anhaftet, so dass der Fünfer ein ernst zu nehmender Kandidat für den Zuschauerrekord des Festivals sein müsste. Es drücken, schieben und moshen jedenfalls geschätzte gut 30.000 Zuschauer vor der Festivalstage, als IN FLAMES nach überlangem Video-Intro gegen 23:45 die Bretter betreten. Und das Publikum feiert zu Songs wie „Trigger", „The Quiet Place", „Touch Of Red" und „Come Clarity", als gäbe es buchstäblich kein Morgen. Ein besonderes Highlight für Aug und Ohr fahren die Göteborg-Deather in Person von Lisa Miskovsky auf, die sich - in ihrem Stageacting vor einer derartigen Menschenmasse zwar sichtlich limitiert, doch gesanglich stabil und charismatisch - während „Dead End" mit Anders Fridén ein Duett liefert, welches zweifellos zu den musikalischen Highlights des Abends gehören dürfte. Dass es sich beim Schweden-Rock-Festival jedoch nach wie vor mehr um eine schwedische als um eine internationale Angelegenheit handelt, wird dem Nicht-Schweden nach jedem einzelnen Song insofern drastisch ins Gedächtnis gerufen, als dass die Art und Weise, in der Frontmann Fridén nach Art eines Conferenciérs mit teilweise minutenlangen Monologen und Stand-Up-Comedy-Einlagen nach wirklich jedem einzelnen Fetzen Musik durch das Programm des Abends führt, spätestens nach dem vierten Song schlichtweg zu nerven beginnt. Und auch sonst stellt sich die Frage: Wie sähe die im Grunde recht gestenarme Bühnenchoreographie der Nationalhelden wohl ohne geschätzte 500.000 Watt an Lichtspektakel aus, ist doch das einzige Bandmitglied, welches sich auf der Bühne einigermaßen anständig zu bewegen weiß, der Rastazöpfe tragende Frontmann. Dennoch - ein würdiger Headliner für einen würdigen Tagesausklang. „Only For The Weak" ... (Thomas)


Samstag, 06. Juni


Den letzten Tag des Festivals beginnen wir mit Tim RIPPER OWENS. Tim Owens ist ein Phänomen im Metal. Ob als Sänger von JUDAS PRIEST, ICED EARTH oder bei MALMSTEEN, immer war er technisch brillant, aber auf der Bühne mit dem Charisma einer Schale kalten Haferbreis geschlagen. Solo wirkt er sogar vergleichsweise gelöst, aber eben immer noch so Metal wie ein rosa Wollpollunder. Abgesehen von dem JUDAS PRIEST Song, dem Owens seinen Spitznamen verdankt, wird nur eigenes Material gespielt, wobei Tim Owens immer wieder auf die Setlist schauen muss, um sich zu überzeugen, was jetzt ansteht. Als Verstärkung hat Owens den ehemaligen SAVATAGE Gitarristen Chris Caffery im Gepäck. Warum der sich nicht schon am Vortag wenigstens kurz zu seinem alten Kollegen JON OLIVA auf die Bühne gestellt hat, weiß vermutlich nur er selbst. Ordentlich ist der Auftritt von Owens und seinen Mannen sicher, aber mehr als ein netter Einstieg in den Tag ist es nicht.

Der Andrang im Gibson Zelt zeigt an, dass jetzt wieder eine Frauenband auf der Bühne steht. FOUREVER verstehen im Gegensatz zu einigen anderen aber immerhin ihr Handwerk und wissen mit ihrem an WITHIN TEMPTATION angelehnten Powermetal nicht nur optisch zu überzeugen. Wirklich essentiell ist die Musik des Trios dann aber doch nicht, und so geht es zu einer Kuriosität des Sweden Rock Festivals: Der schwedischen Nationalhymne. (Thorsten)

Man stelle sich vor, am dritten Oktober spielten vor 20.000 frenetisch jubelnden und aus voller Kehle mitsingenden Metalfans auf dem Hamburger Rathausbalkon die SCORPIONS die Deutsche Nationalhymne. Ohne eine politische Grundsatzdiskussion über nationale Außendarstellung anregen zu wollen: Das (Medien-)Echo wäre vermutlich nicht unbedingt das, was man sich in diesem Zusammenhang wünschte. In Schweden jedoch ist die Welt dahingehend noch völlig in Ordnung, und so versammelt sich alles, was an diesem dritten Festivaltag noch in irgend einer Form laufen kann, vor der Zeppelin Stage, wo am heutigen sechsten Juni, dem Nationalfeiertag der Schweden, niemand geringerer als die Landsleute von SABATON die Ehre haben, die wunderschöne Hymne des Gastgeberlandes anzustimmen. Jeder, der nicht während der ersten Zeilen zumindest Ansätze von Gänsehaut verspürt, sollte sich vermutlich ernsthafte Gedanken über den Zustand seiner Vitalfunktionen machen, denn zigtausend Kehlen, aus denen „Du Gamla, du Fria!" tönt, untermalen die Erhabenheit des Momentes mehr als stimmungsvoll. Es wehen die blau-gelben Banner, man liegt sich in den Armen, und dabei ist es völlig hinfällig, welcher Nation der einzelne ist: Man feiert sich selbst und das schöne Land von Ikea und Huskvarna. Ein magischer Moment, und nur ein weiterer Beleg für die Friedlichkeit und Freundlichkeit, die beim Sweden Rock mehr als einmal deutlich wird.

Back to Hausmannskost. IMPELLITTERI spielen, was sie eben können: Der Saitenwichser wichst, der Stimmbandakrobat singt und kreischt, das Ganze zwar technisch perfekt, doch musikalisch reichlich alltäglich und maximal uninspiriert. Sorry, bei all dem, was dieser Tage geboten war und ist, gibt's hierfür allenfalls ein „befriedigend" - so uninspirierten Zweiunddreißigstel-Metal wissen andere zumindest noch mit zündenden Melodien zu versehen. Der Nächste bitte. (Thomas)

HINDENBURG werden als Schwedens beste LED ZEPPELIN Coverband angekündigt. Die lakonische Bemerkung von Kollege Thomas, dass es wohl nicht all zu viele LED ZEPPELIN Tributebands geben wird, lasse ich hier mal ungefiltert stehen. Trotz engagiertem Auftreten kommt ein wirkliches Nostalgiegefühl nie so recht auf.

Von einer nachgemachten Legende zu einer echten: BLACKFOOT war eine der Bands auf dem Sweden Rock, auf die ich mich am meisten gefreut hatte. Die Southern Rock Legende feiert in diesem Jahr ihr vierzigjähriges Bestehen und feuert Hit um Hit in das begeistert Publikum, das fast bis zu den Einlasstoren vor der Sweden Stage steht. Doppelte Lead-Gitarren und mehrstimmiger Gesang sind die Markenzeichen des amerikanischen Quintetts, das irgendwie nie so ganz aus dem Schatten von LYNYRD SKYNYRD heraustreten konnte, obwohl es mindestens ebenbürtige Musik schrieb. Spätestens als der Übersong „Highway Song" gespielt wird, kommen mir fast die Tränen. Wie lange habe ich gewartet, diesen Song live zu hören. Neben OVER THE RAINBOW war dieser Auftritt der größte Moment in diesen vier Tagen. (Thorsten)

Hurrah. Ottonormalmetal. Als Fan von RIOT mag man es dem Verfasser dieser Zeilen nachsehen - nach vielen, vielen großartigen, weniger großartigen, netten, feinen, schönen, magischen und brachialen Momenten, die die vergangenen Tage zur Genüge geboten haben, fällt es schwer, sich auf eine weitere Kapelle voll einzulassen, die zumindest live nicht gerade den Eindruck erweckt, das Rad neu erfunden zu haben - und die zudem sympathietechnisch auch nicht alles darauf anzulegen scheint, in die schwarzen Zahlen zu kommen. Irgendwie muffig, irgendwie okay zwar, aber auch irgendwie muffig. Da macht die Portion Gyros vom Stand nebenan dann doch mehr Spaß, gewürzt mit einer gehörigen Prise Vorfreude auf JOURNEY! (Thomas)

Viel hatte man im Vorfeld über den neuen JOURNEY Sänger gehört. Nachdem Originalsänger Steve Perry, der das Klangbild der Band wohl am meisten geprägt hatte, 1998 erneut ausstieg, wechselte die Band in den letzten elf Jahren zwei Mal den Frontmann aus, entließ zuletzt Jeff Scott Soto. Nun hat die Band lange gesucht und schließlich den jungen Filipino Arnel Pineda ins Boot geholt der, so der erste Eindruck, auch der Enkel der anderen Bandmitglieder sein könnte.
Bei den ersten Tönen dürfte dann nicht wenigen der Mund offen gestanden haben. Pineda klingt wirklich eins zu eins nach Perry, da stimmt jeder Ton, jede Betonung, einfach alles. Und jeder Ton sitzt perfekt. Auch die Leistung der anderen Bandmitglieder ist über jeden Zweifel erhaben. JOURNEY versetzen das Publikum vor der Festivalbühne, das zugegebenermaßen nicht so zahlreich ist wie bei manch anderem, bis zum Ende in Erstaunen. Wer es bisher nicht glauben wollte, wird es jetzt wissen: JOURNEY bestehen in der neuen Besetzung auch live jede Feuerprobe. (Thorsten)

Wer an diesem Tag Zeuge des Gigs der Melodic-Deather SOILWORK wird, dürfte eine ungefähre Vorstellung davon haben, wie IN FLAMES ohne Glühbirneninfanterie zu heller Nachmittagsstunde aussehen könnten: Sicher nicht übel, aber doch ca. 87 Prozent weniger beeindruckend als noch am Vortag. Überhaupt stellt sich dem Anhänger des Sechsers um „Speed" Strid, Verbeuren und Mastermind Wichers, der heute aus familiären Gründen leider nicht anwesend ist und ersetzt werden muss, seit Jahren die Frage: Warum die und wir nicht? SOILWORK und IN FLAMES sind nahezu gleichaltrig, spielen äußerst ähnliche Musik, wobei erstere über die Jahre dann vielleicht doch noch das gewisse Plus an Druck und melodischem Tiefgang für sich verzeichnen dürften, können entgegen früherer Ammenmärchen ziemlich gut miteinander und sind beim selben Label. Dennoch wird nicht erst heute klar: Fridén/Gelotte sind Strid/Wichers um Meilen davongezogen. Schade eigentlich, hätte die Musik, hätte das Charisma auf der Bühne doch weit mehr als nur das Potential, mit dem richtigen Background rundum zu begeistern - die Musik SOILWORKs schreit geradezu danach. Man meint gar, insbesondere „Speed" Strid bemüht sich noch etwas mehr als am Vorabend Kumpel Fridén, auf der Bühne Energie und Spannung entstehen zu lassen, doch - um mit dem Kölner zu sprechen: Wat wisse maache? Nachmittags um halb sechs, mit zwei Strobos und fünf Lichtkannen? Immerhin war der Platz vor der Zeppelin Stage dieser Tage nie so gut gefüllt, höchstens während der Nationalfeierlichkeiten am Vormittag. (Thomas)

Sänger Russ Anderson der 80er Thrash-Legende FORBIDDEN kündigt an, heute das komplette Kult-Album „Twisted Into Form" zum Besten geben zu wollen. Und die Herren aus San Francisco haben sichtlich Spaß an ihrem Auftritt. Trotzdem zieht es mich zur größeren Rock Stage.

Dort hat eine Band einen durchaus prominenten Platz im Billing ergattern können, die eigentlich auch schon auf eine längere Karriere zurückblicken kann, bei uns aber bisher kaum bemerkt wurde. Die ELECTRIC BOYS scheinen eine Lieblingsband der Sweden Rock Macher zu sein und in Schweden auch schon einen beeindruckenden Status aufgebaut zu haben. Das zeigt sich nicht nur am starken Andrang vor der Bühne, sondern auch daran, dass die Fans jedes Stück der Band abfeiern und mitsingen. Die ELECTRIC BOYS bieten einen leicht poppigen Hard Rock, der mich etwas an THIN LIZZY erinnert. Das kann auch daran liegen, dass Sänger Conny Bloom nicht nur optisch, sondern auch bei seinen Gesten eine frappierende Ähnlichkeit mit Phil Lynott hat. Von dieser Band würde ich auch im Rest Europas gerne mehr hören. (Thorsten)

Manch ein Festivalbesucher mag sich insgeheim bereits gefragt haben, ob Progressiver Metal im Allgemeinen und eine amtliche Frickelband wie DREAM THEATER im Besonderen das geeignete Mittel sein können, um zur Prime Time eines Festivalabschlussabends die Stimmung zum Kochen zu bringen. Um eines vorweg zu nehmen: Die Frage stellt sich, wie schon nach wenigen Minuten technisch perfekt zelebrierter, jedoch ganz und gar nicht eingängiger Kabinettstückchen deutlich wird, völlig zurecht und muss in diesem Zusammenhang eindeutig verneint werden. Technisch wie immer über jeden Zweifel erhaben sechzehnteln sich die Saitenheroen durch eine derart an Highlights arme Setlist, dass selbst die Reaktionen der eingefleischtesten Fans sich irgendwo zwischen Schulterzucken und Verlassen des Geländes bewegen. So zockt der Fünfer nach eineinhalb Stunden und zehn Stücken(!) vor merklich leereren Rängen als zu Beginn der Veranstaltung, so dass sich unvermeidlich die Frage aufwirft, ob Stücke von einem noch gar nicht erschienenen neuen Album, ausnahmslos überlange, komplizierteste Instrumentalorgien und gerade einmal zwei Songs, die das Prädikat „Klassiker" verdienen („Hollow Years", „Metropolis Pt. I") tatsächlich alles sind, was eine Band, die so großartig eingängige und festivaltaugliche Stücke wie „Pull Me Under", fast das komplette „Scenes From A Memory"-Album oder Brecher wie „Endless Sacrifice" ihr eigen nennt, als Headliner zum Schweden-Rock-Festival beizutragen hat. Was wäre gewesen, hätte man sich dafür entschieden, „Scenes From A Memory" am Stück zu spielen (Queensriche haben's vorgemacht), wonach immer noch genügend Zeit für zwei, drei neuere Songs geblieben wäre? Doch so muss leider gesagt werden: Schade, Chance eindeutig verpasst. (Thomas)

Es gibt viele Bands, die besonders mit einem oder wenigen Songs in Verbindung gebracht werden. Doch wenigstens szeneintern weiß man in der Regel auch um das weitere Schaffen der Musiker. Bei EUROPE fällt selbst vielen Rockern und Metallern nicht viel mehr ein als „The Final Countdown". Zum Glück sieht das in ihrem Heimatland Schweden etwas anders aus, und so legen die Herren ein starkes Heimspiel hin. Auch wenn ich kein Fan bin, beeindruckt die musikalische Leistung, und selbst bei den auf den Headliner Wartenden werden die Songs noch mitgesungen.

Und dann ist es also so weit. Bei der ersten Tour vor zwei Jahren habe ich sie verpasst. Einen der, zumindest stimmlich, großen Sänger unserer Zeit, einen der größten Riff-Scheiber und einen der unterschätztesten Bassisten aller Zeiten: BLACK SABBATH in der zweiten Besetzng, oder schlicht HEAVEN & HELL.
Ich bin gespannt, denn die Kritiken zum neuen Album sind einerseits bisher durchgehend positiv, andererseits möchte ich eigentlich nur Klassiker hören. Und „The Mob Rules" ist dabei ein Einstieg nach Maß. Und so reiht sich tatsächlich Hit an Hit, und die drei neuen Stücke fallen gar nicht ins Gewicht. Schon eher, dass Toni Iommi und Geezer Butler mehr oder weniger Stehblues spielen und sich wenig bis gar nicht bewegen. Trotzdem gehen zumindest die Fans mit dem Programm mit. DIO klingt auch mit über 60 noch überirdisch, und allein von diesen Legenden noch ein Mal Songs wie „Heaven And Hell" oder „Falling From The Edge Of The World" zu hören, ist ein Erlebnis. Und doch kann ich Dirks Kritik vom Bang Your Head 2007 verstehen: Eine wirklich mitreißende Show im eigentlichen Sinn bieten HEAVEN & HELL nicht. Eine übermäßig lange übrigens auch nicht, denn obwohl noch 45 Minuten bis zum Zapfenstreich bleiben würden, beendet die Bands nach rund 90 Minuten ihr Konzert ohne Hits wie etwa „Sign Of The Southern Cross", „Computer Gods" oder „Lonely Is The World" gespielt zu haben. Da wäre sicher noch etwas mehr drin gewesen.



Fazit:


Vier Tage auf dem Sweden Rock und am Ende bleibt, dass die Schweden das bestorganisierte und für mich schönste Festival, auf dem ich jemals war, auf die Beine gestellt haben. Das fängt bei der entspannten Atmosphäre unter den Besuchern an, die sehr viel Rücksicht aufeinander nehmen, und selbst die stärker angeheiterten (und davon gibt es auch zu früherer Stunde oft schon einige) benehmen sich nicht mal im Ansatz aggressiv.
Aber auch die Orga trägt ihren Teil dazu bei. Von kurzen Laufwegen um das Gelände herum angefangen über kostenlosen Gehörschutz für alle und speziellen Ohrenschützern für Kinder bis zu einer gesonderten Abteilung der Crew, die nur dafür da ist, die ersten Reihen bei den Konzerten mit Wasser zu versorgen, kümmern sich die Macher einfach rührend um ihre Gäste. Allein, dass Campingstühle auf dem Gelände erlaubt sind und man es sich, wenn man bei einer Band nicht unbedingt in den ersten Reihen stehen muss, auch einfach in den hinteren Reihen bequem machen kann, spricht Bände.
Auch die Security fällt positiv auf und ist eigentlich fast nur damit beschäftigt, die Wasserbecher weiter zu reichen, Gepäck hinter den Absperrungen zu Verstauen und Erinnerungsfotos zu schießen. Von Reibereien, wie sie auf vielen deutschen Festivals immer häufiger werden, ist weder bei den Besuchern noch bei den Sicherheitskräften etwas zu bemerken.
Gleichzeitig, auch das muss gesagt werden, ist das Sweden Rock auch das teuerste Festival, auf dem ich jemals war. Auch ohne groß einzukaufen rinnt einem das Geld einfach nur so durch die Finger. Zusammen mit dem ziemlich happigen Ticketpreis ist das Sweden Rock schon ein Luxus, den man sich erstmal leisten können muss. Ich würde aber, wenn ich die Möglichkeit habe, immer wieder zurück kommen. Bis ich etwas Besseres finde, ist das hier für mich DAS Festival. (Thorsten)


Freundlich, friedlich, landschaftlich wunderschön und eines der sattesten Billings Europas: Herz, was willst du mehr? Den Worten meines Kollegen Thorsten bleibt mir im Grunde kaum noch etwas hinzuzufügen, außer, dass ich rundherum wirklich unglaublich positiv überrascht war, vor allem aber, was die Stimmung der Zuschauer untereinander betraf. Ich meine, man möge doch mal auf einem beispielsweise in Deutschland stattfindenden Musikfestival, Volksfest oder Ähnlichem erlauben, sich mit Campingstühlen und Fahnenstangen einzudecken. Der Sanitäter dort möchte ich dann nicht sein. Doch dieser Tage fiel mir bei aller Aufmerksamkeit nicht eine einzige körperliche Auseinandersetzung auf.
Klar - der Preis ist hierzulande eindeutig heiß, nicht nur was die Ticketpreise betrifft. Qualität muss bezahlt werden, das wird beim Sweden Rock noch wesentlich deutlicher als anderswo. Doch wer einst vom süßen Birnencider trank, wird mit Sicherheit immer wieder zurückkommen. Nicht zuletzt hoffentlich auch wir ... (Thomas)


Für euch waren auf dem Sweden Rock: Thorsten Beermann & Thomas Darscheid.
Copyrights der Fotos: Thomas Darscheid & Thorsten Beermann.

 

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