Geschrieben von Sonntag, 07 Januar 2007 16:52

Sodom, Finntroll & Legion Of The Damned - Karlsruhe / Substage


Review

 

30.12.06 - Und so begab es sich, dass ich einen Tag vor Sylvester in einem Inter-City-Express-Abteil der zweiten Wagenklasse, mir gegenüber zufälligerweise DESTRUCTION-Schlagzeuger Marc Reign, die Rheinebene hoch getragen wurde. Mein Begleiter und ich erreichten reichlich früh (nach einer knappen Stadtbesichtigung, vor der ich ein weit hässlicheres Bild von Karlsruhe hatte) die ehemalige Unterführung und trotz einiger Missverständnisse beide den Innenraum.

Als ich mich weiter nach vorne schlängelte, posaunte auch schon der epische Auftakt der LEGION OF THE DAMNED durch den langen und flachen Raum. Leider war der Klang nur im vorderen Drittel brauchbar, aber dort ließ es sich gut aushalten. Die Niederländer spielten so flüssig, schnell und mitreißend, dass von der ersten Minute an eine bombastische Stimmung aufkam. Ein gelungener Kompromiss zwischen moderneren Rhythmusangriffen und solidem, altbewährten Geklopfe. "Into The Eye Of The Storm" und "Legion Of The Damned" blieben auch noch einige Stunden nach dem Auftritt im Kopf hängen, und obwohl ich in etwa wusste, was mich erwarten würde, wurden meine Erwartungen von einem durchschnittlichem Anheizer-Auftritt in Stücke gerissen. Wirklich zauberhaft, was die Herren in den dreißig Minuten ablieferten.

Unangenehm lang ließen hingegen die skandinavischen Fabelwesen auf sich warten. Natürlich lässt es sich eine Band wie FINNTROLL auch nicht nehmen, ein paar Retortentakte zum Atmosphäreschaffen vorneweg zu schieben. Endlich wagten sich die Ungeheuer aus dem Unterholz. Optisch ist die Band auf jeden Fall ein Hochgenuss, und auch unter den Zuschauern ließen sich einige mit dem so genannten "Trollpaint" ausmachen. Atemberaubend schnelle, synthetische und ebenso mystische Klänge sprudelten zwischen dem schwedischen Geblubber und dem druckvollen Strom aus der Fundamentsfraktion hervor. Sie spielten unter Anderem "Trollhammeren", "Vindfärd / Människopesten", "Midnattens Widunder" und  "Jaktens Tid". Insgesamt fand ich die Reaktionen des Publikums ziemlich zurückhaltend. Der Klang fiel leider erneut unangenehm auf, da das bei den Finnen recht markante Keyboard einfach in dem normalen Gitarren- und Bassbrei versumpfte. Insgesamt war ich die gute dreiviertel Stunde lang aber recht gut unterhalten, und mit  "Det Iskalla Trollblod" setzten sie dem magischen Treiben ein Ende.

Wie auch das aktuelle Album begann der Auftritt der Ruhrpottlegende an diesem Abend mit "Blood On You Lips" und einem kurzen, davor gesetzten Kriegsgetöse. Dass die Band ihr Handwerk versteht, muss ich nicht erwähnen. Nach und nach legten sie die Waffen auf den Tisch. "Napalm In The Morning", das hervorragende "Agent Orange" und "City Of God", welches eines der besten Stücke auf der kürzlich herausgebrachten, ganz einfach "Sodom" genannten Veröffentlichung ist, reihten sich in eine Menge deutscher Stücke, wie "Der Wachturm", "Die Stumme Ursel", "Bombenhagel" und das komplett in Deutsch dargebotene "Ausgebombt" ein. SODOM ließen sich von der ersten bis zur vorletzten Minute an völlig zu Recht ausgiebig feiern. "Sodomy And Lust" und "Witching Metal" sprachen besonders die etwas älteren Besucher an, wurden aber wie auch der Rest von dem überwiegend jungen Publikum dankend angenommen. Selten war den Auftritt über auch ein unangenehmes Störgeräusch in der Anlage zu bemerken, was sich manchmal penetrant im Gehörgang auflehnte und für verzerrte Gesichter sorgte. Zum Glück war das aber die Ausnahme, und mit dem Rest des Klangs war ich bedingungslos zufrieden.
Punkt Mitternacht verabschiedeten sich die Drei, ohne auf die Rufe nach mehr Stücken überhaupt einzugehen. Hinter ihnen lagen etwa siebzig Minuten Spielzeit - ein akzeptabeles Minimum, mehr nicht in meinen Augen - die sie aber mit Bravour hinter sich gebracht hatten. Qualität statt Quantität war offensichtlich die Devise. Ein paar Pfiffe übertönten den zurückhaltenden Beifall, denn bis auf ein, zwei Minuten war die Stimmung hervorragend. Mein Begleiter, der ohnehin keine allzu großen Töne auf die Band hielt, verabschiedete sich und ich machte mich etwas geplättet auf den Weg zurück.
Fröstelnd eilte ich zum Bahnhof und verbrachte die darauf folgenden vier Stunden in eisigen Winden, während ich auf den ersten Zug wartete.

Fazit: Denke ich an die Konzerte in 2006, so war das sicherlich, auch in Rücksicht auf die kurzen Spielzeiten, ein hervorragender Abschluss. Und auch wenn es sich für dieses Jahr ausgebombt hat, so werde ich hoffentlich im neuen Jahr ähnlich gute Abende erleben dürfen. 

http://www.legionofthedamned.net/
http://www.finntroll.net/
http://www.sodomized.info/