The Ocean - Phanerozoic I: Palaeozoic Tipp

The Ocean - Phanerozoic I: Palaeozoic
    Progressive Post Metal

    Label: Pelagic Records
    VÖ: 20.11.2018
    Bewertung:10/10

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Okay, ich gebe es zu, ganz unvoreingenommen an die neue THE OCEAN Scheibe „Phanerozoic I: Palaeozoic“ zu gehen, kann ich nicht. Dafür liebe ich eigentlich alles zu sehr von dem Kollektiv. Auf der anderen Seite müssen es die Musiker um Mastermind Robin Stubs auch erst einmal wieder schaffen, meine hohen Erwartungen zu erfüllen.

Ein Bekannter von mir, der für ein anderes Magazin schreibt, hatte die Möglichkeit, vor mir in die neuen Songs reinzuhören und war anschließend der Meinung, er würde mit dem neuen Material nicht so warm werden – es würde ihm an „Hits“ fehlen. Schon da war ich mir sicher, dass auch das neue Werk des Kollektivs – so, wie alle anderen davor auch – seine Zeit braucht und dass es mit einem Hördurchgang nicht erledigt ist. Genau das macht das Hören von THE OCEAN-Material so spannend.

THE OCEAN in Bestform

Nach kurzem Intro, das auch in einem 60er-Jahre-Horrorfilm auftauchen könnte, geht es los. Gleich mit dem ersten Song „Cambrian II: Eternal Recurrende“ stellen THE OCEAN die Weichen und machen klar, dass sie immer noch wahre Meister der Verschmelzung verschiedenster Musikstile sind. Und ganz nebenbei schleicht sich auch immer wieder die Grundrhythmik und Melodik des Intros in den Song. 

Der dritte Track erinnert dann entfernt an CULT OF LUNA, was speziell am Gesang liegt. Monotone Riffs treffen hier auf tragende Melodien und ein wunderschönes Zusammenspiel zwischen Geschrei und Gesang.

„Silurian: Age Of Sea Scorpions“ beginnt direkt danach mit einem an Page Hamiltons HELMET erinnernden Riff, das das Grundgerüst des gesamten Songs bleibt und immer wieder sowohl von tragenden Melodien, als auch tobenden Riffs unterbrochen wird. Ein unglaublich wechselschichtiger Song, in dem viel passiert, bis er in einem düsteren Kopfnickerbeat ausufert, nur um nochmal ruhig zu werden und dann komplett zu explodieren.

„Devonian: Nascent“ ist der sowohl melodischste, ruhigste und längste Song des Albums. Wobei, ruhig kann man dazu nicht wirklich sagen, denn gerade zum Schluss hin wird der Song durch seine NEUROSIS ähnlichen Riffs unglaublich düster und bedrohend, findet aber doch noch ein schönes Ende, indem man zum Anfang zurückkehrt. 
Danach folgt das Instrumentalstück des Albums, das eine Mixtur aus Progrock, Noiscore und MASTODON darstellt.

Mit „Permian: The Great Dying“ kommt der letzte und meiner Meinung nach beste Songs des Albums noch um die Ecke und verpackt nochmal alles, was THE OCEAN stark macht, in neuneinhalb Minuten geballtes Meeresgetöse.

Kommen wir zum Anfang zurück: Mein Kumpel hatte Recht, man wird beim ersten Hördurchgang nicht warm mit den neuen Songs. Aber dann ... Mit jedem Hördurchgang werden die Songs klarer und offenbaren immer wieder neue Nuancen, Melodien, Breaks, Sounds – oder man verliebt sich einfach in noch nicht erkannte Riffs. Ich für meinen Teil kann mich an den Songs nicht satt hören. Okay, einen wirklichen Hit zu benennen, fällt mir auch schwer. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich den letzten Song wählen. Allerdings tut man damit den anderen Songs mehr als Unrecht.

Fazit

THE OCEAN schreiben wieder einmal ein Werk, das insgesamt einfach ganz großes Kino ist. Wenn ich jetzt wirklich etwas bemängeln müsste, dann ist es die Tatsache, dass THE OCEAN uns mit einer Wartezeit auf Teil II foltern und nicht einfach ein Doppelalbum wie bei „Precambrian“ veröffentlichen. Egal, gibt man „Phanerozoic I: Palaeozoic“ die nötigen Hördurchgänge, entwickelt es sich zu einem Hammeralbum.

Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob ich schon ein anderes Werk dieses Jahr genannt habe – wenn nicht, ist die neue THE OCEAN das Album des Jahres! Und die Latte für Teil zwei liegt extrem hoch.