Mastodon - Remission

mastodon remission cd cover

Label/Vertrieb: Relapse Records you!
Bewertung: Sagenhaft intensiv

http://www.mastodonrocks.com

Selten hat mich ein Album derart umgeblasen wie „Remission“ (Relapse Records), das jüngste Werk von Mastodon. Schon ihr 2001 erschienenes Mini-Album „Lifesblood“ trat den Beweis an, dass extremer Metal nicht im Untergrund versacken muss – bedingt durch selbstauferlegte und lähmende Zwänge wie musikalische Uneingängigkeit, Disharmonie oder miese Produktion. Einen nahezu perfekten Gegensatz zu diesen gängigen und oftmals bedienten Klischees bildet das ausgereifte und auf ganzer Linie überzeugende Werk der vier Mannen aus Atlanta/USA.

Thrash-Metal-, Hardcore-, Death-Elemente und Noise-Einsprenksel vereinen sich zu einem Riff-Melodie-Bastard, der im Metal seinesgleichen sucht. Technisch wurde anspruchsvoll zu Werke gegangen; allein der Schlagzeuger scheint nicht von dieser Welt zu sein, achtet man auf die ständigen Wirbel, Tempiwechsel und Breaks. Gitarrenlicks, die stellenweise an alte Metallica erinnern, tauchen immer dann auf, wenn Gebolze und rohe Riffs überhand zu nehmen drohen; langsame Parts sorgen stets für Abwechslung und Dynamik, wenn man im Chaos der Soundhärte nahezu versunken ist. Ruhigere, melodiegetragene Songs wechseln immer dann mit kakophonischen Schrei-Riff-Orgien, wenn man langsam Erholung fordert. Dieses Hin- und Her zwischen Lärm und Melodie, Schrägheit und Schönheit fasziniert und entwickelt eine Kraft, die einem die Musik nicht nur in den Magen, sondern auch ins Herz zu ziehen scheint.

Zumindest zwei der Bandmitglieder sind „alte Bekannte“. Brann Dailor und Bill Kelliher arbeiteten schon früher als Mitglieder der Band Today Is The Day mit der Verschmelzung von Noise- und Metalelementen, und Kenner dieser Formation werden an einigen Stellen Parallelen feststellen können. Der Bekanntheitsgrad auf der anderen Seite des Atlantiks scheint vielleicht auch aus diesem Grund zu wachsen, zumindest was den Osten der USA und auch Zentralkanada anbelangt. Dort tourten Mastodon als Vorband von unter anderem Morbid Angel, Queens Of The Stone Age und Cannibal Corpse, später mit Eyehategod, Keelhaul und Burnt By The Sun. Dass die Band auch in unseren europäischen Gefilden bald eine breitere Interessentenschicht ansprechen wird, dafür lege ich sämtliche Gliedmaßen ins Feuer.

Mastodons, die Ahnen der Elefanten, sind eigentlich ausgestorben. Dieses Mastodon hingegen lebt – im besten Sinne!