Necrophagist - Epitaph


Review


Label/Vertrieb: Relapse

Voilà, Gefrickel deluxe, serviert auf einem knochig hartem Death-Metal-Tablet. So etwa könnte der langhaarige Kellner "Epitaph" in einem Edel-Hartwurst-Restaurant servieren. 
Traut man seinen Augen bei diesen technisch genialen Kompositionen eh schon kaum, so ist man umso baffer, ließt man, dass Necrophagist aus Deutschland stammen und bereits seit 1992 existieren, sich aber bisher nie aus dem Underground hinausstoßen konnten. Das muss sich schleunigst ändern! 
Wer auf Techno-Death-Metal steht, muss besagte Gourmet-Kost dieser Ausnahmemusiker in der Plattensammlung gepflegt zwischen Morbid Angel, Nile oder Cynic stellen. Was die drei Instrumentalisten auf "Epitaph" von der Leine reißen grenzt an Unmenschlichkeit. Der Drummer ist einfach nur abgefahren, hinterlässt mit seinen komplexen Rhythmen, fiesen Breaks und atemberaubenden Blast-Schüssen mächtiges Staunen. Der Bassist spielt teilweise Sachen von denen ich als Gitarrist garnichts verstehe und den Mann an der Axt muss man sich als Steve Vai auf Todesblei vorstellen. Verzwirbelte Sweeps, das gesamte Griffbrett umfassende Arpeggios und dämonisch-fremde Melodien gepaart mit druckvoll-modernen Riffsalven ergeben zusammen ein Kopfverdrehendes Prog-Death-Metal-Lexikon. Seltsamerweise klingt alles so lässig, als würden die vier Herren beim Einspielen ihr Frühstücksei essen und noch dabei den Lokalteil der Sonntagszeitung lesen. Auch die immer unter fünf Minuten liegende Spiellänge der Songs zeigt, dass hier wirklich nichts in selbstgefällige Akademiker-Orgien zerfließt. Komplex aber dennoch teight heißt es hier. 
Allerdings: Wo viel Technik drin steckt, da fehlt meistens die Seele. Logisch, dass der derbe Growlgesang zur Nebensache gerät und die Songs "nur" von den Instrumenten leben. Egal, klasse Scheibe!