Steffen Peise - Zwischen Satan, Odin und Hitler. Rechtsrock und NSBM als Weggefährten im braunen Sumpf

Steffen Peise - Zwischen Satan, Odin und Hitler. Rechtsrock und NSBM als Weggefährten im braunen Sumpf
Rechtes Gedankengut gibt es auch im Metal, zum Thema gemacht wird dies jedoch relativ selten. Steffen Peise hat sich in seiner Masterarbeit damit beschäftigt und untersucht, wie es zum Schulterschluss zwischen Rechtsrock und rechtem Black Metal kommen konnte – zwei Genres, die eigentlich sehr gegensätzlich sind.

„Zwischen Satan, Odin und Hitler. Rechtsrock und NSBM als Weggefährten im braunen Sumpf“ ist die zum Buch überarbeitete Fassung von Peises Abschlussarbeit am Institut für Musikwissenschaften der Uni Leipzig. Seinem Thema nähert er sich auf mehreren Ebenen. Am einfachsten aufzunehmen ist wohl noch der musikhistorische Abriss, der die Entstehung der beiden Genres, die er in den Fokus nimmt, herleitet. Musikinteressierte werden das ein oder andere bereits wissen – dass der Rechtsrock in einer originär unpolitischen britischen Skinheadszene wurzelt, die mit der Band SKREWDRIVER an der Spitze den Schritt ins rechte Spektrum gemacht hat, beispielsweise. Oder dass im Black Metal die Beschäftigung mit heidnischen Themen den Weg in völkische und antisemitische Bereiche zumindest erleichtert hat. Die beiden rechten Szeneprotagonisten Kristian Vikernes (BURZUM) und Hendrik Möbus (ABSURD) sind ebenfalls keine Unbekannten. Doch die genaue Geschichte und die genauen Verknüpfungen sind in ihrer Gesamtheit sehr interessant zu lesen.

Denn letztlich ist es doch ein Widerspruch, dass ausgerechnet Rechtsrocker und Black Metaller zueinander finden, müssten sie doch eigentlich einander entweder als stumpfe Mitläufer oder dreckige, elitäre Langhaarige wahrnehmen. Steffen Peise zeigt in zwar in wissenschaftlichem und daher etwas steif wirkendem Duktus, aber dennoch anschaulich auf, warum es trotzdem funktionierte, nicht ohne den ein oder anderen unlösbaren Widerspruch zu nennen, den die Protagonisten gern bereit waren, für die gemeinsame Sache zu ignorieren. So weit, wie sie es selbst gern hätten, denken elitäre Satanisten eben bei weitem nicht immer. Denn die Ideologien der Nazis aus den hier beschriebenen Lagern passen kaum zusammen. Auch diesen ideologischen Unterbau beschreibt Peise in seiner Arbeit. Schwerer zu verdauen ist da schon der musiktheoretische Teil, der allerdings nicht weniger spannend ist, wenn man sich erstmal durchgeackert hat. Vor allem die Frage, ob und wie Musik politisch sein kann, versucht er zu beantworten – meiner Meinung nach eine sehr wichtige Frage gerade für die Metalszene, in der politische Elemente gern geleugnet oder ignoriert werden. Eine klare Antwort findet jedoch auch Steffen Peise nicht.

So ist auch das einzige, was mich an dem Buch stört, dass es kaum eine Haltung entwickelt. Es ist zwar üblich, in wissenschaftlichen Arbeiten möglichst objektiv, wertneutral und deskriptiv vorzugehen. Doch für sinnvoll halte ich dies nicht immer. Lediglich im letzten Satz warnt Steffen Peise, dass es künftig immer wichtiger werden wird, „dass vor allem die Mitglieder der einzelnen Subkulturen klare Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen, um einer Annektierung ihrer Szene vorzubeugen“. Wenn er diese Aussage, die schließlich schon in der Wortwahl im Titel mitschwingt, mehr in den Vordergrund gerückt hätte, wäre sein Buch noch stärker geworden. Wichtig ist es aber so oder so.