Christlicher Power Metal
Das Ergebnis dieser Frischzellenkur kann sich dementsprechend hören lassen. Zwar bleiben MILLENNIAL REIGN ihrem mit AOR-Elementen durchsetzten Power Metal treu, unter dem Strich wirkt "The Great Divide“ aber um einiges frischer als sein Vorgänger. Insbesondere Travis Wills, das neue Goldkehlchen der Amis, drückt den neuen Songs seinen Stempel auf. Eine mehr als passende Wahl für den hymnenhaften Stil der christlichen Band, die in ihren Liedern wie eh und je über Mose, Jesus und das Paradies singt. Wer die Referenzen verstehen will, sollte sattelfest in Bibelkunde sein.
Nach fetzigen Riffs sucht der Hörer allerdings vergeblich, bei MILLENNIAL REIGN dominiert das Keyboard. Wer hier jetzt mit Schrecken an die letzte POWER-QUEST-Scheibe denkt, sei beruhigt: Das Tastengekloppe schrammt bei den Amis noch angenehm an der Unerträglichkeit vorbei und liefert sich vielmehr schwindelerregende Duelle mit Dave Harveys fantastischen Gitarrensoli. Dabei bewegen sich die Songs allesamt auf gleichbleibend hohem Niveau und überzeugen sowohl handwerklich als auch in ihrer Eingängigkeit.
Hohes Niveau, aber kaum Abwechslung
Jedoch wird den Amerikanern der hymnenhafte Ansatz beinahe zum Verhängnis. Zwar tummeln sich auf dem Album tolle Mitsinghymnen a la "Break The Tide“ oder "Behind The Time“ – ein Schelm, wer hier von christlichen "Lobpreisungen“ reden möchte –, doch verpassen diese "The Great Divide“ auf Dauer eine gewisse Eintönigkeit, welche die Songs zu einem Einheitsbrei verkommen lässt. Einzig und allein die wirklich gelungene Ballade "In Your Silence“ und das epische "Wounds In Hands“ lockern das Geschehen auf und stechen so aus der Masse hervor.
Somit haben MILLENNIAL REIGN ein neues Album geschaffen, welches sich durchweg auf hohem Power-Metal-Niveau bewegt und für jeden Fan von Bands wie QUEENSRYCHE oder CRIMSON GLORY den ein oder anderen Ohrwurm parat halten sollte. Wer sich an den inflationären christlichen Referenzen nicht stört – oder diese sogar willkommen heißt –, erlebt mit "The Great Divide“ ein klasse Album, welches letztlich von etwas mehr Abwechslung sicher profitiert hätte, unterm Strich jedoch sehr gut ausgefallen ist.
Tracklist
01. The Genesis
02. Break The Tide
03. More Than Scars
04. Imagine
05. Till The End
06. In Your Silence
07. The Day The Sun Stood Still
08. Behind The Time
09. Wounds In Hand
10. The Great Divide