Geschrieben von Montag, 24 Februar 2020 13:15

Beartooth,The Amity Affliction, Higher Power - Der Bericht aus Oberhausen

BEARTOOTH stehen gemeinsam mit THE AMITY AFFLICTION und HIGHER POWER auf der restlos ausverkauften Bühne der Turbinenhalle in Oberhausen. THE AMITY AFFLICTION haben ein paar Stunden zuvor ihre siebte Platte namens "Everyone Loves You ... Once You Leave Them" veröffentlicht. 

21.02.2020 - Vor gerade mal ein paar Stunden veröffentlichen THE AMITY AFFLICTION ihr verflixtes siebtes Album und stehen bereits am selben Tag auf der Bühne, um ihr Werk live vor einer ausverkauften Turbinenhalle zu präsentieren. Für alle Fans von THE AMITY AFFLICTION muss es sich wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag an einem Tag zusammen angefühlt haben – die Oberhausener hatten schließlich als erste das Glück, das neue Album direkt live bestaunen zu dürfen.

Ein abwechslungsreiches Werk präsentieren die vier Australier, das den Sound und die Sinnsuche der vorangegangenen sechs Alben zusammen fügt, um sie in einem konsistenten großen Ganzen zu vereinen: die Stärke und Power der harten Metalcore-Linien und Shoutings der Emo-lastigen Melodien, den weichen Cleangesang, die leicht aufdröhnenden elektronischen Spielereien. Ein gewaltiges Bollwerk haben die vier erschaffen, das sich live definitiv sehen und hören lassen kann. 

Während THE AMITY AFFLICTION auf puristische Art und Weise ihre Liveshow abliefern, hauen BEARTOOTH so richtig auf die Kacke. Mit dekadentem Konfettiregen beginnt die wilde Fahrt durch drei wirklich hörenswerte Alben dieser relativ schnell aufsteigenden Band aus Ohio, die gerade mal seit 2012 die Bühnen der Welt beschallt.

Crowdsurfing und Circlepits, Moshpits sind an allen Ecken und Kanten dieser verdammt großen Halle zu finden. Als Frontmann Caleb Shomo mit „I Have A Problem" den ersten Song ankündigt, den sie je geschrieben haben, grölt nahezu jeder in diesem Saal mit. Offensichtlich konnte diese Band in mehr als sieben Jahren Bestehen eine ziemlich große Fanbase hierzulande aufbauen.

Der Konfettiregen zu Beginn der Live-Performance von BEARTOOTH wird in den Schatten gestellt durch fesselnde Pyroshow-Einlagen, die der Härte und Dramatik des Post-Hardcore-Sounds von BEARTOOTH eine gewisse Authentizität und Dynamik auch visuell hinzufügen. Das schier unendlich wirkende Drum-Solo von Connor Denis setzt dem Ganzen die Krone auf und zieht die ausufernde Menge der Crowdsurfer und Moshpitanhänger in seinen Bann. Kleiner Wermutstropfen am Ende der wilden Feuershow ist, dass die Augen brennen und die Taschentücher schwarze Flecken haben – nach nicht mal 1 1/4 Stunden Live-Performance. 

HIGHER POWER ist eine 2015 gegründete Hardcore-Punk-Band aus Leeds. Die Band steht eine halbe Stunde früher als geplant auf der Bühne und ist sicher nicht jedem ein Begriff, überzeugt aber mit ihrem Hardcore-Punk-Sound, der an Bands wie LEEWAY, SNAPCASE oder QUICKSAND und damit an die frühen 90er Jahre erinnert, mit leichten Metalriffs und Hiphop-Einflüssen. So schnell sie kommen, gehen sie auch wieder, hinterlassen aber den Wunsch, sich Ende der 80er Jahre nach New York ins CBGB zurückzukatapultieren, nur für ein paar Minuten, um den alten Geist des Hardcore-Punks ein wenig aufblühen zu lassen. 

Am Ende dieser drei Bands fahre ich – beflügelt von diesem Live-Erlebnis – mit dem lautem, dröhnenden Sound der neuen THE AMITY AFFLICTION-Scheibe nach Hause, und dem tiefen Wunsch, HIGHER POWER und BEARTOOTH mehr Gehör zu verschaffen.