Geschrieben von Donnerstag, 14 Februar 2019 13:00

Parkway Drive, Killswitch Engage, Thy Art Is Murder - Der Bericht aus der Stuttgarter Schleyerhalle

11.02.2019, Stuttgart - Mit PARKWAY DRIVE kehrt die Metalcore-Band der Stunde in die schwäbische Hauptstadt zurück und hat mit KILLSWITCH ENGAGE und THY ART IS MURDER hochwertigen Support im Gepäck. Der Bericht eines Abends voll Schweiß, Feuer und der ein oder anderen Überraschung.

2012 noch im charmant-kuscheligen LKA Longhorn, sieben Jahre später schon in der beinahe 16.000 Menschen fassenden Schleyerhalle – die Karriere der Metalcore-Giganten von PARKWAY DRIVE hat in den letzten Jahren ordentlich an Fahrt aufgenommen. Für die volle Größe der wohl geräumigsten Konzerthalle Stuttgarts reicht es jedoch noch nicht. Wie nicht zuletzt bei HEAVEN SHALL BURN präsentiert sich der Innenraum abgehängt, die Tribünen sind hinter schwarzen Vorhängen nur noch zu erahnen.

Der Stimmung tut dies keinen Abbruch. Als mit der Deathcore-Truppe THY ART IS MURDER die erste australische Formation des Abends die Bühne betritt, hängt der Wille zum Mosh Pit schon schwer in der Luft. Zwar hat sich erst ein Drittel der zahlenden Kundschaft eingefunden, nach Songs wie "Dear Desolation“ oder "Holy War“ suchen allerdings schon die ersten Schuhe ihre abhanden gekommenen Besitzer. Mit dem RAMMSTEIN-Cover "Du hast“ gibt es zudem noch ein echtes Schmankerl, welches der halbstündigen Show die passende Würze verpasst. Ein guter Einstieg!

Killswitch Engage

Danach wird mit KILLSWITCH ENGAGE der Härtegrad erst einmal ein gutes Stück zurückgefahren. Grooviger Metalcore mit Radiorock-Anleihen scheint für die inzwischen gut gefüllten Reihen die willkommene Verschnaufpause darzustellen. Technisch einwandfrei, geht es bei den Amis dementsprechend deutlich gemäßigter zu.

Nichtsdestotrotz hat das Quintett ordentlich Spaß auf der Bühne, während das Publikum den ein oder anderen ohrwurmverdächtigen Refrain mitzuschmettern vermag. Gitarrist Adam Dutkiewicz verdient sich zudem die Auszeichnung für besondere Leistungen im Bereich Bühnengymnastik – das Potenzial zum Sportlehrer ist definitiv vorhanden.

Parkway Drive

Nach diesem unverkennbaren Ausflug in amerikanische Metalgefilde steht pünktlich um 21 Uhr die Rückkehr zur australischen Zunft an. Mit viel Drama und brennenden Fackeln bahnen sich PARKWAY DRIVE zu atmosphärischen Klängen ihren Weg auf die Bühne. Die Überraschung ob des ungewöhnlichen Beginns klingt bei den schwäbischen Besuchern sichtbar nach – der nicht minder düstere Opener "Wishing Wells“ ist zwar soundtechnisch famos, läuft aber größtenteils ins Leere. Stuttgart will an diesem Abend offensichtlich etwas mehr Abriss.

Und den bekommt es auch. Bei den ersten Klängen der neuen Hitsingle "Prey“ brechen alle Dämme, die Schleyerhalle erbebt unter der springenden Menschenmasse, während das folgende "Carrion“ auch die pitwütigen Metaller zufriedenstellt. Die Ausflüge in die Vergangenheit ("Vice Grip“, "Karma“) werden ebenso begeistert empfangen, wie das REVERENCE-Material um Livebombe "Absolute Power“. Überraschung des Abends: Die heftig kritisierte Singleauskopplung "The Void“ ist ein echter Stadionkracher und wohl aus der Setlist nicht mehr wegzudenken.

Ein Abend für sämtliche Sinne

Darüber hinaus gibt es an diesem Abend auch jede Menge Futter für das Auge. Flammen schießen in die Höhe, Explosionen drohen das Trommelfeld zu zertrümmern; von der grandiosen Beleuchtung ganz zu schweigen. Da passt es nur ins Bild, dass die vier Cellistinnen, welche PARKWAY DRIVE bei "Writings On The Wall“ und "Shadow Boxing“ unterstützen, engelsgleich über der Band schweben. Mit der cineastischen Darbietung von "Chronos“ und "The Colour Of Leaving“ endet das Set schließlich viel zu schnell, dafür aber umso bewegender.

Dass sich die Australier allerdings nicht lange um eine Zugabe bitten lassen, ist die Erwähnung kaum wert. Ebenso nicht, dass das heiß ersehnte "Crushed“ und das obligatorische "Bottom Feeder“ jedem Anwesenden noch einmal die letzten Energiereserven abverlangen. PARKWAY DRIVE fackeln die Schleyerhalle zum Abschluss im wahrsten Sinne des Wortes ab, sodass sich definitiv niemand darüber beschweren kann, dass die Band mit "Reverence“ zu weichgespült geworden wäre.

Ganz im Gegenteil, scheint sich das Quintett mit der neuen Scheibe doch endgültig aus der Enge des Metalcore-Korsetts befreit zu haben. Zwar lässt sich an besagtem "Reverence“ einiges aussetzen, die Setlist profitiert allerdings merklich von der neu gefundenen Vielfalt. Die Gänsehaut erregende Performance von "Cemetery Bloom“ sowie die positiven Zuschauerraktionen zementieren dies. PARKWAY DRIVE sind trotz teils berechtigter Kritik an ihrem bisherigen Höhepunkt angelangt und wohl auch in naher Zukunft nicht zu stoppen!