Geschrieben von Sonntag, 04 Februar 2007 23:02

Soil, Panic Cell & Lennon - Hamburg / Logo




01.02.07 – Ein Konzert im Hamburger Logo zu sehen, ist doch immer wieder eine Freude: Die Bands spielen in Greifweite von den Fans entfernt, der Laden ist nicht zu groß und nicht zu klein, und der Sound stimmt meistens auch. Letzteres auch an diesem Abend, zumindest bei den beiden Vorbands, die zusammen mit SOIL den Laden aufmischen.

LENNON waren mir bisher kein Begriff, aber nach einer dreiviertel Stunde haben die drei jungen Briten mich und die meisten der Anwesenden überzeugt: Rifforientiert und erdig klingen die Rocksongs, die von der etwas scheuen Sängerin und Bassistin Lennon Murphy mit kräftiger, dunkler Stimme vorgetragen werden. Anfangs fehlt mir im Sound eine zweite, melodieführende Gitarre, wie sie auch auf Platte zu hören ist, aber schnell habe ich mich an den etwas limitierten Klang gewöhnt, denn Gitarrist Mikey Mayhem (die Namen der Bandmitglieder stehen so vermutlich nicht in der Geburtsurkunde) macht einen souveränen Job und lässt im Verlauf des Konzerts keine Lead-Gitarre mehr vermissen. Schlagzeuger Phil knallt herzhaft tighte Beats in die Felle, angereichert mit dem ein oder anderen Doublebass-Einsatz. Das Hamburger Publikum bedankt sich für die eingängigen aber recht kantigen Nummern mit warmem Applaus, und auch ich bin am Ende der Meinung, dass man die Band zumindest live auf der Rechnung haben sollte.
PANIC CELL aus London besitzen am heutigen Abend eine eigene Mini-Fanbase vor der Bühne, die lauthals bestimmte Songs einfordert. Die energetische Show überzeugt jedoch von Beginn an auch den Rest der Anwesenden. Mit einem kräftig-wütenden Sound irgendwo zwischen GODSMACK und DOWN liegen die fünf Jungs in der Schnittmenge von erdigem Rock und modern groovendem, melodiereichen Metal, der mir zum Ende des Sets hin aber ein wenig zu eintönig wird. Das ändert jedoch nichts an einer überzeugenden Leistung, denn die Band pflegt den Publikumskontakt und tankt offensichtlich jede Menge Kraft und Freude aus den positiven Reaktionen der überwiegend jungen Fans. Mir gefällt insbesondere das wunderbar Whiskey-geschwängerte, knarzige Organ von Frontmann Luke Bell, und dass sich während des Gigs die anfangs recht angespannte Visage von Rhythmus-Gitarrist Kelly Downes zu einem glücklichen Grinsen verändert – den dicken Applaus haben sich PANIC CELL am Ende jedenfalls redlich verdient.
Nach einer etwas längeren Umbaupause übernehmen endlich SOIL das Zepter. Und keine Frage, die Jungs rocken den kompletten, jetzt beinahe vollen Laden wie Sau. Neuzugang A. J. Cavalier (Ex-DIESEL MACHINE) macht seinen Job am Mikro nicht nur stimmlich hervorragend, er punktet auch auf der Sympathie-Skala weit oben und beweist während der folgenden anderthalb Stunden völlige Hingabe an Musik und Fans. – Insbesondere zwei Mädels in der ersten Reihe (Sabrina und Susanne) haben es ihm angetan und kommen in den Genuss einiger Sprüche auf ihre Kosten und Kopfduschen aus der Mineralwasserflasche. Trotz dieser unterhaltsamen Einlagen steht die Musik selbstverständlich im Vordergrund, mit „True Self“ befindet sich schließlich ein fett rockendes Album im Gepäck, das im Verlauf des Abends jede Menge Anlass zu Moshpits, Klatsch-Chören, Jump- und Mitgröhl-Aktionen gibt. Einzig fader Beigeschmack: Anfangs tönen die Drums zu laut, und auch der Gitarrensound will mir nicht recht schmecken, kommt er doch ein wenig zu bass- und höhenbetont  aus den Membranen gedrückt und sorgt im niedrigen Frequenzbereich des Öfteren für ätzendes Feedback-Hämmern.
Die Songs stammen vorwiegend von der aktuellen Platte, mit „Cross My Heart“ gibt`s jedoch auch willkommenes Futter vom Vorgänger „Redefine“, und welcher Brecher-Song den Abschluss bildet, liegt für jeden SOIL-Fan auf der Hand: Natürlich der Band-Hit „Halo“ vom Zweitwerk „Scars“, den Luke von PANIC CELL zusammen mit A. J. singt, und zu dem Band wie Publikum noch mal alles geben, bevor ohne Zugabe das Licht erlischt. Darüber scheint jedoch keiner der Anwesenden wirklich erbost zu sein, zumal die Amis wirklich Gas gegeben und so ziemlich alles gezeigt haben, was das Repertoire an Sahnestückchen hergibt.
Mit leichten Abstrichen beim SOIL-Sound geht ein absolut gelungener Abend zu Ende, der die 20 Euro Eintritt rechtfertigt. T-Shirt-Preise von um die 10 Euro (!) mögen zudem für den ein oder anderen ungeplanten Merch-Kauf gesorgt haben. Fett!
www.soil-music.com
www.paniccell.com
www.lennononline.com