Geschrieben von Donnerstag, 17 Januar 2019 13:39

Christmas Bash 2018 - Winter in Geiselwind (Der Bericht mit Galerie)

Geiselwind 07./08.12.2018 – Geiselwind in Unterfranken ist neben der Heimat eines Erlebnis-Rasthofs auch Heimat der Sage um den Murrmann, einem schwedischen General, der bei der Belagerung der Stadt (eine andere Sage, die sich die 2400 Einwohner des Dorfs erzählen) seine Wurst an eine Katze verlor und die Belagerung daraufhin aufgeben musste. In jüngerer Zeit hat man diese beiden Eigenheiten von Geiselwind dann zu einem winterlichen Metalfestival kombiniert: Den Erlebnis-Rasthof als Lokalität, den Murrmann als Maskottchen und fertig ist die Grundlage des Christmas Bashs.

Freitag

Zu einem winterlichen Festival braucht man natürlich neben Örtlichkeiten und Maskottchen auch Bands. Den Auftakt dürfen SKALMÖLD geben. Die Isländer, derzeit mit GLORYHAMMER und ALESTORM unterwegs, sind leider etwas zu dicht an die Türöffnung geplant worden. Es ist ein bisschen schade, dass die Wikinger das Begleitprogramm zum grüppchenweisen Einzug der frisch bebänderten Festivalbesucher geben müssen, aber zumindest können sie so großflächig das Bedürfnis wecken, sich hüpfend zum Kauf des ersten Bieres zu bewegen.

Mit SINNER gibt es danach das deutlich ältere, aber etwas unbekanntere Projekt von PRIMAL FEAR Bassist Mat Sinner. Dass man mit klassischem Heavy Metal aus Deutschland durchaus noch neue Freunde im Publikum finden kann, zeigt sich im Laufe des Sets, während sich immer mehr Einhorn-T-Shirts zu fast 40 Jahre alten Kutten gesellen, um gemeinsam die Pommesgabeln zu heben.

Deutlich exzentrischer wird es danach mit GLORYHAMMER, die immer noch gerne Lieder über Hämmer singen. Mindestens genau so zuverlässig wie die Wahl der Themen ist mittlerweile auch die Wirkung auf die Stimmung des Publikums: Mit der durch die lange Tour eingespielten Setlist und Show frisst das Publikum der Truppe vom ersten Ton an aus der Hand.

Nach GLORYHAMMER kommen D-A-D zum Zug – immer noch vergleichsweise kauzig, aber nach der allgemeinen Reaktion des Publikums zu urteilen, eher als Füller anzusehen. Die Dänen scheint es nicht zu stören und es finden sich dann doch ausreichend Besucher, die den Heavy Rock und die energetische Show zu feiern wissen.

Mit ALESTORM kommt dann nach SKALMÖLD und GLORYHAMMER der letzte Teil des Dreierpacks und die Kapazität des Erlebnis-Rasthofs wird zum ersten Mal voll ausgeschöpft. Bei den Piraten gibt es noch deutlich mehr Textsicherheit als bei GLORYHAMMER, die Euphorie im Publikum erreicht – unterstützt vom Alkohol – einen neuen Tageshöchststand.

Musikalisch fährt der Tag, der bisher eher im Zeichen von Heavy- und Power-Metal stand, dann mit dem Headliner gegen eine Wand aus Melo-Death. Die Finnen von CHILDREN OF BODOM um Frontmann Alexi Laiho ziehen zwar durch ihren Namen und liefern eine überzeugende Show, aber man sieht doch einigen Gesichtern im Publikum an, dass man zu so später Stunde nicht mehr ganz gewillt ist, so spontan stilistische Schalter umzulegen. Die Finnen stoßen dadurch auf nicht mehr ganz so breiten Anklang wie ALESTORM, qualitativ kann sich der Anklang aber durchaus im Tagesvergleich messen.

Samstag

Während sich am Samstagmorgen SODOM die Frage stellen müssen, warum niemand von ihnen ein Freibier ausgeschenkt haben möchte, dürfen die Kulmbacher DEVILIZER den ersten Gästen die Müdigkeit aus den Knochen spielen. Musikalisch nicht unbedingt innovativ, aber doch irgendwie schwer zu sortieren und durchaus hochwertig und sehr sympathisch dazu – was Besseres kann man sich zum Frühstuck fast nicht wünschen.

Mit BRAINSTORM geht es dann wieder Richtung Power Metal. Und auch wenn Andy B. Franck scheinbar schon an einer Anschlusskarriere als Gottschalk-Imitator arbeitet, hat sich die Band musikalisch doch gut gehalten und kann beim wachsenden Publikum auch die Begeisterung wachsen lassen.

SUICIDAL ANGELS dürfen dann das Thrash-Engel-Duo einleiten. Die Griechen liefern sauberen Thrash und können, nach einem anfänglichen Anflug allgemeiner Pausenstimmung im Publikum, doch noch einiges an Stimmung aufbauen. Die nehmen DEATH ANGEL dankend auf. Die Bay-Area-Thrasher können wie immer mit Musik von Herzen und äußerst sympathischem Auftreten punkten. Nicht die größte Band der Bay-Area, aber doch eine. die man immer wieder gerne sieht.

Mit ORDEN OGAN geht es dann in den Wilden Westen, immer noch ohne Bass auf der Bühne, weil Bassist Niels weiterhin Sänger Seebs verletzte Hand an der Gitarre ersetzen muss. Das Publikum scheint es nicht zu stören und ORDEN OGAN zeigen einmal mehr, dass sie sich nicht zu Unrecht langsam aber sicher immer näher an den Headlinerslot heran arbeiten.

SODOM bringen das ganze dann zurück zum Thrash. Musikalisch helfen die zwei Gitarren, allerdings fehlt mir seit dem Wechsel zurück auf Dingens Blackdingens der bescheidene Kontrapunkt zum Ruhrpottproll. Mit ausreichend großen Menschen im Publikum kann man SODOM aber durchaus genießen.

Mit EXODUS zieht das Publikum dann vom Pott zurück in die Bay-Area. Mittlerweile hat man sich im Thrash eingefunden und so wird die Musik der Amerikaner mit aller Körperlichkeit ausgelebt, die dazu gehört.

Den Abschluss des Festivals dürfen SAXON begehen. Die Briten, wieder irgendwie im Kontrast zum Tagesprogramm ausgewählt, überraschen mit ihrer Demonstration, wie viele Besucher sich an Theken, beim kleinen Weihnachtsmarkt oder in anderen Ecken vor den Thrash-Metal-Eskapaden der vorhergegangenen Bands versteckt haben. Wie bei EXODUS auch gibt es zu SAXON nicht viel Neues zu sagen. Bei den Briten weiß man, was man zu erwarten hat, und das bringen sie an diesem Abend ohne Abstriche auf die Bühne.

Damit bleibt der Christmas Bash eine der besten Adressen für alle, die schon in der Vorweihnachtszeit die Festivalsaison vermissen.

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